Bauwerk

FeRRUM Ybbsitz
Wolfgang Hochmeister - Ybbsitz (A) - 2006
FeRRUM Ybbsitz, Foto: Bruno Klomfar
FeRRUM Ybbsitz, Foto: Bruno Klomfar
FeRRUM Ybbsitz, Foto: Bruno Klomfar
20. Juli 2011 - ORTE
Die jahrhundertealte Tradition der Eisenverarbeitung ist in Ybbsitz bis heute präsent und wird in Hammerwerken, in denen das traditionelle Handwerk veranschaulicht wird, ebenso gepflegt wie in vielerlei aktuellen künstlerischen Interventionen und Baumaßnahmen, bei denen das konstruktive und ästhetische Potenzial von Metall mit gegenwärtigen Mitteln ausgelotet wird. Das Haus Kremayr, ein bemerkenswerter Renaissancebau mit spätgotischen Wurzeln und spätbarockem Dach, das der Gemeinde schon etliche Jahre als Ausstellungs- und Veranstaltungsort diente, wurde dazu auserkoren, eine Informations- und Erlebniswelt zum wirtschaftlichen und touristischen Leitthema des Ortes zu beheimaten. Dies bedeutete einen architektonischen Balanceakt zwischen einer denkmalgerechten Sanierung des stattlichen Anwesens und notwendigen Adaptierungen, die sowohl der Substanz Respekt zollen als auch die Anforderungen einer erhöhten Besucherfrequenz erfüllen. Generell wurde die Struktur des Baudenkmals beibehalten, die Hauptfassade den Vorgaben des Denkmalschutzes entsprechend in einen Zustand versetzt, der jenem vor der letzten Renovierung in den 1970er Jahren entspricht, und die Biberschwanzdachdeckung durch dunkle Faserzementplatten ersetzt. Die neuen baulichen Interventionen heben sich in einer zurückhaltenden Architektursprache klar ab, ohne den Charakter der historischen Bausubstanz zu beeinträchtigen: Den Haupteingang betont der Kubus des Windfangs aus Stahl und Glas, an der Gebäuderückseite bildet das angebaute Stiegenhaus mit seinen Treppenläufen aus Sichtbeton, der Begrenzung aus Edelstahlgewebe und schlanken Handläufen einen lichtdurchfluteten Kontrapunkt – ein funktionaler Baukörper ohne Ambitionen, dem Altbau Konkurrenz zu machen. Spektakulärer Hauptschauplatz des Hauses ist das Dachgeschoss. Mittels einer sich vom Bestand abhebenden Stahlkonstruktion wurden in das beeindruckende barocke Gebälk des Dachstuhls mehrere über Rampen und Stiegen verbundene Ebenen eingefügt, auf denen in neun Themeninseln die Ausstellung multimedial inszeniert wurde. Neben der recht reichhaltigen Ausstellungsgestaltung birgt das Haus eine dichte Packung an touristischen, veranstaltungstechnischen und kommerziellen Nutzungen. Das spricht für die Robustheit und Tragfähigkeit der Gesamtstruktur des Gebäudes, aber etwas weniger davon gäbe seinen räumlichen Qualitäten mehr Entfaltungsmöglichkeiten.
(Text: Franziska Leeb)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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