Bauwerk

Draußen im Gefängnis
- Krems an der Donau (A) - 2011
Draußen im Gefängnis, Foto: Gabu Heindl
Draußen im Gefängnis, Foto: Gabu Heindl
12. April 2012 - ORTE
Ein Sportfeld mit Ecken und Kanten und einer weichen Sitzlandschaft hat Gabu Heindl für den Männer−Spazierhof der Justizanstalt Krems entworfen. Das Konzept macht den Hof trotz beengter Raumverhältnise dennoch zum Sportplatz. Der Maßstab wird dabei gestalterisch zum Thema gemacht, wenn im Männer-Hof ein Fußballplatz in 4-facher Verkleinerung eines „normal“ großen Platzes „reingefaltet“ wird, obwohl er sich eigentlich nicht ausgeht. Aus dieser Unmöglichkeit entstehen allerdings andere Qualitäten, wie etwa eine gefaltete Sitzlandschaft, abschürfsichere Seitenbanden, geknickte (Fußball-)Strafräume, etc. Dort, wo das Feld nicht weiterlaufen kann, weil eine Wand im Weg steht, faltet sich der Platz die Wand hoch. Und weil kein Gras wächst, ist er aus Kunstrasen. (Dieser kommt auf Sportplätzen außerhalb von Gefängnissen oft zum Einsatz, weil Wartung, Haltbarkeit und Spielqualität ohnehin besser sind als im Fall von Natur−Wiese.)
Durch die Überlagerung von Aufenthalts− und Sportzonen wird der kleine Außenraum zu mehreren Außenräumen: die Summe der „schaltbaren“ Raum−Nutzungen macht ideell aus 1m² konzeptuell mehrere m²:Fußball − verkleinert − längs im Hof, Badminton in Originalgröße, Sitzlandschaft in der maximal besonnten Zone, etc. Im Detail geht es um eine Rekontextualisierung der Wahrnehmung einzelner räumlicher Elemente, die in der Justizanstalt zweckmäßig vorhanden sind, jedoch auch aus anderen Alltagsnutzungen bekannt sind. Diese alltäglichen Nutzweisen in den Vordergrund zu stellen und zu verstärken, bringt ein Stück „Alltags-verständnis“ in die Gefängnisräume, die für die Insassen ihrerseits Alltag sind. Zum Beispiel werden außerhalb des Gefängnisses da und dort Gitter aufgezogen, wie etwa rings um Fußballplätze. Genau solche Nutzungen zu aktivieren, nimmt dort, wo es eben viele Gitter gibt – im Gefängnis – dem Gitter die monofunktionale Idee des „Eingitterns“. Das Gitter im Männer-Hof ist auch Fußball-Platz Abgrenzung, die Gitter vor den Fenstern schützen die Glasscheiben vor den Bällen. Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Justizministerium und wurde kuratiert von trafo.K.
(Text: Gabu Heindl)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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