Bauwerk

Wohn- und Bürohaus Höttinger Au
Manzl Ritsch Sandner - Innsbruck (A) - 2009
Wohn- und Bürohaus Höttinger Au, Foto: B&R

Wohnbau Höttinger Au

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2010

12. November 2010 - aut. architektur und tirol
Wie im gemeinsamen Vorwort ausgeführt, hatte sich die Jury darauf verständigt, bei der Vielzahl der kaum vergleichbaren Einreichungen die Arbeiten auszuzeichnen, die zu einer intensiven, bisweilen strittigen Auseinandersetzung Anlass gaben. In ihnen steckt genügend Substanz, um bei ähnlichen Aufgabenstellungen kritisch nach Lösungen zu suchen.

Die Wohnanlage an der Unibrücke gefiel auf Anhieb durch ihre städtebaulich kompromisslose Setzung. Eine begehbare Skulptur, die mit dem nebulösen Begriff „halböffentlich“ kokettiert: ein Schlitz führt durch den von Laubengängen gesäumten schiefwinkligen Innenhof, dessen durchlässige Lattenverkleidung an ein schachtartiges Auditorium erinnert. Man muss den Eintritt wagen, es braucht aber kein Hinweisschild, dass man hier Privatgelände betritt, die Architektur legt eine deutliche Schwelle. An der umtriebigen Straßenecke zeigt der Block dagegen drastisch, wie er sich mit einer im Erdgeschoss eingeschnittenen Kante vom Gehweg zurücknimmt (um geplanten Tramgleisen auszuweichen). Auch die geometrisch verschobene Kontur des Baukörpers ist eine kunstvolle Antwort auf den disparaten Außenraum, zu dem auch die unruhig in die weiße Hülle gestanzten Fenster gehören.

Diese nachvollziehbaren Entscheidungen führten bei der Jury aber auch zur selbstkritischen Überlegung, ob der Architektenmaßstab sich nicht verselbstständigt hatte, also nur eine leidlich nutzbare Baukunst entstanden sei. Umstritten blieben etwa die Grundrisse, die sich mit der verzerrten Figur arrangieren müssen. Bis auf das 6. Geschoss gibt es keinen Freiraum, erst dort verfügen die Wohnungen über Dachterrassen oder in der Lochfassade verborgene Loggien. Als Familienwohnungen sind die Appartements aber nicht vorgesehen. Ursprünglich als Hotel gedacht, dient die umgeplante Anlage heute (besser gestellten) Studenten als Adresse, was aber, wie das nicht weit entfernte Bischof-Paulus-Heim zeigt (siehe Seite 16), auch mit einer offeneren Räson möglich ist. Hier geht es um eine gut gelöste Straßenrandbebauung, hinter der sich die Klausur studentischen Wohnens verbirgt. (Jurytext: Wolfgang Bachmann, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2010)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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