Bauwerk

Schwimmbad Allmendli
illiz architektur - Erlenbach (CH) - 2016
Schwimmbad Allmendli, Foto: Hertha Hurnaus
Schwimmbad Allmendli, Foto: Hertha Hurnaus
10. Juni 2016 - newroom
Die ausgediente Unterkunft für Rettungstruppen am Rande des Schulcampus Erlenbach lag versteckt unter einem dicht bewachsenen Hügel und einem in die Jahre gekommenen Sportplatz. Von aussen nur erkennbar durch zwei in den Hang gegrabene Zufahrten, wartete sie auf eine neue Bestimmung. Fehlende Angebote für den Schwimmunterricht der Kinder in der Seegemeinde sowie die Nähe zu den Schulanlagen machten den Standort für die teilweise Umnutzung in ein Lehrschwimmbad attraktiv und es wurde 2012 mittels selektivem Vergabeverfahren ein geeignetes Generalplanerteam für diese Bauaufgabe gesucht.
Die Aufgabenstellung sah vor, alle Bereiche des Bades in dem unterirdischen Schutzbau unterzubringen. Das Team bestehend aus Pöyry Schweiz AG und dem Büro illiz architektur konnte die Auslober mit einem alternativen Ansatz überzeugen: Anstatt das Erdreich unter der Truppenunterkunft zur Schaffung des notwendigen Beckenvolumens aufwendig auszuhöhlen, wird das Becken in die bestehende unterirdische Kubatur nur hineingehängt. So liegt der Wasserspiegel ebenerdig im Gelände und ermöglicht einen weiten Ausblick auf den Zürichsee. Im unterirdischen Bestand werden neben Becken und Hubboden die Haus- und Schwimmbadtechnik sowie die Eingangshalle mit anschliessendem Garderobentrakt untergebracht. Die eigentliche Badehalle wird als lichtdurchfluteter Pavillon über das neue Becken gestülpt und markiert nun den städtebaulichen Abschluss des Schulareals.

Dunkle Quader an der Geländekante

Heute ruhen zwei scheinbar ineinander verschlungene dunkle Quader an der Geländekante und nur wenig erinnert an die ursprüngliche Situation. Die Südostecke der Militärunterkunft wurde freigelegt und Teile der Aussenwand entfernt. Zwischen zwei flankierenden Stützwänden spannt sich eine geschosshohe Glasfassade auf, die den Blick in das bisher versteckte Innere des Gebäudes freigibt. Tief-dunkelgrüne Wandplatten strahlen nach aussen und assoziieren den Moment des Eintauchens in einen schattigen, klaren See. Diese diffus leuchtende Atmosphäre setzt sich von der Eingangshalle in den Garderobenbereich fort. Erst wenn man über den schmalen Treppenraum im Innern der Badehalle wieder an die Oberfläche steigt, wird auch die Wandgestaltung lichter – auf Höhe der Wasseroberfläche gleicht sie einem sonnigen Ufer in silbrig-grün und zartrosa.

Spiel zwischen Leichtigkeit und Massivität

Wenngleich die mit farbigen Platten gestalteten Wandoberflächen den Bau unmissverständlich in ein Schwimmbad verwandeln, so bleibt doch der massive, rohe Charakter der alten Anlage weitgehend erhalten. Im Untergeschoss wird die Betondecke mit einem Schutzanstrich versehen, jedoch bleiben die Leitungsführungen sichtbar, Gänge und Umkleiden sind indirekt beleuchtet. Nur die über die belichtete Front hingestreckte Eingangshalle tritt klar hervor aus der Oberfläche eines tief im Hang steckenden, massiven Betonkörpers.
Konstruktiv wie formal werden der freigelegte Bestand und das ihm aufgesetzte Tragwerk zu einer neuen Einheit gefügt. Eine massive Betonkassettendecke überspannt die gesamte Grundfläche der Badehalle und ruht an ihren Rändern auf einer dichten Reihe schlanker Betonstützen. Fast schwebend wirkt die Decke über dem zarten Plattenmuster, das die Innenwände bespielt. Zwischen den Stützen faltet sich der silbergraue Boden zu Sitzbänken, die das Becken umrahmen. Schliesslich umhüllt eine filigrane Glasfassade das rohe Betongerippe wie eine Blase: Zwar stehen Stahl- und Betonstützen in einer synchronen Abfolge, doch auch in einem signifikanten Abstand zueinander. Wenn der Innenraum in der Dämmerung zu leuchten beginnt, wird das kontrastreiche Spiel zwischen Leichtigkeit und Massivität besonders deutlich. Die dunkle Gebäudehülle scheint sich aufzulösen und offenbart die Plastizität der tragenden Struktur mit ihrer ganz besonderen Tektonik. (Text: Architektinnen)

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