Bauwerk

Kindergarten Muntlix
HEIN architekten zt - Zwischenwasser (A) - 2013
Kindergarten Muntlix, Foto: Robert Fessler
Kindergarten Muntlix, Foto: Robert Fessler
20. April 2014 - vai
Die Baukulturgemeinde Zwischenwasser hat seit zwanzig Jahren einen Gestaltungsbeirat. Es lag also nahe, für den Neubau des Kindergartens einen Wettbewerb auszuschreiben, nachdem das langjährige Provisorium ausgedient hatte. Gefragt war ein kompaktes, ökonomisch-ökologisches Gebäude.

Nun fädeln sich alle Kommunalbauten (Gemeindeamt, Jugendhaus, Pfarrhaus, Schule) an der Fidelisstraße, die Längsachse zur Kirche, auf. Etwas zurückgesetzt von der Straße und den Nachbargebäuden, entsteht mit dem neuen Kindergarten ein Vorplatz, der die straßenübergreifend abwechselnde Platzfolge vom Gemeindesaal bis zur Kirche vervollständigt. Der Pavillon orientiert sich gleichwertig in alle Richtungen, wie ein Kleeblatt im weiten Grün. Eine kompakte Kiste, und doch wird sie durch die Gliederung des Baukörpers vielschichtig erlebbar: Die thermische Hülle bekommt Loggien und einen Eingangsanbau vorgehängt. Kalträume also, die mit der rot-grün schimmernden Fassade in einem Guss zur Skulptur gehören. Der changierende Effekt ergibt sich durch Lasierung der vertikalen Fassadenlatten, auf einer Seite rot, auf der anderen Seite grün, stirnseitig bleibt Holz natur. Das kompakte Gebäude ist ein Holzbau mit Passivhausstandard. Das benötigte Konstruktionsholz kommt aus dem Gemeindewald.

Auch im Inneren wird klar gegliedert und diffizil verzahnt. Die Garderoben bilden Gassen in der kleinen Stadt, die Holztreppen Passagen nach Draußen. Überall, auch im Bewegungsraum, geht ansonsten der Stampflehmboden durch. Das Aushubmaterial wurde mit Schubkarren ins Haus eingebracht. Die Gemeinde Zwischenwasser machte daraus ein Bürgerbeteiligungsprojekt, bei dem die Mitarbeiter des Bauhofs und die Asylwerber aus den beiden Heimen einbezogen wurden. Fachmännisch gestampft ergibt sich eine haptisch ansprechende Oberfläche und der Boden dient zudem als Speichermasse für den Holzbau.

Die Raumeinteilung ist klug angelegt. Insgesamt drei Gruppenräume hängen jeweils mit einem Ausweichraum für Schlafen, Lesen zusammen, dazwischen eingeschoben ist ein Block mit Nassräumen, von der Garderobe aus begehbar, innen Küche und Lager. Diese Sequenz lässt sich mit Vorhängen und einer Schiebetüre zonieren. Räumliche Vielfalt, trotz einfach klarer Grundrissen, kompakt und ökonomisch. Man spart sich den Lift, denn alles was ein Kind braucht, ist auch im Erdgeschoß. Die Raumhöhe (2,90 m) bleibt auf Kindergröße proportioniert. Von den zwei oberen Gruppen führt eine eigene Treppe (gleichzeitig Schmutzschleuse) direkt in den Garten. Der Multifunktionsraum mit Küche wird seinem Namen gerecht und kann sich bei Gelegenheit großzügig zum Eingangs-Vorplatz öffnen.

Ökologie | Bei der Planung und Errichtung arbeitete man eng mit dem Energieinstitut und dem Umweltverband zusammen und hielt sich an die Vorgaben des Vorarlberger Kommunalgebäudeausweises. Baumaterialien wurden durch eine eigene ökologische Bauleitung überprüft und freigegeben, nach Fertigstellung des Baus die Kontrollmessung auf Schadstoff- bzw. Lösungsmittelgehalt der Raumluft durchgeführt. Weiters gibt es Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung für gute Luftqualität und minimale Lüftungswärmeverluste, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die mehr Strom zurück ins Netz speist als verbraucht wird. Der Großteil der verwendeten Baumaterialien besteht aus nachwachsenden Rohstoffen, so hinterlässt das Plusenergiegebäude über seinen Lebenszyklus einen minimalen „ökologischen Fußabdruck“. (Text: Martina Pfeifer Steiner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at