Bauwerk

Wohnheim Olympisches Dorf Innsbruck
ARTEC Architekten - Innsbruck (A) - 2014
Wohnheim Olympisches Dorf Innsbruck, Foto: Lukas Schaller

ZV-Bauherrenpreis 2015

2. November 2015 - newroom
Das Wohnheim im Olympischen Dorf entstand in einer speziellen Situation. Nach erfolgloser Suche nach Baugrund, um für die Senioren im Areal ein adäquates Quartier zu schaffen, beschloss die Stadt, eine Stelle zu bebauen, die teilweise im Bauland liegt, zum Teil aber ins gewidmete Grün am Inn hineinreicht. Für den dazu ausgelobten Planungswettbewerb war dann die größtmögliche Freihaltung der Grünbereiche gefordert. Das siegreiche Projekt von ARTEC Architekten bewältigte die kontroversielle Vorgabe mit Bravour. Das Bauwerk überspannt den Park in fünf bis acht Metern Höhe, ragt wohl weit über die „erlaubte“ Bauflucht hinaus, schafft aber für die Öffentlichkeit in einer 350 m langen Uferzone ganz neue Angebote: einerseits überdachte Frei- und Aufenthaltsflächen an der Promenade, ökologisch revitalisierte und feinmodulierte Grünanlagen sowie einen zusätzlichen Kinderspielplatz, - und andererseits Verbindung in allgemeine Sonderräume des Heims - die runde Kapelle ganz vorne, das Café samt Mehrzweckraum beim Foyer -, die wie Anker- oder Fußpunkte von den aufgeständerten Trakten zum Gelände herunterreichen. Um das umzusetzen waren komplexe Grundstücksregelungen nötig: der Abgleich zwischen Bund, Stadt und Neue Heimat, der Hochwasserschutz, die passgenaue Umwidmung im Grün entlang der Baukanten. Vor allem war enorm viel Überzeugungsarbeit zu leisten mit Anrainern und Protestaktionen - gegen die Rodung von Bäumen und anderes. Die Überschreitung der selbstgesetzten Grenzen hat sich aber in jeder Hinsicht gelohnt und dem Projekt nachhaltige Gewinne an sozialer Relevanz gebracht. Das ursprünglich dicht verwachsene Grünland ohne Bezug zum Wasser wurde zum vielseitig nutzbaren Park für alle Bevölkerungsgruppen, ergänzt durch die Verwebung von Öffentlichkeit und Heimsphäre über die erwähnten Raumgelenke. Auch innenräumlich und energetisch setzt der Bau Maßstäbe, bietet an den Enden der im Dreieck aufgespannten Zimmerflügel lichte Allgemeinräume mit Panoramasicht zum Park, zum Inn, rundum in die Berge, mit Freiterrassen in luftiger Höhe, mit ebenso übersichtlich wie feinmaschig gestalteten Schwellen zwischen Privatem und Allgemeinem. Sogar an einem nebelverhangenen Morgen beeindruckte beim Juryrundgang die freundliche, helle Atmosphäre des Ganzen, das lebhafte Ineinander aller Ebenen, das anregenden Spiel von Innen und Außen, von Raum und Bau und einmaliger Landschaft. (Jurytext: Otto Kapfinger)

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