Bauwerk

Apartment D
destilat - Linz (A) - 2006
Apartment D, Foto: destilat Design Studio GmbH
Apartment D, Foto: destilat Design Studio GmbH

Die Wohnung als Schautribüne

Eine Wohnung ist zum Wohnen da. Sie kann aber genauso gut als Büro genutzt werden - oder als Schauraum. Das Wohn-Schau-Büro in Linz Urfahr ist ein Prototyp des Innenarchitektur- und Designbüros destilat.

14. März 2009 - Sabine Lintschinger
Hinter dem geheimnisvollen Label destilat stecken Thomas Neuber, Henning Weimer und Harald Hatschenberger. Die drei Designer sind nicht nur Profis auf ihrem Gebiet, sondern auch langjährige Freunde, die ihre Kräfte im gemeinsamen Unternehmen gebündelt haben. „Es muss in erster Linie Spaß machen“, erklärt Henning Weimer das oberste Prinzip im Team. Das ist vermutlich auch der Grund dafür ist, dass die Linzer Dependance nicht over- styled ist, sondern richtiggehend einladend und wohnlich wirkt.

Am Anfang stand die Idee, die eigenen Kreationen statt in einem kühlen Schauraum in einem lebendigen Ambiente zu präsentieren. Dazu brauchte die 140 Quadratmeter große Altbauwohnung im Stadtteil Linz Urfahr erst einmal ein ordentliches Refurbishing. Die Deckenmalerei musste freigelegt, die alten Eichenböden und Flügeltüren behutsam saniert werden. Entstanden ist eine charmante Kombination aus Alt und Neu: Gleich im Vorzimmer wird man vor dem Rundgang durch die Wohnung von churchill, einer Neuinterpreation des klassischen Fauteuils, höchstpersönlich begrüßt.

Wohn- und Arbeitsatelier

Da weiß man auf Anhieb, dass einem hier keine Dinge von der Stange geboten werden, sondern selbst- entworfene Designerstücke. So wie etwa der Küchentisch: Auf den Korpus aus massiver Weißbuche wurde dunkles Linoleum aufgezogen und der Boden quasi auf Tischhöhe angehoben. Der Prototyp dafür wurde in einer kleinen Manufaktur im Mühlviertel hergestellt, wo die Entwürfe von destilat regelmäßig zum Leben erweckt werden.

Das vierbeinige Möbel ist Arbeits- und Esstisch in einem. „Wir kochen bei der einen oder anderen Präsentationen auf und machen eine Flasche Wein auf“, sagen die Designer. Dass Leute in sein privates Domizil zu Besprechungsterminen kommen, scheint Harald Hatschenberger nicht zu stören: „Ich zeige gerne her, wie ich wohne.“ Und tatsächlich: Ein Blick in den Kühlschrank beweist, dass hier tatsächlich jemand wohnen muss.

Das Büro nebenan beherbergt Stoffmuster, Kataloge, Ordner und all das, was ein klassisches Home-Office sonst noch braucht. Das Wohlfühlen wird in diesen vier Wänden jedenfalls großgeschrieben: „Unsere Devise ist: Geht es dem Designer gut, geht es allen gut.“ - Ein Motto übrigens, das im Umgang mit Kreativen üblicherweise viel zu wenig beherzigt wird.

Ein Zuhause mit Möbeln, die von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden, mit schönen Teppichen, Lampen und Kunstfotografien an der Wand kann der Kreativität nur zuträglich sein. Und dann das Feuer: Im Wohnzimmer wurde ein offener Kamin eingebaut. Schon als Kind hatte der Designer eine Affinität zum Feuer. Der riesige Teppich davor wirkt wie eine Liegewiese, lädt zum Wohnen auf dem Boden und zum Betrachten der Flammen ein.

Weiterer Blickfang sind die beiden Spiegelkuben grandma und grandpa. Wenn das Licht angeht, kommen in den puristischen Möbeln unverwechselbare Konturen zum Vorschein. Der große Couchtisch offenbart sein barockes Innenleben, auf dem kleinen Beistelltisch erscheint plötzlich ein Häkeldeckchen. Das Spiel mit den Gegensätzen zwischen absolutem Minimalismus und großer Opulenz sorgte selbst auf der Designmesse in Tokio für Überraschung. Das Interesse galt nicht zuletzt der innovativen Technologie.

Besucher des bewohnten Schauraums dürfen auch ins Privatgemach eintreten. Schlafzimmer und Bad wurden beim Umbau loftig miteinander verbunden. „Dadurch vergrößert sich die Raumwirkung“, erklärt Hatschenberger. „Eine Lösung für jeden eingefleischten Single.“ Und selbst die Badewanne wird multifunktional genutzt. Bei Firmenfeiern und besonderen Veranstaltungen wird sie bis obenhin mit Crushed Ice angefüllt.

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