Bauwerk

Kapelle Salgenreute
bernardo bader architekten - Krumbach (A) - 2016
Kapelle Salgenreute, Pressebild: Adolf Bereuter
Kapelle Salgenreute, Pressebild: Adolf Bereuter

Bauherrenpreis der ZV 2017

18. November 2017 - newroom
Am Ende war noch die Energie da, als Dank an alle, die mitgeholfen haben, ein Buch herauszugeben, das den Bau textlich und bildlich tiefgehend dokumentiert. Über 100 Namen sind genannt, einige Vereine und anderthalb Dutzend Firmen, sie alle haben – jeder nach seinen Möglichkeiten – zusammengewirkt, um eine neue Kapelle zu errichten. Nur 24 Sitzplätze hat sie, genauso viele wie der Vorgängerbau, der anno 1880 von einer in der Nachbarschaft ansässigen Familie errichtet wurde. Seit jeher wurde sie für Maiandachten genutzt und zum Wetterläuten. 130 Jahre später ergriffen Anwohner der benachbarten Parzellen die Initiative, den einst mit bescheidenen Mitteln errichteten und in der Zwischenzeit schwer in Mitleidenschaft gezogenen Holzbau zu sanieren, was sich schließlich als sinnlos herausstellte. Es folgten viele Gespräche, Besichtigungen anderer Kapellen und schließlich ein Entwurf und ein Modell vom im Ort aufgewachsenen und immer noch ansässigen Architekten Bernardo Bader.

Die Form der Kapelle leitet sich von der alten ab, ähnlich im Grundriss, aber statt Schiff und Turm nun mit einem hohen, turmlosen Steildach. Als Basis wurde ein Sockel aus Alberschwender Kalkstein als Trockenmauerwerk gefügt, darüber Wände und Decken eingehüllt in ein Wetterkleid aus handgeschlagenen Lärchenschindeln. Durch das Zurücksetzen des Eingangs entsteht eine schützende Vorhalle. Eine mit gehämmertem Messing beschlagene Tür führt ins Innere – in einen Raum von berührender Feierlichkeit und bestechender Schlichtheit zugleich. Im Andachtsraumraum betonen zwölf Spanten, die das Faltwerk aus Kreuzlagenholz vor dem Durchbiegen bewahren, die Höhenentwicklung; unbehandelte Tanne kam als Decklage an den Wänden, als Boden und bei den meisterlich minimalistischen Bankreihen zum Einsatz. Wie eine textile Auskleidung erscheint im durch die verglaste Apsiswand einfallenden Streiflicht die weiß gekalkte sägeraue Schalung im Altarraum. Einfach gemacht hat man sich hier nichts. In jedem Detail und an jeder Oberfläche wird handwerkliches Wissen und Können gewahr, das sich im Zusammenspiel von Fachleuten und Freiwilligen zu einem Stück Baukunst fügte, in dem sich der Geist des Ortes auf vielschichtige Weise verdichtet. (Jurytext: Franziska Leeb)

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Archfoto

Faruk Pinjo