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Innenstadtbelebung mit 20 Cent
Der Standard

Die Raiffeisen Landesbank Burgenland hat ein neues Headquarter. Der güldene Neubau könnte ein Impuls für die Revitalisierung des Eisenstädter Stadtzentrums sein.

29. Januar 2011 - Wojciech Czaja
Eisenstadt - Die halbe Innenstadt liegt im Koma. An der Esterházystraße reiht sich ein leerstehendes Lokal ans andere, Fensterscheiben sind zerschlagen, in den Auslagen nichts als Lurch und tote Insekten. Nur das Schnitzelhaus hält wacker die Stellung. Selbst in der Hauptstraße, der Hauptschlagader Eisenstadts, sind auf kurzer Strecke sieben Leerstände zu verzeichnen.

Viele Shops und Betriebe sind längst ins günstigere Gewerbegebiet abgewandert. Sogar die Fachhochschule ist hier angesiedelt, irgendwo zwischen Schuhdiskonter und Ackerland. Während der Süden der Stadt floriert und weiter ausgebaut wird, war im Zentrum bislang nur wenig Bautätigkeit zu verzeichnen.

Doch es gibt einen neuen Impuls: Der kürzlich fertiggestellte Zubau der Raiffeisen Landesbank (RLB) ist nicht nur eine Belebung des Standorts, sondern auch eine Visitenkarte für die Stadt. „Hier zu bleiben war eine bewusste Entscheidung“, erklärt Rudolf Könighofer, stellvertretender Generaldirektor der RLB Burgenland. „Die innerstädtische Lage hat für uns viele Vorteile, zudem haben wir hier genug Flächenressourcen für die nächsten 20 Jahre.“

Das Auffälligste am zackigen Wahrzeichen der Wiener Architekten Pichler & Traupmann, die aus einem geladenen Wettbewerb 2006 als Sieger hervorgegangen waren, ist die Farbe. „Das ist die Farbe des Geldes“, sagt Könighofer. „Das Gebäude soll eine Art sicherer Speicher für die Leute sein.“ Tatsächlich: Die Architekten halten eine 20-Cent-Münze an die Wand - kaum zu sehen.

Während ein Teil des Altbaus aus den Achtzigerjahren bei laufendem Betrieb saniert wurde, stellten die Architekten im Süden einen neuen Bürotrakt für rund 60 Mitarbeiter hin. Gesamtnutzfläche 2600 Quadratmeter, Gesamtinvestitionsvolumen rund 13 Millionen Euro. Die Geschoße sind je nach funktioneller Anforderung in Zellen- oder in Großraumbüros aufgeteilt. Die Trennwände sind aus Glas.

Ungewöhnlich sind die nach außen gekippten Außenwände. Mit einer Neigung von 15 Grad entsteht so der Eindruck, als würden sich die Räume nach oben hin öffnen. „Das ist kein architektonischer Trick, sondern einfach nur das Resultat der Anforderungen des Raumprogramms“, erklärt Architekt Johann Traupmann. „In den Obergeschoßen waren größere Flächen gefordert als in den unteren. Also haben wir die Räume genau so angeordnet.“

Automatische Nachtkühlung

In technischer Hinsicht wurde zwar weitaus weniger ausgeführt als ursprünglich geplant, doch mit den wenigen realisierten Mitteln kann ein Teil der Energiekosten eingespart werden. Auf dem Dach ist eine Fotovoltaik-Anlage installiert, außerdem ist das gesamte Haus mit elektronisch angesteuerten Fenstern versehen. In der warmen Jahreszeit können die Büros in der Nacht automatisch gelüftet und somit gekühlt werden. Da die massiven Geschoßdecken größtenteils unverkleidet sind, eignen sie sich perfekt zur Speicherung von Kälte.

Der Clou für die Mitarbeiter: Die Südfassade ist komplett in Glas ausgeführt. An schönen Tagen reicht der Panoramablick bis zum Neusiedler See. Noch besser sieht man ihn, wenn man auf die Terrasse hinaustritt.

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