Bauwerk

Penthouse K.
t-hoch-n - Wien (A) - 2012
Penthouse K., Foto: Rupert Steiner
Penthouse K., Foto: Rupert Steiner
Penthouse K., Foto: Rupert Steiner
5. Oktober 2012 - Az W
Der Dachbodenausbau entstand im Zuge der Gebäudesanierung und ist für die Eigentümerin mehr als ein Rückzugsort ins Private. Die Aufgabe der Architekten bestand darin, neben einem privaten Refugium auch Räume zu schaffen, in denen Kunst ins rechte Licht gerückt werden kann. Als Ausstellungsfläche bietet der Ausbau einen repräsentativen Rahmen für Empfänge, bis zu 70 Gäste betrachten hier in lockerer Atmosphäre die Kunstwerke der Galeristin.

Weiß ist die dominierende Farbe – die Wohnung als Tableau. Einzig die an der Decke montierten Lichtschienen bilden eine Ausnahme, sie sind in schwarz gehalten und als Fremdkörper in einer grafischen Anmutung ablesbar. Die Lichtplanung wurde von Professionisten übernommen und der gesamte Dachboden verfügt über eine extreme Leitungsdichte (über 2 km) nicht nur für Heizung und Kühlung, sondern für ein BUS System mit 700 m Glasfaserkabeln, welches Beschattung, Belichtung, Sound, Heizung und diverse Kombinationen von Lichtstimmungen ermöglicht. Wasser-Kühlelemente in den Wänden und dem Dach sowie entsprechender Sonnenschutz garantieren ein angenehmes Raumklima.

Dort, wo sich heute der großzügige Küchenbereich entlang der Ostseite erstreckt, hätte ursprünglich eine zweite Ebene den Luftraum in der Höhe halbiert, eine Trennwand hätte den Raum deutlich beschnitten. Während der Bau schon im Gang war, bot sich überraschend die Möglichkeit, den Dachboden mit der darunterliegenden Wohnung zu verbinden. Dies ermöglichte eine strikte Trennung zwischen repräsentativen, halböffentlichen und absolut privaten Bereichen.

Die Stiege aus weiß lackiertem Stahl mit eingelegten Eichenbrettern führt vom Wohnbereich hinauf zu einer versteckten Sonnenterrasse und hinunter zu den privaten Räumen – Schlafzimmer, Gästezimmer, Badezimmer und Schrankraum. Die Einrichtung entstand in enger Zusammenarbeit der Architekten mit einem Möbeltischler, ebenso wie der Architekt gerne tüfelt und Prototypen entwickelt. Die kunstverständige Bauherrin – sie ist Galeristin – sprach sich im Zweifelsfall stets für die großzügigere Lösung aus: mehr Luftraum, weniger Nutzfläche. Obgleich der finanzielle Rahmen für die Einrichtungen nicht eng gesteckt war, entschieden sich die Architekten für eine Badausstattung mit MDF Platten, die ringfest* lackiert wurde. (*die Oberfäche widersteht einem Ehering). Gerhard Binder arbeitet gerne mit „armen“ Materialien: gestrichener Stahl an Stelle von Chrom, MDF an Stelle von Corian.

t-hoch-n haben in Wien mit Dachbodenausbauten bereits Erfahrungen gesammelt und wissen um die Hürden bescheid, welche Behördenwege mit sich bringen, insbesondere der Brandschutz kürzt Entwürfe oft auf ein Fragment der ursprünglichen Idee zusammen. Für die Architekten stand außer Frage, dass die nordseitige Feuermauer durchbrochen werden musste, um den Blick über die Dachlandschaft Wiens von der erhöhten Blickwarte im 4. Wiener Gemeindebezirk auch gebührend zelebrieren zu können. Die MA19 verlangte im Bereich der Terrasse ein Dach, da die Fassade sonst vom Erscheinungsbild zerstört worden wäre. Laut Baupolizei darf sich jedoch kein Dach über dem Freibereich (Terrasse) befinden. Die Lösung der Architekten stellte letztlich alle involvierten Behörden zufrieden: ein vom Baukörper thermisch getrenntes Stahlsystem in Form einer Pergola. Für die Baupolizei ist das Dach bei der Terrassenglaswand zu Ende, für die MA19 stellt das Stahlsystem ein Dach mit einem Loch dar. Für das Raumerleben auf der Terrasse wirkt die Pergola positiv, indem sie den Luftraum rahmt und zugleich den Blick in die Weite lenkt. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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