Bauwerk

Anton Bruckner Privatuniversität - Neubau
Architekturbuero 1 - Linz (A) - 2015

850 Studenten üben eingehüllt in 365 Lamellen

Am neuen Gebäude der Bruckner-Uni, am Fuße des Pöstlingbergs, wird fieberhaft gearbeitet. Ein Lokalaugenschein.

24. Januar 2015 - Helmut Atteneder
Die Architekten des neuen Bruckner-Universitätsgebäudes haben sich viel vorgenommen: Ein umweltfreundliches Passiv-Haus sollte es werden, mit filigraner Schall- und Akustiktechnik und auf dem neuesten Stand. Eingehüllt in 365 Lamellen, die dem Haus ein unverwechselbares Gesicht geben.

Hundertschaften an Professionisten sind derzeit am Arbeiten. Tausende Kilometer Kabel, unzählige Rohre, Lüftungssysteme, hunderte kreisrunde Auslässe – im Fachjargon heißt das „hocherschlossene Bauweise“. Bis Ende Juni soll das Gebäude zur Übersiedlung freigegeben werden. „Ich gehe davon aus, dass wir das hinkriegen. Jedenfalls schlafe ich nicht schlecht, und wenn etwas trotzdem schiefgeht, dann ist es dumm gelaufen“, sagt Brigitte Mössenböck. Die Uni-Direktorin hat den Überblick über das unüberschaubar Wirkende, sie ist für die Einhaltung des Zeitplans, die Abläufe, die Kommunikation und die Finanzen verantwortlich.

Der Boss ist eine Frau

So wohnen auch zwei Seelen in der Brust der Linzerin, die Volkswirtin und „leider“ keine Musikerin ist: „Natürlich gäbe es noch weitere Investitionen, aber ich bin verpflichtet, das Budget auf Punkt und Komma einzuhalten.“

Im Erdgeschoß wird gerade an einer Weltneuheit getüftelt. Nachdem Akustikmessungen und Simulationen ergeben haben, dass der geplante Vorhang dem Raumklang nicht optimal förderlich ist, werden die vier Veranstaltungsräume nun mit gewelltem Rigips verkleidet. „Das gab’s noch nie“, sagt Mössenböck. Im ganzen Haus gibt es nur einen einzigen rechteckigen Raum (die Studiobühne der Schauspieler und Tänzer), um dem gefürchteten Flatterecho zu entgehen. Die Schlagzeuger und Blechbläser müssen aus „Lärmschutzgründen“ im Keller proben.

Ab Juli wird übersiedelt – von der Wildbergstraße zu den ehemaligen Hagengründen. Ab 1. Oktober beginnt der Unterricht für die rund 850 Tänzer, Sänger, Schauspieler und Musiker im neuen Haus.


Zahlen, Daten, Fakten und Meinungen zum neuen Uni-Gebäude

42,9 Millionen Euro (Basis 2009) und keinen Cent mehr darf das neue Gebäude kosten. Das Geld kommt vom Land OÖ. Der Passivhaus-Bau wurde vom Linzer Architekturbüro1 geplant.

100 Räume (Unterricht und Vorträge), 10 Säle für Schauspiel, Tanz und elementare Musikpädagogik sowie vier Veranstaltungssäle (Konzertsaal, Orgel- und Kammermusiksaal, Studiobühne für Schauspiel und Tanz und Studio für Computer- und verstärkte Musik) für 600 Besucher stehen zur Verfügung.

850 Studenten und 220 Lehrende sind in der neuen Bruckner-Uni auf dem Pöstlingberg untergebracht.

8600 m² beträgt die Nettonutzfläche des Gebäudes, der gesamte Bauplatz auf den ehemaligen Hagengründen am Fuße des Pöstlingbergs ist 16.786 m² groß.

1. Oktober 2015: der erste reguläre Unterrichtstag. Ende Juni wird der Bau fertiggestellt sein, die Orgel wird erst 2016 eingebaut, weil der Saal dafür absolut trocken sein muss.

27. November 2015: offizielle Eröffnung des Gebäudes

„Die Freude über das neue Gebäude ist extrem groß. Es wird ein neuer Schwung in den Betrieb
hineinkommen, es ist ein echtes Aushängeschild.“
Josef Eidenberger, Vizerektor (zuständig für die Eröffnungsfeier)

„Es ist eine gewisse Herausforderung, hier den Überblick zu bewahren, auf alle Wünsche einzugehen und dabei das Budget einzuhalten. Ich schlafe deswegen nicht schlecht.“
Brigitte Mössenböck, Projektleiterin


Zwei Fragen an Ursula Brandstätter, Rektorin Bruckner-Uni

Die gebürtige Eferdingerin ist seit 1. September 2012 Rektorin an der Bruckner-Uni. Zuvor lehrte sie unter anderem an der Universität der Künste in Berlin.

Frau Brandstätter, mit welchen Ambitionen siedelt die Bruckner-Uni ins neue Haus?

Die Vorfreude ist bei allen schon sehr groß. Allein die Tatsache, dass endlich alle Studenten in einem Haus sind, wird sich positiv auswirken. Bisher hatten wir ja drei Standorte. Durch die offene Bauweise wird es viele informelle Begegnungen geben.

Also ein Tänzer trifft einen Schauspieler, dann kommt ein Musiker dazu, und ...

... daraus wird ein spartenübergreifendes Projekt, genau so. Wir wollen im ersten Jahr das Haus und uns präsentieren. Es gibt schon viele Anfragen für Hausführungen. Durch die Architektur hat man beim Betreten des Gebäudes das Gefühl, man geht in eine Skulptur hinein. Das ist ein idealer Rahmen für künstlerische Initiativen. Wir wollen zusätzlich zu den klassischen Formaten in den Veranstaltungsräumen das ganze Haus bespielen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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