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Ein Stararchitekt und seine griechische Liebe
Der Standard

Erinnerungen an eine Architekturinstanz: Am 13. Juli wäre Theophil Hansen, der Erbauer des österreichischen Parlaments, 200 Jahre alt geworden - Grund genug, dieses Jubiläum mit ein paar Ausstellungen zu begehen

15. Mai 2013 - Wojciech Czaja
Kein anderer Wiener Architekt war in den letzten Monaten so präsent in den Medien wie Theophil Hansen, dessen Hauptwerk, das österreichische Parlament, nach 130 Jahren demnächst umgebaut und saniert werden soll. Aus Anlass seines Geburtstags, der sich heuer am 13. Juli zum 200. Mal jährt, wurde in Wien nun eine ganze Serie an Architektur-, Design- und Kunsthandwerk-Ausstellungen aus der Taufe gehoben. Eine davon, Theophil Hansen. Ein Stararchitekt und seine Wohnbauten an der Wiener Ringstraße, ist nun im Kassensaal der Otto-Wagner-Postsparkasse zu sehen.

„Theophil Hansen war für damalige Verhältnisse ein Stararchitekt, er war die Zaha Hadid des 19. Jahrhunderts“, sagen die beiden Ausstellungskuratoren Wolfgang Förster und Monika Wenzl-Bachmayer. „ Schon in jungen Jahren errichtete er ein Haus nach dem anderen und prägte die Wiener Ringstraße und die Wiener Blockrandbebauung wie kein anderer nach ihm.“

Auch der Musikverein

Nicht nur das griechisch anmutende Haus mit der Pallas Athene ist auf sein Konto zu verbuchen, sondern auch die Börse, das Musikvereinsgebäude, die Akademie der bildenden Künste, das Palais Epstein, das Palais Ephrussi, das Heeresgeschichtliche Museum im Arsenal, die Griechisch-Orthodoxe Kirche am Fleischmarkt sowie das kürzlich - als Luxushotel Kempinski - wiedereröffnete Palais Hansen am Schottenring.

Der von Hansen geprägte, klassizistische Architekturstil - auch bekannt als „Wiener Neo-Renaissance“ - hat einen guten Grund: Hansen, 1813 in Kopenhagen geboren, erhielt nach seinem Architekturstudium ein Reisestipendium, das ihn nach Südeuropa führte. Im Alter von 25 landete er in Athen, wo er die nächsten acht Jahre verbrachte und einige bedeutende Bauten errichtete.

Er plante die Athener Sternwarte, die Akademie der Wissenschaften, die Bibliothek, das Zappeion sowie einige Wohnhäuser und Hotels im griechisch-byzantinischen Stil. Vor allem aber nutzte er seinen Griechenland-Aufenthalt zum Studium der Antike.

Er machte Farbanalysen und aquarellierte sich durch die gesamte Akropolis. Bis 1853 war er sogar Zeichenprofessor an der Polytechnischen Schule.

1846 wird er von Stadtbaumeister Ludwig von Förster und Baron Simon Sina, einem der reichsten Unternehmer der österreichisch-ungarischen Monarchie, nach Wien eingeladen, um sich am Aufbau der Wiener Ringstraße zu beteiligen. Es jagt ihn ein Auftrag nach dem anderen. Doch Hansen plant nicht nur repräsentative öffentliche Bauwerke. Es sind vor allem die Privatbauten und Zinshäuser, die er in Wien in den ersten Jahren entwirft. Der griechische Einfluss ist unverkennbar.

„Hansen ist wesentlich moderner, als man auf den ersten Blick vermuten würde“, erklärt Kurator Wolfgang Förster. „Seine Wohnbauten waren schon damals in mehrere Bauteile und Stiegen unterteilt, sodass die Eigentümer bei der späteren Verwertung der Immobilie flexibler auf die Wünsche der Kaufinteressenten sowie auf die Marktsituation reagieren konnten.“ So wie zum Beispiel der 1861 bis 1863 gegenüber der Wiener Staatsoper im Auftrag des Ziegelindustriellen Heinrich von Drasche errichtete Heinrichhof (1945 teilweise zerstört, 1949 abgerissen), der damals als „ modernstes und schönstes Zinshaus der Welt“ galt.

Professor an der Akademie

Dem antiken Stil bleibt Theophil von Hansen, der später auch Professor an der Akademie wird und 1884 in den österreichischen Freiherrenstand erhoben wird, bis zu seinem Tod 1891 treu. Und er entwickelt sich zu einem Gesamtkünstler. Es reicht ihm nicht, Häuser zu planen, er dringt immer weiter ins Design vor.

Wie ein Besessener entwirft er für seine Auftraggeber Fresken, Möbel, Lampen, Kandelaber, Gläser, Tischgeschirr und sogar Besteck. Bis hin zum hellenisch anmutenden Eierbecher. Einige dieser Gegenstände, die meisten davon stammen von Schloss Hernstein, sind in der Postsparkasse ausgestellt

Zu sehen bis 17. August. Georg-Coch-Platz 2, 1010 Wien.

Die Ausstellung „Theophil Hansen. Klassische Eleganz im Alltag“ im Ringturm, ist noch bis 14. Juni zu sehen.

Und am 28. Mai wird im Mak die Ausstellung „Theophil Hansen. Kunsthandwerk“ eröffnet.

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