Bauwerk

Kultur- und Veranstaltungszentrum KiWi
Martin Scharfetter, Robert Rier - Absam (A) - 2010
Kultur- und Veranstaltungszentrum KiWi, Foto: Lukas Schaller

Kiwi – Kultur- und Veranstaltungszentrum Kirchenwirt

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2010

12. November 2010 - aut. architektur und tirol
Martin Scharfetters und Robert Riers Projekt trägt einen langen Namen. Zusammengesetzt aus Ortsbestimmungen und Funktionsangaben und einem Wirt, der zudem die Kirche in sich trägt, macht der Name bereits klar, dass die Konturen dieses Projekts – und es weigert sich etwas in mir es Bau zu nennen, obwohl es gebaut ist – nicht leicht zu fassen sind.

Es geht hier nicht primär um ein Gebäude oder um ein griffiges Objekt, es geht hier um die Konstruktion eines nicht genau begrenzten Konglomerats, das räumliche Lücken und Angebote für verschiedenste Funktionen und Tätigkeiten zu finden sucht, gleich ob in bestehenden Gebäuden oder in neu zu schreibenden. Ein suchendes „Schalten und Walten“, in dem Neubauteile, Altbauten, reformierte Altbauten, Räume, Zwischenräume und Programmteile, also Arten der Bewegung und des Verhaltens, zu Sinn konstruiert werden.

Um deutlicher zu verstehen möchte ich kurz zurückschauen. Martin Scharfetter hat vor einiger Zeit sehr überzeugend am Lanser See ein Haus für eine Familie gebaut. Dieses Haus wurde nicht auf einem Grundstück, nicht auf einem Stück Land, sondern in eine bestehende Holzkonstruktion, und es wurde nicht gebaut, sondern es wurde eingebaut. Ähnlich in Absam, wiederum wird nicht gebaut, sondern eingebaut, hier in eine urbane Textur. Graduell werden Erfordernisse eingewoben. Diese Montagearbeit direkt in die urbane Textur hinein ist selten gesehen. Sie aktualisiert und verstärkt den Ansatz des centrum.odorf von Froetscher Lichtenwagner und erweitert sich, so hoffen wir, zur starken Stimme im Kampf um die Urbanität in Tirol.

Martin Scharfetter und Robert Rier haben eine räumliche Textur konstruiert, von der aus man sehen kann, nicht unbedingt eine Architektur, die sichtbar sein muss. Es ist eine Konstruktion von Zusammenhängen, von Aufenthaltspunkten und Observationspunkten, die prinzipiell nach außen offen und nach außen anschlussbereit ist. Was meine ich damit. Nach außen offen und nach außen anschlussbereit? Ich meine z. B.: die Kirche, die sich über den Wirt in den Namen geschlichen hat, und den alten Kirchenraum selbst, der mühelos als Teil des Projekts gelesen werden kann und wir warten auf den Tag, an dem in der Kirche und im großen Veranstaltungsraum parallel Theater gespielt werden kann. (Jurytext: Wolfgang Tschapeller, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2010)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc