Bauwerk

Sanierung Rathaus / Bildsteinhaus Kufstein
Rainer Köberl, Giner + Wucherer - Kufstein (A) - 2011
Sanierung Rathaus / Bildsteinhaus Kufstein, Foto: Lukas Schaller
Sanierung Rathaus / Bildsteinhaus Kufstein, Foto: Lukas Schaller

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2012

18. Oktober 2012 - aut. architektur und tirol
Das Bildsteinhaus und das Paramentenstöckl „stehen fein da“. Kein formales Palaver, wenn man sich vom oberen Markt her nähert. Eher Präsenz, wie auch der runde Festungskörper und die nahe aufstrebende Kirche und der am Hausfuß beginnende Kirchenweg. Man fühlt die Begrenzung eines örtlichen Bereichs, aber auch die Aufforderung, sich diesen zu erschließen.

Eine weiße über einem „plissierten“ Kragen nach oben atmende Masse, darin ein mächtiges Tor. Die im Tor „schwimmende“ weiße Tür lässt eine Passage erkennen. Man will diesen Weg nehmen, nicht die seitlich am Körper vorbeiführende Gasse. Eingetreten und begrüßt durch eine Art Portiersloge als Bürgerservice schlendert man durch die neue „Fügung der Häuser“. Man tritt durch ein verlängertes Gewölbe in ein räumliches Gelenk – die „Herzzone“ des neuen Organismus –, um durch ein weiteres Tor mit Tür in eine spätgotische Gewölbehalle und über wenige Stufen auf die Höhe des hinteren Platzes vor dem alten Rathaus hinaufzusteigen – beim Bildsteinhaus hinein und beim alten Rathaus wieder hinaus. Die Ungezwungenheit der Durchwegung unterschiedlicher Atmosphären setzt sich wie selbstverständlich im räumlichem Vertikalgefüge fort, und auch in der Art der Ineinanderwebung einer Vielfalt von Materialien.

Sowohl die Abfolge der Raumsequenzen wie auch die Verflechtung unterschiedlicher Materialien halten Distanz zur Struktur, um mehr wirksame Raumverschränkung als nur ein Konstrukt zu erzeugen, heben aber die Prägnanz der Struktur nicht auf.

Fein abgestimmte „Licht- und Schattentöne“, weiß, weißlich, gräulich, rauweiß, glänzendweiß und wenige lehmig orange-gelblich-braune Töne machen den Klang ebenso aus, wie die gelassenen Atmosphären der Säle im System – Orte wie der Bürgersaal, der nichts von seiner Bedeutsamkeit und Lage an der Traufenkante der Stadt ausspielt. Wenn „Klänge nicht Klänge sondern Schatten sind“, wie Morton Feldmann meint, dann wird die „Magie des Realen“, geschaffen von Rainer Köberl, Erich Wucherer und Thomas Giner, für den Ort wohl noch lange nachwirken. (Jurytext: Maria Flöckner, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2012)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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