Bauwerk

Carport und Zubau
Rainer Pirker - Tirol - 2010
Carport und Zubau, Foto: Klemens Ortmeyer

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2010

12. November 2010 - aut. architektur und tirol
Die sechziger und siebziger Jahre haben nicht unbedingt ein Architekturerbe hinterlassen, das wir heute besonders schätzen. Meist werden charakteristische Merkmale nur wieder aufgenommen, um damit modisch zu kokettieren. Aber man findet selten einen Anbau, der kongenial und dennoch selbstbestimmt ein vorhandenes Haus dieser Epoche fortsetzt.

Um so überraschender, wie der Architekt dieser kleinen Gebäudeergänzung zwischen dem bestehenden Wohnhaus und der Landschaft vermittelt. Hinzu kamen lediglich eine Stellplatz-Überdachung und ein Raum im Untergeschoß, dazwischen ließ sich neben dem Eingang noch ein Terrassendeck einfügen. Die sich polygonal auffächernden Betondächer ergänzen den kantigen Kubus mit neuen Fluchten, sie harmonieren mit den massiven Steinen der Granitfassade, setzen aber zusammen mit einem neu modellierten Gartenweg eine versöhnliche Geste, als wollten sie die seinerzeit als fremdes Artefakt in die Landschaft gestellte Kubatur organisch mit der Topografie verbinden. Vorhandene Bäume und schräg geneigte Stahlrohrstützen sind keine Konkurrenten, ein offener Abstellraum zur Hangseite lässt die Architektur unsichtbar ausklingen.

Der zusätzliche Raum im Souterrain ist auch von außen über den erwähnten Gartenpfad erreichbar. Er wird lediglich von oben durch einen kaminartigen Schacht belichtet, der als schiefwinkliger rostiger Blechkasten die Brüstung der neuen, mit Bohlen ausgelegten Terrassennische bildet. Holz und Cortenstahl fügen sich in den gewachsenen Außenraum, neben der Tür wiederholt ein Regal für das Kaminholz noch einmal das Thema von Lagern, Ablagern, Rost und Rinde. Der Innenraum ist als ausgehöhlter weißer Polyeder an das aufgebrochene Kellergeschoss angeschlossen. Man rätselt angesichts der auf dem Boden sichtbar verschraubten schlierigen Stahltafeln über seine Verwendung. Licht kommt ausreichend von oben, wird von den Wänden reflektiert und gibt der gebrochenen Geometrie immer neue Facetten. Als sei es eine vielsagende Antwort an die in die Jahre gekommene Architektur. (Jurytext: Wolfgang Bachmann, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2010)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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