Bauwerk

Haus E
Dominik Aichinger - Zillingtal (A) - 2007

Mit einem Hang zur Eleganz

In den Hang eines prachtvollen Gartens setzte Architekt Dominik Aichinger ein exquisites Feriendomizil. Hinter einer Mauer aus rosa Quarzit offenbaren sich großzügige Wohnräume.

26. Juli 2008 - Isabella Marboe
Architekt Dominik Aichinger durchforstete sein Archiv, ließ seine schönsten Bauten fotografieren, betexten und zum Bildband drucken. Ein Exemplar schickte er jenem Ehepaar, das ihm den Dachboden verkauft hatte, in dem er heute lebt. Das Buch kam gerade richtig: Das Paar steckte zu der Zeit knöcheltief in der Planung eines Ferienhauses.

Aichinger wurde zu Rate gezogen. Er entwarf ein Haus, das voll ins Schwarze traf. Während das Erdgeschoß im Hang verschwindet, nimmt die Südfassade die Geländekante auf und öffnet sich mit einem vorgeschalteten Wintergarten ins Freie. Vorwitzig lugt die kupferverkleidete Box mit den Privaträumen der Bauherren über die Böschungsmauer, die das Haus rahmt und es zum integrativen Bestandteil einer kultivierten Gartenlandschaft werden lässt.

Der Baugrund liegt einen Steinwurf vom Steinfeldersee, der einst durch Braunkohleabbau entstanden war. Die Zufahrt im Süden liegt gerade noch im Burgenland. Von hier erstreckt sich über die Grenze zu Niederösterreich hinweg ein riesiger Garten mit Akazien, Magnolien und Kastanien. Auf der Hangkante im Norden fuhren früher die Hunte.

Wasser und Stein

„Das Wertvollste hier ist der Garten“, sagt Aichinger, „der Großteil ist eben, dann steigt der Hang über dem einstigen Gleiskörper steil an. Das Haus sollte wie ein traditioneller Weinkeller hinter einer Stützmauer im Hang verschwinden.“ Wie durch ein Portal schlüpft man unter einem kupferverkleideten Flugdach in den paradiesischen Garten. Eine zarte Bodenmarkierung bezeichnet die Landesgrenze zwischen den Bundesländern. Der Weg ist mit Quarzit gepflastert, auch die Mauer wurde mit dem hellrosa und ocker oszillierenden Stein verkleidet.

Ein Wasserfall ergießt sich aus dem Stein ins Schwimmbiotop. An der Sonnenterrasse ist eine 17 Meter lange, stützenfrei überspannte Öffnung in die Mauer eingeschnitten. Dahinter liegt ein Wintergarten mit raumhohen, rahmenlosen Isoliergläsern, die sich zur Gänze beiseite schieben und kompakt gebündelt hinter der Quarzitwand einparken lassen.

Schiebetüren sorgen für einen fließenden Übergang in die Wohnküche, in deren gigantischen Luftraum die Arbeitsgalerie ragt. Von hier können die Bauherren Fotos und Filme auf die weiße Wand gegenüber projizieren. Die Sonne, die im Norden durchs Oberlicht und im Süden durch die Fenster des Schlaf- und Badezimmers fällt, lässt den sechs Meter hohen Raum fast sakral erscheinen.

„Man hat nie das Gefühl, im Hang zu sein“, sagt die Baufrau, die stolz am weißen Möbel lehnt. Auch der fußwarme Eichenboden ist weiß gelaugt. Hinter dem Küchenblock ragt eine dunkle Schrankwand hoch, davor liegt der offene Raum mit dem Kamin, der von der Decke hängt. Dahinter steckt der Weinkeller tief in der Erde.

Eine rote Schrankwand am hangseitigen Mauerrücken bietet Stauraum für alle. Leicht gefiltert dringt die Sonne durch den Wintergarten in die drei Gästezimmer, in denen Söhne und Enkel an freien Tagen immer willkommen sind. Hinter dem begrünten Flachdach klettert dann der Hang zur Grundgrenze hoch, wo Ribisel wachsen und ein Nussbaum steht.

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