Veranstaltung

Geo Data City
Ausstellung
14. Januar 2011 bis 25. März 2011
Wiener Planungswerkstatt
Friedrich-Schmidt-Platz 9
A-1010 Wien


Veranstalter:in: Stadtentwicklung Wien
Eröffnung: Donnerstag, 13. Januar 2011, 17:00 Uhr

Auf der Suche nach dem digitalen Gackerl-Sackerl

Die Ausstellung „Geo Data City“ widmet sich der digitalen Kartografie - Neue Planungstools nützen auch Endverbrauchern

14. Januar 2011 - Wojciech Czaja
Als im August 1994 auf Initiative von Tierschützern eine hitzige Diskussion um die Standplätze der Fiaker entfachte, musste eine Reihe mühsamer Untersuchungen durchgeführt werden. Es galt, alternative Standorte zu finden, an denen die Pferde nicht den ganzen Tag in der prallen Sonne ausharren müssen, sondern auch einmal im Schatten stehen.

Zehn Jahre später ist alles anders. Es reicht ein einfacher Mausklick - und schon sieht man anhand von dreidimensionalen Verschattungssimulationen, wo sich die idealen Schattenplätze für die wiehernden Vierbeiner befinden. Einige Standplätze konnten 2006 auf diese Weise ohne großen planerischen Aufwand versetzt werden.

Stadt in 3D

Zu verdanken ist dies dem sogenannten Geoinformationssystem (GIS). Der digitalen 3D-Erfassung der Stadt und den damit verbundenen Möglichkeiten in der Stadtplanung widmet sich derzeit eine Ausstellung in der Wiener Planungswerkstatt.

„Früher hat man Stadtpläne aus irgendwelchen Archiven herauswühlen und dann mit unzähligen Dokumenten vergleichen müssen, wenn man nach bestimmten Faktoren in der Stadt gesucht hat“, sagt Christian Rapp, Kurator der Ausstellung Geo Data City - Geoinformation und Stadtentwicklung in Wien.

Das ist heute anders. Informationen wie Wohnungsgröße, Kindergartenverteilung, Automobildichte, Einkommensverhältnisse, Barrierefreiheit sowie etwa Windverhältnisse und Topografie sind heute bereits in digitalen Stadtplänen ablesbar. Rapp: „Sogar Hundedichte, Hundezonen und Ständer mit Gackerl-Sackerln lassen sich digital abfragen.“

Durch zukünftige Straßen flanieren

Die Möglichkeiten der digitalen 3-D-Kartografie sind vielfältig. So können neue Stadtteile heutzutage nicht nur anhand von Plänen, sondern auch unter Einbeziehung sozialer, optischer und atmosphärischer Faktoren konzipiert werden. In der Seestadt Aspern kann man dank Augmented Reality, also mittels computerunterstützter Erweiterung der Realität, schon heute durch die Straßen flanieren - lange bevor das erste Haus steht.

Im dicht verbauten 15. Gemeindebezirk rund um die Stadthalle wiederum werden die enormen Möglichkeiten solarer Energiegewinnung veranschaulicht. „Die Gebäude sind detailgenau erfasst, sogar die Neigungswinkel der Dächer sind in dieser Darstellung berücksichtigt“, erklärt der Kurator.

Im Gegensatz zu früher wird die Stadt nämlich nicht nur mittels Tachymeter und Luftbild vermessen, sondern auch mittels Laserscanning (siehe Foto). Das ermöglicht eine größere Detailgenauigkeit. Die jährlichen Kosten für das digitale Datenmanagement belaufen sich auf rund eine Million Euro, erklärt der Wiener GIS-Koordinator Wolfgang Jörg.

Verortung von Literatur

Doch die Nutzung von GIS geht über Stadtplanung weit hinaus. Auch der Endverbraucher profitiert davon. In der Schweiz wurden laut Rapp schon Romane verortet. Um zu sehen, wo bestimmte Kapitel spielen, kann man sich bei der Online-Lektüre direkt zum Stadtplan verlinken. Und in Wien gedeiht bereits die erste „Geocaching“-Community. Dabei wühlt man sich mit Smartphone und 3D-Stadtplan durch die Stadt. Nichts anderes als eine Schnitzeljagd für Fortgeschrittene.

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