Bauwerk

Weinhof Locknbauer
Mascha Ritter - Pichla bei Radkersburg (A) - 2021
Weinhof Locknbauer, Foto: Simon Oberhofer
Weinhof Locknbauer, Foto: Simon Oberhofer
18. Oktober 2022 - newroom
Die alte Hofstelle des „Locknbauers“ liegt auf einer landschaftlich reizvollen Geländekuppe in der südöstlichen Steiermark. Auf dem von Weinbergen umgebenen Grundstück entstand für einen jungen Winzer ein neues Betriebsgebäude, das unter starkem Bezug zur regionalen Bautradition den Charakter und die räumliche Qualität der vorgefundenen Anlage bewahrt.
Der Entwurf des Haupthauses interpretiert den Typus des ehemaligen Langhofgebäudes neu und intergiert dabei die Nutzungen von Wein-Herstellung und -Verkostung samt Verkauf in einem einzigen Gebäuderiegel.
Auch das typische, einseitig auskragende Vordach wurde wieder aufgenommen und spannt zum Innenhof hin einen geschützten Außenbereich zwischen sich, einem neu errichteten Nebengebäude und dem bestehenden Wohnhaus auf.
Vom alten Bauernhof blieb ein massiver Ziegelkörper mit Gewölbedecke erhalten, der von drei Seiten durch den Neubau umschlossen und gestalterisch so integriert wurde, dass von außen gesehen lediglich noch die traditionellen Stallfenster auf den historischen Bestand hindeuten. Alt und Neu wurden zu einem massiven Sockelgeschoss verschmolzen. Der zum Fasslager umgenutzte Bestandsraum bildet nun eine Trennung zwischen dem vorderen, öffentlichen und dem abgewannt liegenden Produktionsbereich.
Unter einem offenen Holztragwerk sind alle Komponenten zu einer Einheit zusammengefasst. Die fein detaillierte Konstruktion aus Fichtenholz prägt sowohl den Innenraum als auch den Rhythmus der Fassade. Großzügige Innenräume, die visuellen Bezüge zur Umgebung sowie Einblicke in verschiedene Gebäudebereiche ermöglichen den Besuchern ein gesamtheitliches Erleben von Örtlichkeit, Produkt und dessen Herstellung.
Der Innenraum setzt auf die räumliche Kraft der klaren Konstruktion in Verbindung mit einfachen Materialien und handwerklichen Details. Während das Erdgeschoss, abhängig von den jeweiligen räumlichen Erfordernissen, von robusten Oberflächen, rohem Mauerwerk und Sichtbeton geprägt ist, wurde der obere Teil des Gebäudes entsprechend seiner Konstruktionsweise ganz in Holz eingekleidet. Die Atmosphäre ist vom hellen, ruhigen Ton der Weißtanne geprägt. Die Architektur bewerkstelligt wie selbstverständlich die Balance zwischen Tradition und Gegenwart, zwischen formaler Zurückhaltung und außergewöhnlichen Raumerlebnis. Die Verwendung von nachhaltigen, unbehandelten und regional typischen Materialien in Innen- und Außenraum erscheint ebenso selbstverständlich und entspricht wie auch Vielschichtigkeit und Transparenz des Gebäudes vollkommen der Philosophie des Winzers. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architektin)

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