Bauwerk

Domplatz Linz
Hohensinn Architektur - Linz (A) - 2009
Domplatz Linz, Foto: Paul Ott
Domplatz Linz, Foto: Paul Ott
9. November 2009 - afo
Der neugotische Linzer Mariendom, der ab 1855 geplant und 1924 geweiht wurde, ist die größte Kirche Österreichs. Der Domplatz selbst war im Vergleich unübersichtlich und fast als „unfertig“ zu bezeichnen, da die ursprüngliche Idee, das gesamte Geviert zwischen Stifter-, Hafner-, Baumbach- und Herrenstraße von Gebäuden zu befreien und einen Park anzulegen, nicht umgesetzt wurde. Stattdessen führten unterschiedliche Eingriffe, wie etwa privat angelegte Vorgärten oder die Errichtung von Garagen zu einer städtebaulich unbefriedigenden, heterogenen Situation, die im Zuge eines Wettbewerbs geklärt werden sollte. Dieser umfasste außerdem die Errichtung eines Hotels und einer Tiefgarage sowie die Revitalisierung zweier barocker Bestandsgebäude an der Südwestseite des Platzes.

Eine der wesentlichen dem Projekt zugrunde liegenden Ideen war die Schaffung einer neuen städtebaulichen Situation: Der Domplatz wurde von diversen Einbauten befreit, die kreuzweise Plattenverlegung vermeidet die Entstehung einer dominanten Gerichtetheit zugunsten einer großzügigen, neutralen Fläche, die eine vielfältige Nutzung erlaubt. Im Bereich der Bestandsgebäude an der Herrengasse wurde durch die Miteinbeziehung der umgebenden Straßen sowie die solitäre Positionierung des neuen Hotels ein kleinräumiges, differenziertes Ensemble mit Plätzen und Gassen geschaffen – eine Verdichtung des nunmehr urbanisierten Domplatzes an der Schnittstelle zur Innenstadt, ein Platz am Platz.

Die beiden barocken Häuser wurden rückgebaut und revitalisiert bzw. ergänzt und beherbergen nun Langzeitapartments, ein Restaurant und Seminarräumlichkeiten.

Das neue Hotel ist ein selbstbewusster, skulpturaler Solitär, der einerseits auf die Lage und die Höhenentwicklung der benachbarten Bebauung reagiert, andererseits eine Antwort auf die zugleich filigrane und dominante Baustruktur des Domes ist. Der Baukörper „schwebt“ über dem Platz, seine Masse wird in einer Betongitterstruktur aufgelöst, seine plastische Ausformung – Fassadenknicke und eine Verjüngung nach oben hin – knüpft an die Gestaltung des Domchores an und unterstreicht die kleinteilige Ensemblewirkung mit den barocken Bestandsgebäuden.

Ein trichterförmiges, von oben belichtetes Atrium durchschneidet den Hotelkörper, wodurch enge, dunkle Gangsituationen vermieden werden und das Thema der Transparenz und Offenheit sich auch im Inneren wiederfindet. Die Zimmer selbst sind großzügig und luftig, raumhohe Glaswände stellen einen engen Kontakt zum Dom und zur unmittelbaren Umgebung her.
(Text: Eva Guttmann)

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