nextroom.at

Profil

Lorenz Potocnik ist Stadtentwickler, Autor und Kommunalpolitiker. Lebt und arbeitet in Linz. Architekturstudium an der TU Wien, TU Delft (NL) und School of Architecture Portsmouth (GB). 2009 Forschungsaufenthalt am MIT (USA). Spezialisiert auf prozessorientierte Projekte und Planungen im weiten Feld der Stadtentwicklung. Fokus auf bürgerliche, zivilgesellschaftliche Initiativen. 2010 Gründung des Think&Do Tank linzukunft, der sich zum Ziel gesetzt hat Stadt aus Eigeninitiative und in Form konkreter Projekte zu entwickeln. Von 2012 bis 2014 Architekturkritiker der OÖN in freier Zusammenarbeit. Seit 2015 Kommunalpolitiker und Gemeinderat in Linz.

Publikationen

Buch Potocnik sucht Streit - linzukunft; Trauner Verlag, Linz.
Verdichtung an der Linzer Tabakfabrik / Der reiche Bräutigam -
> Architektur und Architekten, in News / Meldungen / Nachrichten - BauNetz.de
Architektur in Linz 1900-2024 - Pustet Verlag 2024, Salzburg.
Architektur in Linz 1900-2011 - Springer Wien New York, 2012

Karte

Artikel

1. Dezember 2014 Oberösterreichische Nachrichten

„Daidalos“ für gebaute Zukunft in Altmünster, Haid und Feldkirchen

Mit rund 90 hochwertigen Einreichungen hat der von den OÖNachrichten initiierte Architekturpreis Daidalos heuer erneut bewiesen, dass er funktioniert und Sinn macht. Die Vielfalt der Projekte stellt ein umfassendes Abbild der oberösterreichischen Architekturproduktion dar.

Bei der genaueren Begutachtung...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

8. November 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Ländliche Zukunft, innere Wärme und zwei Häuschen am Hang

Zum diesjährigen OÖN-Architekturpreis Daidalos wurden 89 Projekte eingereicht. Die Qualität war sehr hoch. Heute stellen wir die letzten drei der neun nominierten Projekte vor.

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

25. Oktober 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Zukunftsweisende Lebensorte in Oberösterreich

Zum diesjährigen Daidalos-Preis wurden insgesamt 89 Projekte eingereicht. Und alle Projekte zusammengefasst betrachtet, war die Qualität ähnlich hoch wie vor zwei Jahren.

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

23. August 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Kommunalbau: Wichtige Impulse für lebendige Orte setzen

Die Gemeinden sind im Wandel - Kommunalbauten sind architektonische Vorbilder.

Kindergärten, Horte, Altenheime, Bauhöfe, Feuerwehren, Pflichtschulen und Turnhallen, aber auch Kulturzentren, Veranstaltungssäle, Plätze oder Friedhöfe gehören neben der kommunalen Infrastruktur und den eigentlichen Stadtämtern zu den vielfältigen Bauaufgaben, die Gemeinden bei aktuell oft engen Haushalten bewältigen müssen.

Lebendige kleine Dörfer und Gemeinden mit landwirtschaftlicher Prägung, das war einmal. Viele Orte sind heute Schlafdörfer für Pendler aus den Ballungsgebieten. Dazu gehört die Verhüttelung durch Einfamilienhäuser, geschlossene Gasthäuser, Läden und Schulen.

Die Ortskerne sind in Folge nicht mehr die Orte des Gemeinwesens. Stattdessen hat sich an den Rändern der Ortschaften ein Drive-In aus verschiedenen Angeboten entwickelt, mittlerweile befindet sich dort nicht nur der übliche Supermarkt oder die Werkstatt sondern auch die Bäckerei, die Apotheke oder der Arzt. Damit verlassen viele Nutzungen die Ortszentren, die vormals die Lebendigkeit der Zentren prägten.

Viele Gemeinden haben erkannt, dass ein lebendiges Ortszentrum wichtig ist und neben der Versorgung auch Identifikations- und Kommunikationsaufgaben leistet. Dort sollten die wichtigsten Einrichtungen fürs tägliche Leben zusammenkommen. Dabei geht es nicht darum, das Dorf neu zu erfinden, sondern eigene Potenziale zu erkennen. Seit rund zehn Jahren hat so eine kleine Renaissance der Ortskerne stattgefunden. Was können Kommunen dafür tun? Wesentlich sind raumplanerische Zugänge, Verkehrslösungen und eine Attraktivierung der Zentren durch viele koordinierte kleine Maßnahmen.

Einen wichtigen architektonischen Baustein stellen die vielerorts errichteten neuen Kommunalbauten dar, die scheinbar unübliche Nutzungen und Räumlichkeiten oft unter einem Dach kombinieren. Diese Hybride aus Amtshaus, Trauungssaal, Musikschule und Musikproberaum beispielsweise setzen nicht nur gestalterisch einen Impuls, sondern schaffen auch eine zeitgemäße und lebendige Nutzung der Ortszentren.

Beispiele dafür gibt es genug. Das 2008 fertiggestellte Gemeindezentrum in Weißkirchen an der Traun vereint Bürgerservice, Büros der Gemeinde, Trauungssaal, Musikraum und eine Hausmeisterwohnung. Von Anfang an ging es darum, aus den verschiedenen Einzelanforderungen einen Mehrwert für den Ort zu schaffen. Formal als kompaktes, einheitliches Volumen gestaltet, besteht das Haus aus ineinander geschobenen Nutzungen mit verschiedenen Eingängen.

Multifunktionale Zentren

Die 2010 und 2014 fertiggestellten neuen Stadtzentren in Meggenhofen (Two In A Box Architekten) bzw. Haid/ Ansfelden (Architektin Christa Lepschi) sind ähnlich gestrickt: Sie sind multifunktional, sind Impuls für eine nachhaltige Ortsentwicklung und schaffen einen neuen Ortsplatz. In Meggenhofen kommt noch ein Bürgerbeteiligungsprozess und die sorgfältige Nutzung wertvoller Altbauten dazu. Das Gleiche ist in Wels der Fall: Mit dem denkmalgeschützten Herminenhof wurde ein wertvoller Leerstand inmitten der Stadt revitalisiert, Musikschule, Bibliothek, Archiv und Volkshochschule ergeben neue Synergien und Raum für Jung und Alt.

Im 2013 fertiggestellten Gemeindeamt in Ottensheim (Sue Architekten) verschmelzen ebenfalls flexibel gestaltbare Veranstaltungssäle, Bürgerbüro, Verwaltung und Marktplatz bzw. Innenhof zu einem offenen Raum.

In Wallern wird mitten in der Ortschaft mit einem Veranstaltungszentrum auf engstem Raum verdichtet und ein Identifikationsort geschaffen (Schneider&Lengauer Architekten), in Sarleinsbach (Heidl Architekten) wird neben neuen Räumlichkeiten (Bibliothek, Musiksaal, Verwaltung) auch gleich die Verkehrssituation am Platz gelöst.

Alle Beispiele zeigen deutlich, dass über Architektur zwar keine strukturellen Probleme gelöst werden können, Bauobjekte sehr wohl aber spürbare Impulse für die Entwicklung von Gemeinden, deren Gemeinschaftssinn und Identifikationskraft setzen.

16. August 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Wie baut eigentlich die voestalpine?

Die voestalpine ist ein Riesenbetrieb, das Gelände in Linz hochkomplex. Hier wird nebeneinander Stahl gekocht und geforscht. Laufend und unter extremem Zeitdruck wird auch gebaut und abgerissen, um- und angebaut. Altes steht neben Neuem, Riesen neben Zwergen. Denkmalschutz besteht keiner.

Seit der...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

29. Juni 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Hier lebt es sich wie im Urlaub

Obwohl auf die grüne Wiese im äußersten Süden von Linz gesetzt (die Straßenbahn braucht eine kleine Ewigkeit ins Zentrum), ist dieses kleine Satellitenstädtchen eine Erfolgsgeschichte. Sie wird seit Fertigstellung positiv wahrgenommen, war von Anfang an dreifach überbucht. Die Identifikation der Bewohner...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

7. Juni 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Reicht Grün in der Mitte?

Der erste Bauabschnitt des Wohnprojekts „Grüne Mitte“ wurde gerade fertiggestellt, die ersten Bewohner ziehen ein. Drumherum sind Kräne und Baustelle. Bis 2016 entstehen hier – auf dem Areal des ehemaligen Frachtenbahnhofs – insgesamt 800 Wohnungen.

Rechnet man die zahlreichen Bauvorhaben auf den angrenzenden Brachen dazu, werden in den nächsten Jahren in diesem Stadtteil insgesamt rund 1500 Wohnungen geschaffen. Geschätzte 4500 Menschen werden dann hier leben.

Sicher also die größte, zusammenhängende Linzer Wohnbauentwicklung seit der Solar City. Die Lage und das Umfeld sind zwar schwierig, aber besser als es scheint. Doch schon jetzt lassen sich städtebauliche Schwächen erkennen.

Hier entsteht eine Kleinstadt

Bereits seit 2001 arbeitet die Stadt Linz gemeinsam mit den ÖBB an der Entwicklung dieses Gebiets unter dem Arbeitstitel „Trendzone Linz-Mitte“. 2005 wurde das 86.000 Quadratmeter große Areal um 7,65 Millionen Euro von der Stadt angekauft. Im darauffolgenden Jahr erfolgte ein städtebaulicher Wettbewerb, dessen Ergebnis eine ausgedehnte Blockrandbebauung vorsieht. Ein 14.000 Quadratmeter großer Park in der Mitte soll die Lage an der lauten Westbahn und Lastenstraße kompensieren.

Die Entwicklung dieses Areals ist ein wichtiger Schritt in Richtung Verdichtung und inneres Wachstum der Stadt Linz. Autos wurden konsequent aus dem Quartier rausgehalten. Große begrünte Terrassen und Balkone versprechen zwar noch keine „hängenden Gärten“, aber doch weit mehr Grün als im sozialen Wohnbau üblich. Wettbewerbe wurden ausgelobt, um zu Projekten zu kommen. Die Ausführung ist insgesamt über dem gewohnten Durchschnitt, und die Anstrengung, etwas Besonderes zu machen, ist spürbar.

Gerade wegen der Größe der Entwicklung gibt es aber deutliche Kritikpunkte: Gab es ein fundiertes Gesamtkonzept in Hinblick auf ein lebendiges und funktionierendes Quartier? Nein. Wurden die Wohnungstypen und Größen untereinander abgestimmt? Nein. Gibt es Erdgeschoßzonen für Gewerbe und Büros? Kaum. Wurde zumindest durch höhere Erdgeschoßzonen für die spätere Möglichkeit gesorgt? Nein.

Gibt es billige Starter-Wohnungen, Kleinstwohnungen oder Sonderformen im Sinne einer sofortigen und zukünftigen Durchmischung? Nein. Weil von billig die Rede ist: Ist einer der Bauten ein Experimentalbau mit dem Ziel wirklich billig zu bauen? (Beispiel Architekten Lacaton & Vassal in Mulhouse) Nein. Wird eine Schule gebaut bzw. Fläche dafür freigehalten? Nein.

Sind Miete, Mietkauf und Eigentum gut gemischt im Sinne einer sozialen Durchmischung? Leider nein. Wurden kleinere Parzellen für kleine Bauträger oder Baugruppen zur Verfügung gestellt? Nein. Wurden in Anbetracht der Größe des Vorhabens (rund 45.000 m² Wohnnutzfläche) andere Disziplinen wie Soziologen, Mobilitätsexperten oder Wohnbauforscher beigezogen? Nein. Apropos: Wurden neuere Modelle der Mobilität, des Carsharings oder Poolings bzw. der Reduktion von Stellplätzen auf zum Beispiel nur einen Platz pro 100 Quadratmeter (und nicht pro Wohneinheit) umgesetzt? Nein. Warum wurde nicht der alte Bahnhof als identitätsstiftendes Merkmal (z. B. für den Kindergarten) belassen? Zu kompliziert ...

Innovativere Prozesse

Gute Chancen bestehen, dass sich das Areal gut in die Stadtstruktur eingliedert. Das Musiktheater und die angrenzende Landstraße sind fußläufig erreichbar. Im Idealfall wird dies in Zukunft quer durch den St.-Barbara-Friedhof möglich sein. Die zweite Straßenbahnachse wird darüber hinaus den Standort immens aufwerten.

Das neue Quartier steht und fällt aber mit der eigenen grünen Mitte. Gelingt dieser Raum als städtischer Erholungsraum, ist die Architektur drumherum zweitrangig. Vergleicht man die Konzeption der „Grünen Mitte“ mit Projekten wie Tübingen Südstadt, Stockholm Hammerby oder der Entwicklung am ehemaligen Nordbahnhofgelände in Wien, wird deutlich, dass Linz dringend städtebaulich innovativere Prozesse und Entwicklungen braucht. Vor allem Tübingen zeigt, dass neue Stadtviertel lebendig, durchmischt und dicht sein können, indem ein paar einfache Spielregeln befolgt werden.

Wesentlich sind die Kleinteiligkeit, die Durchmischung (Miete, Eigentum, sozial, Baugruppe, Genossenschaft usw.) und gewerblich genutzte Erdgeschoße. Eigeninitiative Baugruppen spielen bei fast allen geglückten Neustadtvierteln in Europa eine gewichtige Rolle. Bestes aktuelles Beispiel ist „Wohnen mit Alles“ in Wien. Als Heim deklariert, in Form einer Baugruppe entstanden, setzt dieses Projekt architektonisch aber vor allem sozial und gesellschaftspolitisch Maßstäbe. Alles keine Hexerei, auch in Linz mit entsprechendem Willen leicht möglich.

4. Mai 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Koniferitis im Linzer Schillerplatz

Den Anstoß zur Überarbeitung des Parks gab die Neuplanung der kleinen Fläche vor der Landesbibliothek und die gleichzeitige Erneuerung der südlichen Landstraße. Zeit also, auch mit dem Park etwas zu tun.

Ab diesem Zeitpunkt wäre es selbstverständlich, einen geladenen oder offenen Wettbewerb unter...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

8. März 2014 Oberösterreichische Nachrichten

„Ziehen Sie aufs Land, dann haben Sie es weiter in die Stadt!“

LINZ. Mit dem Slogan im Titel warb vor rund 15 Jahren ein deutscher Automobilhersteller für sein neues Coupé. Um den Fahrspaß länger und am besten zweimal täglich genießen zu können, forderte die Werbung auf, weit vom Arbeitsplatz entfernt den Wohnort zu wählen.

Das klingt absurd – ist aber von der...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

8. Februar 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Linzer Tabakfabrik ist großes Theater

Mit der Besiedelung von Bau 2 der Linzer Tabakfabrik ist es wieder Zeit, hinter die Kulissen zu schauen.

Von außen ist kaum etwas zu sehen. Gerade einmal die neue, hofseitige Rampe zwecks barrierefreiem Zugang sowie die Lichter am Abend sind Indiz dafür, dass etwas passiert ist. Seit Sommer 2012 wurde geplant, ab März 2013 gebaut. Vorige Woche wurde feierlich eröffnet, zumindest im obersten Stock, bei den Architekten Kleboth, Lindinger und Dollnig.

Zur Erinnerung: Die heutigen Mieter (Kleboth Lindinger Dollnig, die Firma Netural und Heinz Hochstetter) sind schon sehr früh initiativ mit einem Konzept und konkreten Wünschen zur Nutzung für genau diesen Bauteil an die Entwicklungsgesellschaft herangetreten. Dabei gab es weder einen Call für die Nutzung noch einen Wettbewerb für die Planung.

Nach rund eineinhalb Jahren Gesprächen und Verhandlungen hat die Stadt Linz schließlich fünf Millionen Euro in die Hand genommen und den Bau komplett saniert (Entwurf und Planung erfolgte durch das mietende Architekturbüro), um die 3000 Quadratmeter nun langfristig an das Konsortium zu vermieten. Die Geschichte dazu wurde schon ausführlich im Februar 2013 in den OÖNachrichten beleuchtet. Heute geht es nur um das Ergebnis.

Haus im Haus

Um bauphysikalische, denkmalpflegerische und gestalterische Anforderungen unter einen Hut zu bekommen, wurde das gemacht, was schon bei der Van Nelle Fabrik in Rotterdam (Architekt Wessel de Jong) erfolgreich war: Eine nach innen verlegte zweite Glashaut, die alle nötigen klimatischen Kriterien erfüllt, ohne die denkmalgeschützte Substanz angreifen zu müssen.

Im neuen doppelten Boden wurden Elektrik und Lüftung verlegt. Heizung und Kühlung wurden in eine abgehängte Decke gepackt, die auch schallschluckende Funktion aufweist. Ein Nachteil dieser Einbauten ist, das im Inneren der Box von der originalen Substanz nur mehr wenig erlebbar bleibt.

Zu spüren bleiben nur die betonummantelten Stahlsäulen und die Außenwände mit den Fensterbändern im „Linzer Blau“, die dafür gut in Szene gesetzt sind. Ein großer Vorteil der Haus-im-Haus-Konstruktion liegt darin, die originale Substanz weitgehend unverändert belassen zu können. Bestes Beispiel dafür sind die filigranen Fenster, die von der Metallwerkstätte Pöttinger nur ertüchtigt, d.h. in ihrer Funktion wieder hergestellt wurden. Die neue innenliegende, gebogene Glasfassade lebt offensichtlich von der sorgfältigen Planung und dem Know-how der ausführenden Firma GIG aus Attnang-Puchheim.

Aber: An Details, wie den lieblos geführten Kabeltassen, der etwas angestrengten Konstruktion der Zwischenwände oder der aufwändigen Haustechnik ist ein grundsätzliches Ringen zwischen Architektur und Technik sowie Vorschriften zu spüren.

Ein behutsamer Umgang mit dem 80 Jahre jungen Meisterwerk steht im Konflikt mit standardisierten, vermeintlichen Anforderungen (eines Neubaus). Mehr Ausnahme und weniger Norm hätten dem Umbau gut getan. Der Aufwand ist spürbar hoch – eine gewisse Coolness geht ab.

Ein mittlerweile bekanntes Beispiel für eine lässige Haltung und Herangehensweise ist das Wiener Hotel Daniel (Atelier Heiss Architekten) nahe dem neuen Hauptbahnhof. In ein ehemaliges – ebenfalls denkmalgeschütztes – Bürogebäude, wurden 2011 sehr entspannt Zimmer eingebaut. Ja, es gibt vielleicht Einbußen bezüglich des Komforts im Vergleich zu einem Neubau, aber das Flair des Hotels ist dadurch und nur dadurch einzigartig.

Bauteil 2 als Studienobjekt

Insgesamt konnte in der Tabakfabrik im nun abgeschlossenen Umbau des Bauteils 2 dank des hartnäckigen Einsatzes vor allem der Architekten und des Denkmalschutzes viel erreicht werden.

Ob der Umbau als Vorbild und Prototyp für Bauteil 1 Sinn macht, bedürfte einer offenen und mutigen Diskussion. Welche Rolle bei weiteren Schritten die Stadt selbst einnehmen soll, müsste wohl Teil der Diskussion sein.

Aber auch die Vorgehensweise insgesamt, die „Auswahl“ der Mieter, die Umbaustrategie, die Vergaben, die tatsächlichen Gesamtkosten und der Zeitplan wollen plausibel und nachvollziehbar erklärt werden.

Mehr als ein Prototyp, kann der Umbau als Studienobjekt genutzt werden: An diesem Versuch kann Gelungenes und weniger Gelungenes erkannt werden. Zum Copy & Paste taugt es sicher nicht. Dafür ist jeder Bauteil der Tabakfabrik zu unterschiedlich und bedarf jeweils seiner eigenen Lösung.

4. Januar 2014 Oberösterreichische Nachrichten

Lunzerstraße: Lieb mich (doch)

Gebaut wurden die vier Hochhäuser in der Lunzerstraße in Linz Anfang der 1970er Jahre – 1972 um genau zu sein. Übrigens zur gleichen Zeit wie die „Voest-Brücke“ oder die zwei Wohntürme am Harter Plateau in Leonding, die bereits 2003 gesprengt wurden.

In unmittelbarer Nähe zum Arbeits- und Ausbildungsplatz...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

21. Dezember 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Totgesagte leben länger

er Lehar-Steg in Bad Ischl wurde mit Herz und Hirn für Schloss Parz repariert.

Aufgrund des jahrzehntelangen exzessiven Einsatzes von Streusalz und mangelnder Pflege war das Bauwerk am Ende. Ein Schrotthaufen, der lebensgefährlich ist und schnell weg muss. Gefahr in Verzug. Es geht um Sicherheit. Dagegen kann niemand etwas haben!

Zwar steht die Brücke selbstverständlich unter Denkmalschutz, aber das hat nichts zu bedeuten, wenn Sicherheit und Wirtschaftlichkeit oberstes Gebot sind. Gegenstimmen, auch von Fachleuten zählen nicht. Es zählt der Blick nach vorne. Über vergossene Milch sollte man nicht jammern, stattdessen aber tatkräftig in die Zukunft blicken.

Wir befinden uns aber nicht in Linz, sondern in Bad Ischl, der Kaiserstadt zwischen Tradition und Moderne, wie die Werbung verspricht. Bei der Brücke handelt es sich um den 114 Jahre alten „Lehar-Steg“, 52 Meter lang, 2,5 Meter breit, 2,7 Meter hoch und nur 30 Tonnen Material. Der Abriss der filigranen, genieteten Stahlfachwerkkonstruktion erfolgte 2012.

Nachdem der Denkmalschutz (um-)gefallen war und den Weg für die Demontage freigemacht hat, wurde an gleicher Stelle ein Neubau geplant. Dieser wurde in formaler Anlehnung und mit Verwendung der historischen Geländer (Hurra, ein Detail gerettet!) errichtet. Von Weitem sieht die rekonstruierte Brücke wie die alte aus, aus der Nähe aber offenbart sich der Schwindel. Die Form und Tragwerksart aus dem 19. Jahrhundert in aktueller Fertigungstechnik (Schweißen) herzustellen ist nicht stimmig, zeigt aber auch die Mutlosigkeit für eine Neugestaltung. Bei einem „Entwerfen“ an der Universität gäbe es dafür ein glattes „nicht Genügend“. Ohne Diskussion und zu Recht.

Schlosser trifft Schlossherr

Ab da nimmt die Geschichte einen originellen Lauf. Anstatt die Brücke einfach irgendwie zu zerstückeln und als Stahlschrott zu verwerten, wird sie auf Anraten von Metallrestaurator Christian Reisinger vorausschauend gezielt durchtrennt und zwischengelagert. Und zufällig, also gar nicht zufällig, trifft Herrn Reisinger auf die richtige Person, nämlich Georg Spiegelfeld, der gerade einen neuen Steg für sein Wasserschloss Parz (Grieskirchen) plant. Spiegelfeld lässt den „Schrott“ von Fachleuten untersuchen, schweißtechnisch prüfen und statisch rechnen, um ihn dann für 5000 Euro zu kaufen.

2000 Stunden Arbeit

Anschließend wird das gute Stück von der Metallwerkstatt Pöttinger aus Taufkirchen mit fünf Mitarbeitern in 2000 Stunden Arbeit repariert, händisch entrostet, gebürstet, geschliffen, neu grundiert, Hohlräume ausgespritzt und neu lackiert. Kosten der Stahlarbeiten inkl. Stützen, Geländer und Boden: 160.000 Euro.

Gesamtkosten des neuen barreriefreien Zugangs zum Schloss inklusive der Fundamente, Zufahrt und Transport: 210.000 Euro. Kosten des Neubaus in Bad Ischl: 320.000 Euro.

Die reparierte Brücke ist vergleichbar mit einer neuen und zumindest 20 Jahre wartungsfrei. Bei der Instandsetzung wurden nur zehn Prozent des Originalmaterials ausgetauscht. Die Wertschöpfung ist dabei zu 100 Prozent in der Region erfolgt.

Da Arbeitskosten 80 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, geht ein Großteil davon (in Form von Sozialabgaben) zurück an die öffentliche Hand. Im Fall eines industriell gefertigten Bauwerks verhält es sich genau gegenteilig.

Auch die CO2 Bilanz der reparierten Brücke ist unvergleichlich besser als die des Neubaus.

Angenommen, die Eisenbahnbrücke in Linz würde 100 mal so viel Arbeit machen (die unbedingt in situ passieren müsste) dann sprechen wir von 200.000 Arbeitsstunden und Kosten für den Stahlbau in Höhe von elf Millionen Euro. Dazu kommen Hebezeug, die Ertüchtigung der Pfeiler, Konsulenten und die Beläge.

Und die Eisenbahnbrücke?

Angebote um 24 Millionen Euro gibt es. Vorausgesetzt der politische Wille ist vorhanden, stellt die Reparatur zu diesen Kosten, das bestätigen vielfache Aussagen von Experten, kein Problem dar. Gerade in Oberösterreich und in der Stahl- und Kulturstadt Linz.

23. November 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Black Box, White Cube, Schaulager?

Ein Angerlehner Museum in Thalheim zeigt, wie Kunst kommuniziert werden kann.

Wir kennen das beispielsweise aus Amerika, Deutschland und der Schweiz: Industrielle oder Unternehmer sammeln Kunst, zum Teil strategisch, zum Teil ganz nach persönlichen Vorlieben. Wenn der Platz nicht mehr reicht oder die Sorge um die Werke steigt, bauen sich diese ihr privates Museum.

Oft geschieht das gleich direkt am Ort ihres Wirkens, da, wo man in der Regel kein Museum erwarten würde. In Österreich gibt’s davon eine Handvoll: die Sammlung Essl in Klosterneuburg, das Museum Liaunig in Neuhaus (Kärnten); aber auch das Artemons Kunstmuseum in Hellmonsödt beispielsweise. Nun ist ein solches – ein herausragendes noch dazu – an einem erneut überraschenden Ort dazugekommen.

Heinz Angerlehner, Gründer und Eigentümer des Welser Industrieanlagenbauers FMT, ist dabei gründlich vorgegangen. 16 Architekturbüros wurden zum Wettbewerb geladen, darunter so bekannte wie das von Dietmar Feichtinger aus Paris, Carl Pruscha aus Wien, Wolfgang Pauzenberger und Michael Hofstätter (pauhof) aus Wien/Linz und Weber Hofer aus Zürich.

Gewonnen hat aber überraschend das junge Büro Wolf Architektur aus Grieskirchen. Sie konnten die ebenfalls bestens besetzte Jury (u. a. Elke Meissl, Gerhard Sailer und Peter Baum) durch eine schlichte, aber raffinierte räumliche Konzeption überzeugen.

Geschickt organisiert

Aus einer bestehenden, ehemaligen Maschinen-Produktionshalle ist ein Museum neuen Zuschnitts entstanden. Neben gut gewählter Materialien haben die Architekten vor allem geschickt organisiert. Vom Eingang wird bereits der komplette Überblick aufs Innere gewährt. Ganz hinten leuchtet der angrenzende kleine Wald, unmittelbar links sitzt das verglaste und komplett einsehbare Depot. Schräg hinten lockt die große, hohe Halle. Die sichtbare Treppe zieht den Besucher ins obere Geschoß. Dort befinden sich vier kleinere, unterschiedlich ausgeprägte Räume. Sie wurden in die bestehende Halle eingeschoben. So konnte die Größe der Halle (20 x 60 m) erhalten bleiben. Alle Übergänge sind fließend. Die Nutzung ist für ein Museum unüblich offen – fast wie eine multifunktionale Produktionshalle.

Zu Fuß gut erreichbar

Farblich wurde im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels sehr reduziert, aber stringent gearbeitet. Die Bestandshallen als Grundstruktur wurden mattschwarz gestrichen.

Weiß ist den neuen Museumsräumen vorbehalten. Natürliches Licht kommt durch gut gesetzte Fenster und Öffnungen in der Decke. Die Hülle des Museums – ganz in Schwarz – gibt sich geschlossen und wirkt wie eine geheimnisvolle, etwas entrückte Blackbox in dieser charmant unordentlichen Umgebung.

Das Ineinandergreifen von Empfang, Veranstalten, Ausstellen und Lagern ist Programm. Der Sinn und Zweck eines neuen Museums moderner Kunst wird damit leicht verständlich.

Noch nicht einwandfrei

Peter Assmann, der Leiter des Museums, hebt hervor, dass dies in Österreich eine prägnante museale Position darstellt. Er spürt dies in seiner täglichen Arbeit: „Noch nie konnte ich so viele Menschen von moderner Kunst überzeugen wie in den vergangenen Monaten. Das ist auch der Architektur, die hier vermittelt, zu verdanken.“

In der aktuellen Ausstellung spielen Hängung und Architektur noch nicht einwandfrei zusammen. Werke an den Außenseiten der eingeschobenen Boxen (in der großen Halle) haben dort nichts verloren. Die Wand wird dadurch beliebig, die Box verliert in Folge ihre Bedeutung. Die Wirkung aus dem Wechselspiel aus großer Halle und kleinen „Implantaten“ wird empfindlich geschwächt. Abgesehen davon ist der Betrachtungswinkel von allen Seiten ungünstig.

Auch die Außenraumgestaltung bleibt hinter der klugen Architektur zurück. Zäune (wozu eigentlich?!), biedere Oberflächen und Details sowie die parkenden Autos wirken ernüchternd. In den nächsten Jahren könnte das Museum Angerlehner sich noch einmal des umliegenden Freiraums widmen und diesen in der gleichen Qualität wie die Architektur herstellen.

Mit den neuen Verbindungen über den Aiterbach und die Traun – Steg und Brücke, beide entworfen von Erhard Kargel – wurde die gestalterische Latte ja ebenfalls schon sehr hoch gelegt.

Die Finanzierung, gemeinsam durch Land, Stadt und Heinz Angerlehner, ist dabei vorbildhaft. Schon jetzt können Besucher dank dieser Abkürzung direkt aus der Welser Innenstadt ins Museum spazieren.

21. September 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Super legale Häuser am Froschberg

Wildwuchs, und fast alle machen mit – auch die Architekten.

Natürlich könnte auch von jeder anderen „besseren“ Wohngegend in Linz die Rede sein. Am Froschberg ist der Wildwuchs großer Bauten aber aktuell gut zu erläutern. Die Siedlungsstruktur ist gewachsen und kleinteilig, Einfamilienhäuser aus den 1930ern bis heute dominieren die Straßen. Grundstücke sind rar, der Druck auf restliche Flächen groß.

Das Bauvorhaben Schultestraße 18 wurde trotz Einsprüchen der Anrainer auch vom Gestaltungsbeirat genehmigt. Der Entwurf (F2 Architekten, Schwanenstadt) verspricht ein extrovertiertes, interessantes Haus. Offensichtlich in formaler Anlehnung an das Meisterwerk „Fallingwater“ des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright stapelt es zueinander versetzte, weit auskragende Terrassen übereinander. Stiegen verbinden diese. Klingt gut und ist sicher auch ein Wohnerlebnis. Leider fehlt – im Gegensatz zum Original – die dramatische Topografie, die umliegende Natur, schlichtweg einfach der Platz. Stattdessen wurde das Haus auf einer nur 500 Quadratmeter kleinen (aus einem größeren Grundstück herausgezwickten) Parzelle errichtet.

Angrenzende Nachbarn sind nachvollziehbar nicht bereit, das Haus als spektakuläre, moderne Architektur für einen innovativen Unternehmer und als Zugewinn für die Gegend wahrzunehmen. Sie fühlen sich vom minimalen Abstand, der Höhe und der Dominanz des Bauwerks beeinträchtigt.

Wie ist es möglich, derartige Kubaturen in Linz genehmigt zu bekommen? Im vorliegenden Fall gab es einen Uraltbebauungsplan von 1969 mit offener Bauweise, maximal zweigeschossig und nur äußerer Baufluchtlinie.

Pseudokeller

Das Haus wurde auf dieser Grundlage in Kombination mit den seit Jahren in ganz Linz geltenden Richtlinien betreffend einer Hangbebauung genehmigt. Dabei ist nicht das bestehende Gelände maßgeblich, sondern ein zukünftiges (!). Dies ist in Wirklichkeit eine Aufforderung zur Geländeveränderung, um vollwertige Geschosse als Keller zu definieren und damit nicht zur maximalen Geschossflächenzahl zu rechnen.

Diese Pseudokeller treten aber talseitig als Vollgeschoss (hier in Summe vier, das heißt ca. 14 Meter hohe Fassadenfronten) in Erscheinung. Der mittlerweile erneuerte Bebauungsplan von 2012 nimmt Rücksicht auf das genehmigte Einzelprojekt und ermöglicht jetzt gleich für Dreiviertel des Bebauungsplanes eine Dreigeschossigkeit und „dank“ verbindlicher Richtlinien zwei und mehr solcher „Kellergeschosse“.

Dazu kommt, dass in einigen kürzlich erneuerten Bebauungsplänen jede Art von schriftlich dargestellter, städtebaulicher Zielsetzung gestrichen wurde. Damit wird der für den Froschberg bisher geltende Maßstab aufgelöst.

Ein Versehen? Wohl nicht. Investoren und finanziell potente Bauherren bekommen eine Spielwiese und eine regelrechte Anregung, die (dadurch auch wiederum wertgesteigerten) Grundstücke auszuquetschen.

Sicher wird auch in Zukunft versucht werden, jegliche rechtlichen und baulichen Möglichkeiten (dies gerade bei derart hochpreisigen Grundstücken) auszuschöpfen. Es liegt an der Stadt, ihren Juristen und ihren städtebaulichen Instrumenten, dies zu steuern, Tricksereien nicht zu tolerieren oder gar indirekt zu fördern, sondern eine Vision für ein Viertel im gesamtstädtischen Gefüge zu formulieren.

Im Fall des Froschbergs müssen einfache Regeln auch die absolute Hauptgesimshöhen (bezogen auf Bestand und Straßenniveau) beinhalten.

Gegen Partikularinteressen

Eine städtebauliche Leitlinie, auf die jederzeit zurückgegriffen werden kann, ist nicht nur notwendig, sondern eigentlich selbstverständlich. Aber auch die Architekten, weil Urheber und weil sie die Gestaltungskompetenz haben, stehen massiv in der Verantwortung. Diese endet nicht bei der Grundstücksgrenze und dem Auftraggeber!

7. September 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Von hier wird das Land ferngesteuert

Knapp 225 Millionen Fahrgäste befördern die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) jährlich auf 5700 Streckenkilometern quer durchs Land. Für den Linzer Hauptbahnhof bedeutet das 800 Zugbewegungen und 40.000 Menschen täglich. Viel Technik steckt dahinter, um diese Mengen pünktlich und vor allem sicher zu...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

3. August 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Kleine, große, feine Box für die Toten

Die Aufbahrungshalle in Gutau ist ein moderner Raum der Kontemplation.

Eingebettet in den Bestand, zwischen der alten gotischen Pfarrkirche und einem benachbarten Bauernhof, steht auf dem Friedhof von Gutau (Bezirk Freistadt) die relativ neue, 2009 fertiggestellte Aufbahrungshalle. Geschlossen wirkt die weiß gekalkte Box schlicht und unauffällig, fast wie ein Nutzbau.

Es sind die knapp sechs Meter hohen, innen und außen mit Kupfer beschlagenen Tore, die dem Gebäude eine Monumentalität verleihen. Erst ihr Öffnen offenbart die räumliche Qualität im Inneren. Von diesem Wechselspiel aus offen und geschlossen, von Außen- und Innenraum lebt dieser einfache Schrein für Tote.

Geladener Wettbewerb

2008 gab es einen kleinen geladenen Wettbewerb. Schneider & Lengauer Architekten aus Neumarkt im Mühlkreis konnten diesen mit einem ihrer gewohnt pragmatischen als auch poetischen Entwürfe für sich entscheiden. Das Ergebnis ist ein kompromisslos moderner Bau in einem sensiblen, gewachsenen dörflichen Gefüge.

Die Topografie wurde geschickt genutzt, das Volumen steht satt eingebettet wie ein Passstück. Die simple Erscheinung schafft keine Konfrontation, sondern stärkt den Ort. Bis auf die längsseitig angeordneten Sitzbänke ist die 55 Quadratmeter große Halle leer. Ein einzelnes Oberlicht erhellt den Innenraum. Ursprünglich überhaupt ohne Fenster vorgesehen, wurde auf Empfehlung der Jury ein schmaler Schlitz nach Osten gesetzt. Dieser schafft Bezug nach Außen und lässt die Morgensonne herein. Die Wände sind weiß gekalkt, die Stirnseite mit Tannenstäben verkleidet, schlichte Leuchten hängen von der Holztramdecke.

Das reduzierte, von Holz und Kupfer geprägte Innere gibt den Toten und Trauernden ihren konzentrierten und würdigen Raum. Schlupftüren im Tor verschaffen schnellen Zutritt. Im ganz geöffneten Zustand wird die Halle zum überdachten Außenraum und der leicht ansteigende Vorplatz zum offenen Auditorium. Gekonnt hinter dem Gebäude und einer Stützmauer versteckt, befinden sich die nötigen Nebenräume sowie ein öffentliches WC.

Die Kosten beliefen sich auf 420.000 Euro brutto. Das ist für 117 Quadratmeter Nutzfläche ein relativ hoher Preis, der aber mit dem großen Volumen und der hochwertigen Ausführung (Tore, Materialien, Kühlraum) leicht zu erklären ist.

Früher war das Abschiednehmen inklusive Waschung und Andacht ein lebendiger Teil der Familie und (Dorf-)Gesellschaft. Dies fand zuhause in der Stube statt. Die Säkularisierung und die Tabuisierung des Todes hat den Prozess der Verabschiedung heute zu einem distanzierten, professionalisierten Vorgang werden lassen. Wegen des mittlerweile weit verbreiteten Wunsches zur Verbrennung der Toten ist die Verabschiedung zusätzlich in ihrem Ablauf unterbrochen. Das bedeutet, dass der finale Moment des Sarghinablassens und Zuschüttens abhanden kommt.

Spirituelle Stationen

Aufbahrungshallen wie diese sind demnach umso wichtigere spirituelle Stationen und Räume in einem sich auflösenden oder ändernden Ritual der Abschiednahme.

13. Juli 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Herminenhof: Punkt für Wels

Der neue Herminenhof ist dem Wissensturm in Bezug auf Lage in der Stadt, Raumqualität, Synergien der Nutzer und Planungskultur weit überlegen. Punkt für Wels.

Ein prächtiger Fabrikbau in der Maria-Theresia-Straße vereint Musikschule, Bibliothek, Stadtarchiv und eine Geschäftsstelle der Volkshochschule...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

8. Juni 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Von der Brache zur Linzer Melange

Die Rede ist vom Gelände des ehemaligen Bahnhofs der Linzer Lokalbahn und des ULTV-Tennisclubs mit mehr als 13.000 Quadratmetern. Das ist nicht wenig und dazu in bester Lage. Die ÖBB als Eigentümer verkauften einen Teil an die Real Treuhand Management (Raiffeisen). Dazu gesellten sich die Architekten...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

11. Mai 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Herausragend diskrete Lernwelten

Unauffällig duckt sich das flache Bauwerk ins Gelände und fügt sich neben dem historischen Bestand stimmig in die Landschaft. Innen tut sich eine fein gestaltete, unaufdringlich offene Lernwelt für 600 Berufsschüler auf, an der architektonisch nichts zu bekritteln ist.

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

20. April 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Die Barackenkirche Nöstlbach

„Baraque“ bedeutet im Französischen eine Feldhütte, ein Behelfshaus. Ursprünglich Unterkunft für Soldaten, ist eine Baracke ohne Keller leichter gebaut und meist aus Holz. Linz war voll davon, und das schon seit dem Ersten Weltkrieg. Ab 1938 – einhergehend mit den wahnsinnigen Plänen der Nationalsozialisten...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

11. April 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Innen sehr stimmig

Fangen wir innen an. Innen ist eine Überraschung. Innen stimmt das meiste. Das Haus ist hell, die Stiegenhäuser sind eine Freude. Überall wurden hochwertige Materialien wie Stein, Messing und Holz verwendet. Die Stimmung ist unaufdringlich feierlich. Die Lobby mondän, der große Saal prächtig.

Der...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

19. März 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Einfallsreich, erfinderisch, universell: Das Lebenswerk des Karl Odorizzi

Zwei Begriffe assoziiert man mit Karl Odorizzi (81): Plastik und Schulen. Der in Wels ansässige Architekt blickt auf 50 Jahre Bautätigkeit zurück, zum Teil auf revolutionäre Bauwerke.

Odorizzi hat sich normalen Architektenzwängen so weit wie möglich entzogen und ging ohne Berührungsangst auf Herausforderungen...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

9. März 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Antiquität statt Sondermüll

Ganz pragmatisch sind das erstens die offenen, robusten Grundrisse. Diese erlauben – und das ist gelebte Praxis – eigentlich fast jede Nutzung von der Wohnung über Büros und Werkstätten bis zu Kindergärten oder Arztpraxen.

Zweitens ist das die Raumhöhe von in der Regel mehr als drei Meter. Diese Raumhöhe...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

16. Februar 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Brutalismus im Mühlviertel

„Einfach guat“, verkündet im neuen Werbeclip der Gemeinde Sarleinsbach eine verdutzte, aber offensichtlich tief verwurzelte ältere Einwohnerin auf die Frage, wie das Leben hier so sei.

Sarleinsbach mit seinen knapp mehr als 2000 Einwohnern ist unter anderem bekannt für sein erstklassiges Mauracher...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

26. Januar 2013 Oberösterreichische Nachrichten

Tabakfabrik: Mehr Glück als Verstand

Die Stadt lässt sich die Adaptierung der insgesamt 3000 Quadratmeter annähernd fünf Millionen Euro kosten. Nach dem Vorbild der Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam wird eine zweite, innenliegende Glashaut installiert. So sollen die Eingriffe in die denkmalgeschützte Struktur auf ein Minimum reduziert und dennoch...

Zum vollständigen Artikel im „Oberösterreichische Nachrichten“ Archiv ↗

Publikationen

2016

Architektur in Wels
1900–2015

„Architektur in Wels 1900–2015“ ist ein handliches Buch, das einerseits zum lustvollen Durchblättern und Stöbern anregt, aber auch beste Übersicht und klare Strukturierung bietet. Der Architekturführer erzählt in 113 Objekten Welser Baugeschichte, er zeigt Besonderheiten der Stadt auf und richtet die
Hrsg: linzukunft
Autor: Lorenz Potocnik, Stefan Groh
Verlag: Verlag Anton Pustet

2012

Architektur in Linz 1900-2011

Der Architekturführer erzählt die Linzer Baugeschichte der letzten 110 Jahre. Über das Moment des Gebauten wird u.a. dem Linzer „Stadtgefühl“ nachgespürt, historische Typologien unterschieden oder die wechselvolle Geschichte der Stadt vermittelt. Neben den wesentlichsten 200 Bauwerken aller Typen beinhaltet
Hrsg: Lorenz Potocnik, Andrea Bina
Autor: Theresia Hauenfels, Isabella Marboe, Elke Krasny
Verlag: SpringerWienNewYork