Bauwerk

Haus am Venusgarten
Inprogress Architektur Consulting, Christoph Feldbacher - Aggsbach Markt (A) - 2013
Haus am Venusgarten, Foto: Volker Dienst
Haus am Venusgarten, Foto: Volker Dienst
13. Dezember 2017 - ORTE
Ortskern stärken – Grünland schützen
Anstatt in seinen bereits als Bauland gewidmeten Marillengarten zu bauen, entschied sich der Obstbauer und Bauherr Stefan Schauer, das bestehende Haus seiner Mutter zu renovieren und darauf sein neues, loftartiges Haus zu stellen. Fruchtbares Ackerland konnte so erhalten und die bestehende Dorfstruktur im Ortskern von Willendorf nachverdichtet und aufgewertet werden. Die zweiseitig auskragende Aufstockung wurde in Holzmodulbauweise mit massiven Brettschichtdeckenelementen gefertigt und in nur drei Tagen aufgestellt. Die Dachhaut erhielt eine dunkelgraue Eternittafelverkleidung, die an der Ostfassade durch ein Muster aus hellgrauen Faserzementplatten aufgelockert wird. Aus größerer Entfernung zeigt sich dann die Venus von Willendorf.

Ausgezeichnete handwerkliche Qualität – Innovative Bauweise
Das Gebäude wurde im Mai 2014 in der Kategorie „Um- und Zubau, Sanierung“ mit dem Niederösterreichischen Holzbaupreis 2014 ausgezeichnet. Die Fachjury begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Das Projekt überzeugt durch seine behutsame Einbettung in die vorhandene dörfliche Struktur sowie durch seine logische Verknüpfung von Bestand und zeitgemäßer neuer Setzung. Richtung Norden öffnet eine große Glasfront den Blick in den „Venusgarten“ und ins Donautal, dorfseitig sorgt eine Holzlammellenfassade aus Weißtanne für Privatsphäre und Beschattung. Das Holz der Weißtanne verleiht in sorgfältiger Verarbeitung als Vertäfelung an Wand und Decke (sowie als sägerauer Fußboden) dem Wohnraum mit erhöhter Schlafgalerie Behaglichkeit ohne rustikale Note. Die reduzierte maßgefertigte Möblierung zeugt von hoher Handwerkskultur, die in ihrer Konsequenz maßgeblich zur räumlichen Gesamtqualität beiträgt.“

Kulturelles Erbe
Auch dem kulturellen Erbe wurde Rechnung getragen – nicht nur durch die Aufwertung des Bestandes, sondern auch durch die Freilegung und behutsame Restaurierung der Natursteinmauer im Untergeschoss, die auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückgeht. So gesehen legt das Haus am Venusgarten Zeugnis über die viele Generationen übergreifende Kontinuität vorbildlichen und qualitätsvollen Bauens in Niederösterreich ab.

Mehrgenerationenwohnen – „Design for All“
Auch der Aspekt des Mehrgenerationenwohnens war dem Bauherren ein Anliegen. Das Obergeschoss des Bestandes (Massivbauweise) wurde nicht nur thermisch saniert, sondern es wurde auch eine barrierefreie und altersgerechte Wohneinheit für die betagte Mutter des Bauherrn eingerichtet. Von der aus kann nun auch niveaugleich die Terrasse über dem neuen Haustechniktrakt (aus Sichtbeton) erreicht und damit Außenraum erlebt werden.

Zukunftsfähig
Der Neubau im Dachgeschoss wurde von den Architekten nach den Prinzipien des Active House Standards (Energiekennzahl HWB 24kWh/Jahr) besonders nachhaltig geplant. Der Innenraum wird mit Tageslicht über Velux-Dachflächenfenster durchflutet und in der Übergangszeit automatisiert bzw. bedarfsorientiert belüftet (Ventilative Cooling). Eine automatisierte Beschattung verhindert sommerliche Überhitzung. Im Hochsommer und im Winter sorgt eine kontrollierte Lüftungsanlage für eine ausgezeichnete Luftqualität. Bei schönem Wetter kann die verglaste Nordfassade über eine vier Meter breite Holzschiebetür zu den Marillengärten hin geöffnet werden. Sie ermöglicht, dass Innenraum und Außenraum harmonisch ineinander fließen. Die Blickbeziehung zum wunderschönen Donautal ist allgegenwertig. Zur Behaglichkeit trägt auch der Heizkamin von Erich Oberwimmer aus Aggsbach Markt bei. Erstmals in Niederösterreich wurde ein sägerauher Massivholzboden (Weisstannendielen) auf Polsterhölzern mit Fußbodenheizung realisiert. Und auch für die Umsetzung des innovativen Beleuchtungskonzeptes (von podpod design) wurde auf Innovation und Prototypenentwicklung aus Niederösterreich gesetzt. (Text: Architekt, red. bearbeitet)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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