Bauwerk

Unternehmenszentrale Bestattung und Friedhöfe Wien
DMAA - Wien (A) - 2012

Bestattung und Friedhof auf ewig vereint

Die zwei städtischen Unternehmen Bestattung und Friedhöfe Wien haben sich zusammengeschlossen. Künftig sollen sie auch im selben Gebäude untergebracht sein: in einem Neubau beim Zentralfriedhof.

22. Juli 2010 - Wojciech Czaja
Wer einen nahestehenden Verblichenen zu seiner letzten Ruhestätte begleitet, der muss sich zurzeit noch an die Zentrale in der Goldegggasse 19 im 4. Wiener Gemeindebezirk wenden. Wer nach Ablauf von zehn Jahren hingegen das Grabnutzungsrecht verlängern will, der muss wiederum in die Innenstadt pilgern, genauer gesagt in die Werdertorgasse 6. Das wird sich bald ändern.

Mit 1. Juli 2010 wanderten die Bestattung Wien GmbH und die Friedhöfe Wien GmbH, beide hundertprozentige Töchter der Wiener Stadtwerke, in die neu gegründete B&F Wien Bestattung und Friedhöfe GmbH. Anfang 2012 soll die neue Allianz mit einem entsprechenden Büroneubau am Wiener Zentralfriedhof besiegelt werden.

„Wir wollten klare Verhältnisse schaffen“, sagt Christian Fertinger, Geschäftsführer der B&F Wien. Die Zusammenlegung der beiden Unternehmen habe vor allem strategische und administrative Gründe. „Bisher war die Bestattung den Friedhöfen übergeordnet. Theoretisch hätte die Bestattung den Friedhöfen, die ihre Infrastruktur auch Mitbewerbern anbieten, sagen können, was sie zu tun haben.“ Diese Möglichkeit bestehe nun nicht mehr. Durch die Neustrukturierung agieren Bestattung und Friedhöfe gleichrangig nebeneinander. Mit den Sargerzeugern in Wien-Atzgersdorf und den rund 200 Saisonarbeitern beschäftigen Bestattung Wien und Friedhöfe Wien derzeit knapp 1000 Mitarbeiter.

Trotz der Zusammenlegung von Abteilungen - vor allem im Bereich Human Ressources, Rechnungswesen und Kommunikation - sei derzeit kein Abbau von Mitarbeitern vorgesehen. Fertinger: „Bei Nachbesetzungen werden wir in Zukunft sicherlich genauer hinschauen, aber vorerst bleibt für die Mitarbeiter alles beim Alten.“

Nach der Neuorganisation erfolgt Anfang 2012 dann der Umzug in die neue gemeinsame Unternehmenszentrale. Das Bürohaus nach Plänen des Wiener Büros Delugan Meissl Associated Architects, das als Sieger aus einem EU-weiten offenen Wettbewerb hervorgegangen ist, entsteht am Zentralfriedhof, genau gegenüber von Tor 2. Ende August ist Spatenstich. „Es gibt in Wien zwar 52 Friedhöfe, doch rund ein Viertel bis ein Drittel aller Bestattungen finden am Zentralfriedhof statt“, sagt Fertinger.

„Bei so einer Bauaufgabe muss man als Architekt sehr sensibel vorgehen“, sagt Projektleiter Philip Beckmann. „Wir wollten die Außenform bewusst schlicht belassen und werden daher rund um den Baukörper eine einheitliche weiße Fassade mit Glas- und Sichtschlitzen ziehen.“ Die expressive Architektur, für die Delugan Meissl - die Erbauer des Porsche-Museums in Stuttgart - sonst bekannt sind, wird in diesem Fall zugunsten der Ethik gezähmt und gebändigt.

Eine Besonderheit ist die Haustechnik: Geheizt wird mit der Abwärme der nahegelegenen Feuerhalle. Berechnungen zufolge reicht die Wärmemenge dafür vollends aus. Gemeinsam mit zwei weiteren Teilprojekten am Zentralfriedhof - einem neuen Werkstättengebäude (Arge Johannes Kaufmann und Riepl Riepl Architekten) und einem unterirdischen Bestattungsmuseum samt Infopoint (Architektin Elsa Prochazka mit Baumschlager & Eberle) - belaufen sich die Gesamtinvestitionskosten auf rund 30 Millionen Euro.

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