Bauwerk

Freiraum Campus WU
Landschaftsarchitektur, BOA büro für offensive aleatorik - Wien (A) - 2013
Freiraum Campus WU, Foto: BOA büro für offensive aleatorik GmbH
Freiraum Campus WU, Foto: BOA büro für offensive aleatorik GmbH
28. März 2014 - Az W
Freiräume werden in der Planung allzu oft stiefkindlich behandelt. Nicht so am Campus WU. Hier bietet der Freiraum gemeinsam mit der Architektur die Grundlage für das studentische Leben. Die Freiraumplanung stammt von BUSarchitektur, die auch für den Masterplan und das Hörsaalzentrum verantwortlich zeichnen. Die räumlichen Anforderungen des Campus bestehen im Wesentlichen in der Trennung zwischen Stadtraum und Universität durch eine grüne Grenze samt Übergangsbereich in den Campusraum, in der Ausbildung einer Platzsequenz von sechs Piazze mit jeweils unterschiedlichem Ambiente im Inneren der Bildungslandschaft und in der Abgrenzung einzelner Baufelder mit unterschiedlichem Nutzungsmix im Erdgeschossbereich.

Die Erdgeschosszone übernimmt im öffentlichen Raum eine tragende Rolle. Hier entscheidet sich, ob urbanes Leben zustande kommt – Stichwort Garagenzufahrten versus Geschäftsauslagen. Am Campus bildet die Erdgeschosszone gleichsam einen Motor für den Freiraum. Alle öffentlichen Nutzungen in den Gebäuden orientieren sich zum vorgelagerten Platz. Die Cafes, Shops und Aufenthaltsbereiche in den Gebäuden beleben zwangsläufig die vorgelagerten Plätze.

Die Hauptachse wird von den sechs freistehenden Gebäuden flankiert bzw. gerahmt und ist den Fußgängern vorbehalten, denn der Campus ist Fußgängerzone. Für den Radverkehr steht die außenliegende Umfahrungsschleife zur Verfügung. Abzweigungen führen zu den einzelnen Baukörpern, wo überdachte Abstellanlagen bereitstehen. Die strikte räumliche Trennung von Fußgängern und Radfahrern im zentralen Bereich scheint auf den ersten Blick unzeitgemäß. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass diese Entscheidung richtig war. Zum einen steht den Radfahrer:innen mit direkten Zufahrten zu den Gebäuden und überdachten Abstellanlagen ein attraktives Angebot zur Verfügung, zum anderen wirkt sich die Entschleunigung positiv auf den inneren Bereich aus, indem hier ein urbaner, belebter und gleichermaßen entspannter Stadtraum mit hohen Aufenthaltsqualtitäten entsteht. Potenzielle Angsträume werden durch eine übersichtliche Wegführung vermieden, alle Zugänge zur Tiefgarage sind natürlich belichtet.

Bäume und Sträucher bilden eine natürliche, grüne Einfassung rund um den gesamten Campus und bilden einen Filter zum Stadtraum und zum Straßenverkehr. Über sechs Eingänge und fünf Passagen kann der Campus 24 Stunden lang betreten, durchquert und verlassen werden. Der Ginkgobaum prägt als kontinuierliches Element diese Grenze. In Japan ist der Ginkgobaum der meistgepflanzte Straßenbaum und er ist auch in Wien immer häufiger zu finden. Seine Widerstandsfähigkeit, der schlanke Wuchs und die intensive Herbstfärbung machen ihn besonders wertvoll. Ein breiter Filter aus Ginkgobäumen in geordneten Gruppen verläuft südseitig am Gelände des Campus WU.

Der Freiraum am Campus WU wird als zusammenhängende Fläche wahrgenommen. Kleinräumig verfügt er über sehr unterschiedliche Quatlitäten. Im Freiraumkonzept sind diese Bereiche als Plätze ausgeweisen. Diese werden abschließend im Detail beschrieben.

Die Plätze im Detail
Die Executive Academy markiert am nordöstlichen Ende des Areals einen stark frequentierten Zugang. Der „Lounge Platz“ lädt hier zum Spielen und Verweilen ein und eignet sich gleichermaßen für repräsentativere Aktivitäten des Postgraduate Gebäudes der Universität. Eine knallgrüne Hügellandschaft bildet einen Eyecatcher, der die flüchtigen Besucher des Campus WU en passent anspricht. Dieser Platz bildet den Auftakt einer Platzsequzenz, die sich über 500 Meter entlang der Hauptachse durch den gesamten Campus zieht.

Flaniert man weiter, gelangt bald man zum „Expo Platz“. In leicht erhöhter Lage bietet die besonnte Plattform mit Blick auf das Wasserbecken Platz für Gruppen, die hier gemeinsam arbeiten. Die Bäume müssen noch ein wenig zulegen, dann werden sie Schatten spenden, damit die Lernenden einen kühlen Kopf bewahren. Der „urbane Balkon“ bietet einen guten Überblick über das Geschehen am Campus.

Ganz anders präsentiert sich der „Relax Platz“ gegenüber den Spezialbibliotheken. Auf Holzbänken, umgeben von Blumen, entspant man sich im Gebäudeschatten. Der Platz schmiegt sich an das südseitig angrenzende Gebäude von CRABStudio und verfügt über eine introspektive Atmosphäre. In der heißen Jahreszeit wird sich dieser Freiraum großer Beliebtheit erfreuen.

Das räumliche Zentrum am Campus bildet der „Stage Platz“. Die enorme Freifläche von fast 4.000 m² spannt sich vor dem Library & Learning Centre auf. Der Platz wird seinem Namen gerecht, indem der Freiraum zur Bühne wird. Die vorbeigehenden Menschen ziehen die Blicke auf sich. Keine Bühne ohne Publikum! Die Zuschauer finden sich hier auf den Tribünen, die den Platz einfassen und zum Sitzen und Schauen einladen.

Der „Patio Platz“ ist im Teaching Center integriert und verbindet die Selbststudienzonen im oberen Bereich des Sockels mit den Plattformen der Mensa-Terrasse und den Sitzstufen zur Fußgängerzone der Transversale.

Der „Forum Platz“ ist mit Longchairs aus Holz ausgestattet. Student:innen chillen hier nach dem Unterricht, treffen einander oder erholen sich vom Training im nahegelegenen Prater bzw. im Fitnessstudio am Campus. Der „Forum Platz“ liegt wie der „Patio Platz“ zwar außerhalb des Zentrums, bildet aber dennoch das Herzstück des Campus WU. (Text: Martina Frühwirth, nach einem Text der Architekt:innen)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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