Wohnen im Bürogebäude der sechziger Jahre

Die Architektin Tilla Theus hat einen Teil des früheren Swissmem-Sitzes im Seefeld in elegante Wohnungen verwandelt. Dabei kommen die Qualitäten des Baus des Architektentrios Haefeli Moser Steiger neu zur Geltung.

Irène Troxler
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Die Lage am Seeburgpark ist ideal für Wohnen. (Bild: Goran Basic)

Die Lage am Seeburgpark ist ideal für Wohnen. (Bild: Goran Basic)

Das Architektentrio Haefeli Moser Steiger gilt als Ikone der Schweizer Moderne. Die drei bauten das Zürcher Kongresshaus, das Kantonsspital und die wegweisende Siedlung Neubühl in Wollishofen. Weniger bekannt ist das Bürogebäude, das sie in den 1960er Jahren im Zürcher Seefeld als Hauptsitz für den Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie errichteten. Die Architektin Tilla Theus hat nun den Gebäudekomplex am Kirchenweg im Auftrag der Ledermann Immobilen AG umgebaut. Im unteren Teil, der direkt an den Seeburgpark grenzt, sind hochwertige Wohnungen entstanden, die andere Gebäudehälfte beherbergt weiterhin Büros.

Bis ins Detail durchdacht

Tilla Theus sagt, es sei für sie zentral gewesen, die Seele des Hauses zu bewahren. «Man merkt diesem Gebäude auf Schritt und Tritt an, dass Haefeli Moser Steiger nicht nur die grossen Linien im Auge gehabt, sondern alles bis ins Detail geplant haben.» Besonders gut gelungen sei die Gestaltung der Wegführung. In Bürogebäuden wirkten die Korridore oft monoton, aber Haefeli Moser Steiger hätten dies verhindert, indem sie auf der aussen liegenden Seite Holzschränke placierten und darüber mit Glasbausteinen für Tageslichteinfall sorgten. Die gegenüberliegende Innenseite ist schlicht verputzt, und dahinter sind unterschiedliche Nebenräume angeordnet. Diese Struktur hat Tilla Theus sowohl im Büro- als auch im Wohngebäude erhalten.

Alle 23 Wohnungen waren in sechs Wochen verkauft. (Bild: Goran Basic / NZZ)

Alle 23 Wohnungen waren in sechs Wochen verkauft. (Bild: Goran Basic / NZZ)

Am stärksten spürt man den Charme der sechziger Jahre im Eingangsbereich. Rote Linoleumböden und grosszügige Treppen mit sorgfältig gearbeiteten Holzgeländern geleiten den Besucher in die oberen Stockwerke. Heutige Wohngebäude leisteten sich keine derart grosszügige Empfangs-Geste, sagte Michael Müller, CEO der Ledermann AG. Die Bewohner, die in den letzten Wochen eingezogen seien, schätzten die Grosszügigkeit, aber auch die schlichte Eleganz des Haefeli-Moser-Steiger-Baus. Wer das Gebäude betritt, fühlt sich ein bisschen wie auf einer Zeitreise.

Balkon auf den Park

23 Wohnungen in ein detailliert durchgeplantes Bürogebäude zu bauen, sei eine Knacknuss gewesen, sagt die Architektin. Gute Wohnungen sind ihr dank zwei Kniffen dennoch gelungen. So besitzt jede einen anderen Grundriss, was viel von ihrem Charme ausmacht. Manche haben Eckfenster oder Säulen, andere Nischen, die zu einer unkonventionellen Möblierung einladen. Zudem konnte in Verhandlungen mit der Denkmalpflege erreicht werden, dass eine Balkonschicht vor die Gartenfassade gesetzt werden durfte. So erst konnte man die erstklassige Lage am kleinen Seeburgpark mit seinen alten Baumriesen wirklich nutzen. Den Balkonen sind nun Betonelemente vorgelagert, die sich ganz an der Formensprache von Haefeli Moser Steiger orientieren.

Eine derart aufwendige Umnutzung ist teuer. Die Wohnungspreise liegen denn auch bei rund 19 000 bis 20 000 Franken pro Quadratmeter. Zweifellos trägt die schlichte Eleganz des Haefeli-Moser-Steiger-Baus viel dazu bei, dass alle 23 Wohnungen trotzdem innert sechs Wochen verkauft waren. Tilla Theus zeigt sich allerdings überzeugt, dass auch ein x-beliebiges Bürogebäude durch Innovation in attraktive Wohnräume verwandelt werden kann, sofern die Lage stimmt.