Bauwerk

Allianz-Arena
Herzog & de Meuron - München (D) - 2005
Allianz-Arena, Foto: Gerhard Hagen / ARTUR IMAGES
Allianz-Arena, Foto: Gerhard Hagen / ARTUR IMAGES

Fussballspielen im «Schwimmreifen»

Ein neues Stadion von Herzog & de Meuron für München

1. März 2002 - Oliver Herwig
Seinen Spitznamen hat es schon: Schwimmreifen heisst das neue Münchner Fussballstadion im Volksmund. Das stört den Wettbewerbssieger Pierre de Meuron «überhaupt nicht». Mit der Entscheidung für das Basler Büro Herzog & de Meuron setzen die beiden Münchner Bundesligavereine auf Innovation. Nach den endlosen Querelen um den Ausbau des ehemaligen Olympiastadions zum Fussball-Hexenkessel, einem Bürgerentscheid und einer ersten Wettbewerbsrunde für ein völlig neues Stadion standen im letzten Herbst zwei vorläufige Sieger fest: von Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg sowie Herzog & de Meuron.

Beide Teams sollten ihre Entwürfe nochmals überarbeiten, vor allem aber die Kosten in den Griff bekommen. Schon lange deutete alles auf einen Sieg der Basler hin, deren Entwurf mit einer transluzenten Hülle aufwartet, die sich farbig illuminieren lässt. Beeindruckt von der «magischen Poesie» dieser Arena entschied sich nun eine 15-köpfige Jury für Herzog & de Meuron. Eigentlich gibt es nur Gewinner: Die Stadt erhält ein herausragendes Stadion, und Günter Behnischs Olympiastadion bleibt als Architektur-Ikone erhalten. Das hielt den Verlierer Volkwin Marg nicht von einer Kritik ab. Er beanstandete die Tendenz, «die Hülle vor den Inhalt zu stellen» und «mit Effekten zu spielen». Gerade diese «Inszenierungsarchitektur» (Marg) aber bietet den sinnvollen Gegenpol zu herkömmlichen Ingenieurbauten, die auf Ausstrahlung gänzlich verzichten.

Die Zukunft des Münchner Fussballs wird nun nach der Vorstellung von Herzog & de Meuron in den Farben der Vereine rot und blau leuchten. Das Stadion, für das der TSV 1860 und der FC Bayern nun 280 Millionen Euro aufbringen müssen, wird auf drei Rängen 66 000 Zuschauer fassen und einige nicht unumstrittene VIP-Logen besitzen. Beflügelt von der avantgardistischen Architektur, hat sich ein Versicherungskonzern zum Sponsor und Namensgeber des künftigen Hexenkessels aufgeschwungen und ihm seinen Namen verpasst: «Allianz Arena». Baubeginn ist noch in diesem Jahr. Denn schliesslich soll in dem Stadion im Jahr 2006 das Auftaktspiel der Fussball-WM stattfinden. Dann darf München auch sportlich wieder leuchten.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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