Bauwerk

Ausweichstation LKH Graz Süd-West, Standort Süd
sps architekten, Irmfried Windbichler - Graz (A) - 2017
Ausweichstation LKH Graz Süd-West, Standort Süd, Foto: Paul Ott
Ausweichstation LKH Graz Süd-West, Standort Süd, Foto: Paul Ott
14. Dezember 2021 - HDA
Der jüngste bauliche Neuzugang des Landeskrankenhaus Graz Südwest – die Ausweichstation, in der während des Umbaus bestehender Trakte bis zu 36 Patient:innen in drei Stationen untergebracht werden können – ist in seiner Anlage und Bauweise eine Pionierleistung und ein deutliches Signal für einen ebenso professionellen wie vertrauensvoll-wertschätzenden Umgang mit Psychiatriepatient:innen: Denn die von Architekt Irmfried Windbichler als eingeschossiger, luftiger, pavillonartiger Baukörper zwischen den Bäumen entworfene Station wurde von sps÷architekten als reiner Holzbau umgesetzt. Eine Novität im Spital, deren konsequente Umsetzung auch der großen Überzeugungskraft des KAGes-Planungsteams unter der Leitung von Rupert Richter-Trummer zu verdanken war.

Der Bauplatz für die neue Ausweichstation liegt idyllisch in dem parkähnlichen Areal: Viele alte Laubbäume mit großen Kronen prägen das unregelmäßig geformte Grundstück. Die Architekten setzten einen niedrigen, eingeschossigen Baukörper leichtfüßig wie einen Pavillon auf das Gelände und unter das Blätterdach des Parks.
Grundsätzlich ist der Grundriss des Pavillons um das zentrale Atrium organisiert, das gleichermaßen von den Gängen eingefasst wird und – transparent verglast, mit einem Baum und Terrasse in der Mitte – auch als Quelle für Sonnenlicht, einen schönen, beruhigenden Aus- und Durchblick und Aufenthaltsort im Freien bietet.

Jede Station besteht aus sechs Patientendoppelzimmern. Grundsätzlich liegen die Zimmer alle gartenseitig. Dazwischen sind die Therapieräume, die Teeküche und ein weiterer Sozialraum an der anderen Seite des Atriums untergebracht. Bei Bedarf kann eine Station als geschlossener Bereich genutzt und von den anderen getrennt werden.
Ursprünglich war überlegt worden, die Patient:innen während des Umbaus ihrer Stamm-Stationen temporär und provisorisch in Containern unterzubringen, dann aber erwies sich die Umsetzung als reiner Holzbau als kostenmäßig durchaus konkurrenzfähig, von der erwartbaren Atmosphäre und Aufenthaltsqualität her war sie den Containern weit überlegen. Die Ausführungsplanung und Umsetzung des Entwurfs übernahmen mit sps÷architekten ausgewiesene Experten im Holzbau. Es ist das erste Mal, dass die Holzmodulbauweise im Spital angewandt wird. Die modulare Bauweise und Vorfertigung ermöglichten eine Rekordbauzeit von sechs Monaten.

Der Pavillon wurde mit einer Fassade aus unbehandelter, sägerauer Lärche verkleidet. Gegessen, kommuniziert oder gespielt wird in den hellen Tagräumen mit Terrasse. Jedes Zimmer hat drei Meter lichte Raumhöhe, seinen eigenen Ausblick ins Freie und eine spezifische Farbigkeit: Fenster aus Fichte treffen auf weiß lasierte Wände aus Fichte. Dazu naturbelassenes Eichenparkett am Boden. Generell wurden ausschließlich gedämpfte Naturtöne mit kontrastierenden Farbakzenten verwendet. Auch die abgehängten Decken am Gang tragen unterschiedlich breite Streifen in diesen Farbtönen. Das erleichtert die Orientierung zusätzlich, strukturiert und dynamisiert diese Bewegungszonen.

Diese Architektur leistet vom Entwurfskonzept in seinem menschlichen Maßstab, den Blickbezügen zwischen den Innenräumen und zur umgebenden Natur, den Freiflächen, den sie den Patienten und Patientinnen bieten bis hin zum Detail der Möbel, ihrer warmen Holzoberflächen und dem guten Geruch, vieles um den Heilungsprozess von psychisch Kranken zu unterstützen. Ihre Umsetzung in Holz beruht auf dem Vertrauen, das alle Beteiligten in einander und in den Prozess hatten und spiegelt damit auch eine wesentliche Voraussetzung zur Gesundung wider. (Text: Architekten, basierend auf einer gekürzten, adaptierten Beschreibung von Isabella Marboe)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at

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