Zeitschrift

ARCH+ 196/197
Post-Oil City
ARCH+ 196/197 © SMAQ, Berlin
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Energie-Inkubator Tempelhof

Post-Fossile Infrastrukturen

12. Februar 2010 - ARCH+ Verlag GmbH
Der „Stadt- und Energie-Inkubator“ für Tempelhof zielt darauf ab, das Areal des ehemaligen Flughafens nicht nur als neu angelegten Stadtteil ins urbane Gefüge zu integrieren, sondern das Gebiet darüber hinaus für die Erzeugung alternativer Energien nutzbar zu machen. Hierfür hat das Ingenieurbüro Happold ein Konzept entwickelt, das auf die Einsparung von Ressourcen einerseits und die Verwendung und Förderung regenerativer Energien andererseits setzt. Es soll in drei parallel zur stadträumlichen Entwicklung des Gebiets verlaufenden Phasen umgesetzt werden. Zentrale Anlaufstelle und erstes zu realisierendes Gebäude des neuen Stadtteils ist die „Urban Gallery“, die als interaktives Diskussionsforum im Zentrum einer prozessualen, partizipativen Planung steht. Durch die Einbindung der Anwohner und die Schaffung eines kreativen, wissenschaftsfreundlichen Klimas soll Tempelhof nicht nur zu einem Standort für Energieproduktion im materiellen Sinne werden, sondern als synergetische Ideenfabrik im Bereich „Stadt und Klima“ fungieren.

Die Konzeptskizze von Raoul Bunschoten zum Umgang mit dem Gebiet um das Tempelhofer Feld zeigt die unterschiedlichen Entwicklungszonen des „Stadt- und Energie-Inkubators“. Bestehende Elemente wie das geschwungene Flughafengebäude sind ebenso zu erkennen wie die geplante Vernetzung mit den umliegenden Vierteln.

Blick über das Planungsgebiet mit der Unterteilung in die drei Teilbereiche: Das Tempelhofer Feld (A), der eigentliche Bereich des Inkubators mit dem ehemaligen Flughafengebäude (B) und die angrenzenden Entwicklungsgebiete (C), in denen die zu entwickelnden Kernbereiche optisch hervorgehoben sind.

Projekte und Aktionspläne, die in der Urban Gallery auf der Basis von methodischen Szenario-Spielen, Prototyp-Entwicklungen und einer interaktiven Datenbank entwickelt werden, führen zu einer synergetischen Wachstumsdynamik.

Phase I: Die Entfernung der das Gebiet umgrenzenden Zäune und die Initiierung der „Urban Gallery“ ermöglichen die öffentliche Aneignung des Raumes. Dabei werden sowohl Zwischennutzungskonzepte wie Park- und Freizeitanlagen als auch die ersten längerfristigen Entscheidungen über die Grundstruktur des Gebiets wirksam.

Phase II: Der Blick über den Columbiaplatz zeigt exemplarisch, wie erste Baufelder, öffentliche Plätze und temporäre Flächen im Zuge der IBA entstehen. Über ein Biogas-Kraftwerk werden das Columbiaquartier sowie Kreuzberg versorgt. Die Stadtteile erreichen eine für nachhaltige Systeme rentable Dichte.

Phase III: Die langfristige Entwicklung eines innerstädtischen Kraftwerks steht im Vordergrund. Auf dem ehemaligen Tempelhof-Areal ist ein sozio-kulturelles Netzwerk aus Kitas, betreutem Wohnen, Büros und energieorientierten Bildungseinrichtungen entstanden, das Innovation fördern und anziehen soll.

Der Planausschnitt mit Teilen des Lilienthal- und des Columbiaquartiers veranschaulicht die Dichte infrastruktureller und kultureller Einrichtungen, die aus der sukzessiven Entwicklung des Gebiets hervorgehen soll. Im durch die IBA entwickelten Gebiet dominieren Freizeitanlagen und Parks.

Das Energiekonzept für Tempelhof basiert auf einer Analyse der Potentiale verschiedener regenerativer Energien. Diese werden nach Kriterien wie Effizienz und Finanzierbarkeit, aber auch hinsichtlich ihrer Signalwirkung und Sichtbarkeit bewertet.

Die drei Phasen des Energiekonzepts nutzen unterschiedliche Methoden der CO2-freien Energiegewinnung. In der letzten Phase wird durch die breite Palette und die gesteigerte Effizienz nicht nur der Bedarf des neuen Quartiers gedeckt, sondern auch ein Vielfaches der hier benötigten Wärme und Strom an die Stadt abgeführt.

Neben der Produktion regenerativer Energien setzt das Konzept für Tempelhof auch auf die Einsparung von Ressourcen, die durch architektonische Leitlinien und neue technische Lösungen, aber auch durch ein verändertes Verbraucherverhalten erreicht werden sollen. Die Graphik veranschaulicht die stufenweise Steigerung der Energieeffizienz.

Die Verringerung der CO2-Emissionen der Gebäude wird anhand von architektonischen Leitlinien festgelegt. Auch zur Reduzierung des Frischwasserverbrauches durch neue technische Systeme bestehen konkrete Zielvorgaben.

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCH+

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