Bauwerk

Werkskantine „can't tin“ - Umbau
as_architecture, Judith Augustinovic, Herbert Stattler - Hall in Tirol (A) - 2000
Werkskantine „can't tin“ - Umbau, Foto: Herbert Stattler
Werkskantine „can't tin“ - Umbau, Foto: Herbert Stattler
14. September 2003 - Az W
Die Produktions- und Lagerstätten des Herstellers von Sonnenschutzsystemen befinden sich in den ehemaligen Gollner Tennishallen. Neue Besitz- und Firmenstrukturen sollten öffentlich und durch den Umbau des bis dato unverändert gebliebenen Tenniscafes in eine zeitgemäße, repräsentative Werkskantine signalisiert werden. Integrativ im Raumkonzept sollte auch die Möglichkeit enthalten sein, Kundenbesprechungen und Schulungen in der neuen „can't tin“ abzuwickeln. Das Tenniscafe war ein isolierter Raum zwischen Produktions- und Lagerhalle. Die Raumbegrenzungen erinnerten an eine gängige Lochfassade. Lamellen vor den Fenstern zu Gang und Produktion erlaubten kaum eine indirekte natürliche Belichtung. Der Raum wirkte abweisend und ob seiner Proportionen gedrungen.

Die Konzeption der „can't tin“ beruht auf einem Freispielen aus Zwängen von Raum und Objekt. Die Grenzen werden aufgelöst und Signale gesetzt. Inkludiert in die Neugestaltung ist sowohl der Kantinenbereich mit Gastraum und Küche als auch die T-förmige Erschließungszone, die Lager und Produktion verbindet und Zugang zu den Sanitärräumen gewährt. Die Einbeziehung und Gestaltung der infrastrukturellen Flächen erhöht die Raumqualität wesentlich. Zudem ist die Vernetzung der Strukturen Ausdruck der Kommunikationsstrategie des international tätigen Unternehmens.

Bei der Neugestaltung wurden die Fensteröffnungen von den Parapetten bis zur Tragstruktur vollständig befreit. Durch den Einsatz von Glaspaneelen wird der Gang optisch dem Raumvolumen zugeordnet. Die semitransparente Ausführung der vertikalen Flächen wird durch den Schriftzug „can't tin“ in Durchsichten aufgelöst. Das bewusste Absetzen der Glasflächen von der Tragstruktur ist Teil der Beziehung innen-aussen-dazwischen. Im Gastraum wird die ursprüngliche U-Form durch teilweises Abtragen der Trennwand zum Küchenbereich entschärft und dadurch in eine fließende Struktur übergeführt. Eine auskragende partiell gekurvte Membrankonstruktion definiert den Küchenbereich. Die Membran leitet von Wänden über zu den Glasflächen und steht in Kontext mit den Materialien der Sonnenschutzsysteme. Die homogene Wand des Cafes hin zum Foyer wird in eine rahmenlose G30 Verglasung und einem T30 Element aufgelöst. Das zusätzlich einfallende natürliche Licht sowie der Sichtbezug unterstützen das Konzept. Die erstmalig in Österreich eingesetzte rahmenlose G30 Verglasung ist mit einer Folie beklebt. Vertikal gesetzt benennt der Schriftzug „can't tin“ den Raum. Das T30 Element in signalrot setzt sich in der Membran vor dem Küchenbereich fort. Als einziger Akzent kontrastiert es die schlichte Farbgebung weiß - grau - schwarz. Eine hellgraue Membran spannt sich ohne Öffnungen an der Wand zur Lagerhalle. Der silberne Aufdruck ist je nach Lichteinfall und Sehwinkel differenziert lesbar.

Anstelle der ursprünglichen Stahlbetonstütze wurde eine um 30° verdrehte Stahlstütze gesetzt. Auf diese wurde die 3,20 m auskragende Edelstahltheke montiert. Die Theke ist parallel vor die rote Membran gesetzt und mit einem Trinkbrunnen ausgestattet. Das Edelstahlelement verjüngt sich sowohl in die vertikale als auch horizontal. Ein abgehängtes Unterkastensystem schwebt unter der Edelstahlplatte. Weiters ist die „can't tin“ mit netzbespannten Alustühlen und von as_architecture gestalteten Tischen reduziert möbliert. Das Konzept sieht eine geometrische Aufstellung vor. Die Decke ist weiß ausgemalter Sichtbeton und schafft eine adäquate Dimensionierung in die Höhe. Sämtliche Rohr- und Kabelstränge werden sichtbar geführt und sind Teil der industriellen Struktur. Ein grauer Kunstharzbelag vom Küchenbereich über den Gastraum einschließlich der Erschließungszone schafft eine durchgängige Fläche.

Die Wegführung vom Foyer erfolgt linear durch die „can't tin“ in die Erschließungszone weiter zu Lager und Produktion. Dadurch wird die Verkehrsfläche optimiert und großzügig Raum geschaffen. Die Erschließungszone wird mittels einer Lichtdecke aus Projektionsfolie und asymmetrisch gesetzten Leuchtschienen aufgehellt. Die Wände korrespondieren sowohl mit den Funktionen der angrenzenden Durchgänge - Lager und Produktion - als auch den Sichtbeziehungen und fungieren als Leitsystem. Der signalrote Farbakzent wird aufgenommen und von der Fläche in die Schriftzeichen abstrahiert. Durch Glas, Tragstruktur, Leitsystem und Wand entstehen Schichtungen unterschiedlicher Dichte und Prägnanz, die je nach Fokus im Vorder- oder Hintergrund liegen. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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