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Bogevischs Stadt
Die Schau beginnt quasi im Vorgarten des DAZ: Hellgrüne an zwei Seiten offene Boxen legen eine Spur ins „Glashaus“, den Eingangsbereich der BDA-Geschäftsstelle, und führen den Besucher im Innern des Gebäudes bis an den Fuß der Treppe. Von dort eröffnet sich der Blick auf ein großes Wandbild über dem Treppenpodest: „Bogevischs Stadtkarte“, vereint die ausgestellten Projekte in einem virtuellen Stadtraum. Im Obergeschoss, dem Hauptausstellungsbereich, setzt sich die Aufstellung der Boxen in lockerer Anordnung fort. Jede der Kammern beinhaltet Pläne von ein oder zwei Projekten, eine Glühbirne beleuchtet sie von oben.
Geschickt nutzen Rainer Hofmann und Ritz Ritzer den Erschließungsraum des Glashauses und leiten den Betrachter unaufdringlich aber gezielt durch „Bogevischs Stadt“. Die Schau von „Bogevischs Buero“ ist die zweite Veranstaltung der neuen Ausstellungsreihe des Deutschen Architektur Zentrums, in der sich „junge“ Architekten unter 45 Jahren mit ihrer Arbeit präsentieren können. Bogevischs Buero wurde 1996 von Hofmann und Ritzer in München gegründet; den etwas skurril klingenden und in Wahrheit bedeutungslosen Namen wollen sie als Persiflage auf die vielen bedeutungsschwangeren Büronamensgebungen jener Zeit verstanden wissen. Gemeinsam nahmen die beiden an zahlreichen Wettbewerben teil. Im Jahr 2000 schließlich gewannen sie den ersten Preis in der Konkurrenz um das Dienstleistungszentrum Bülowbogen in Stuttgart, das sie bis 2004 realisieren konnten. Auch ihr zweites großes Projekt, die Studentenwohnanlage „Am Felsennelkenanger“ in München (2002–04), verdankt sich einem Wettbewerbserfolg. Die 250 Meter lange mehrschichtige Fassade des Wohnheims schillert in vielen verschiedenen Rottönen; im oberen Ausstellungsraum des Glashauses bilden Ausschnitte der Fassade den Präsentationshintergrund. Wie stark Hofmann und Ritzer bei ihren Projekten auf die Materialwirkung setzen, zeigt sich aber vielleicht noch deutlicher bei den unrealisierten Wettbewerbsbeiträgen für das Sächsische Staatsarchiv und das Besucherzentrum für die Grube Messel, wo sie schwere und massive Baukörper aus geschichtetem Sandstein und Schiefer entwarfen.
Wie Bogevischs Buero sich grundsätzlich in der Architekturlandschaft verortet: „Eher Ideenschmiede als Ideenerzeuger; unsere Entwürfe leben von den Beiträgen Dritter“.
Stadtansichten Kairo
Bauen und Planen für übermorgen
Verschnörkelte Parkanlagen mit saftig-grünen Wiesen und tiefblauen Teichen, Villen mit knallroten Ziegeldächern, erschlossen nur durch eine überwachte Anwohnerstraße: Das ist „Arabella Park“, eine beispielhafte Wohnsiedlung von „New Cairo City“. Bisher assoziierte man wohl kaum eine solche Gated Community mit Ägyptens Hauptstadt. Das Erste, was den meisten Menschen immer noch zu Kairo einfällt, sind die Pyramiden von Giza, dieser uralte, gigantische Anziehungspunkt, ursprünglich neben der Stadt gelegen, nach und nach aber immer näher gerückt. Mittlerweile ist auch sie gigantisch, die größte Metropole Afrikas, eine Megacity mit 17 Millionen Einwohnern. Für eine solche Stadt zu planen ist nahezu unmöglich – zum Zeitpunkt der Abstimmung sind die Vorhaben meist überholt. So entstehen viele Siedlungen informell, ohne klare Besitzverhältnisse und ohne übergeordnete Planungen, also auch ohne Genehmigungen. Probleme treten besonders dann auf, wenn die Gebäude renovierungsbedürftig werden und das Geld fehlt. Wie bei Manshiet Nasser, mit 600.000 Einwohnern eine lebendige, aber arme Siedlung, die ohne rechtliche Grundlage existiert und mit mangelhafter Infrastruktur ausgestattet ist. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und die KfW Entwicklungsbank sollen nun helfen, die Missstände zu beseitigen, indem Straßen, Wasserversorgung und Kanalisation ausgebaut und die Besitzverhältnisse legalisiert werden. Die Beteiligung der Bewohner ist dabei wesentlich, um nachhaltige Verbesserungen zu erreichen. Die Erbauer der Häuser, die meist auch die Vermieter sind, können die Grundstücke günstig von der Stadt erwerben, mit der Instandsetzung der Bauten beginnen und dadurch wiederum Arbeitsplätze schaffen.
Weder historisch noch gegenwärtig betrachtet bildet Kairo eine Einheit. Es existiert vielmehr als heterogenes Geflecht nebeneinander liegender Stadtteile. Um die notwendige Erweiterung nicht ganz sich selbst zu überlassen, wurde der Flächennutzungsplan für „New Cairo City“ entwickelt, der sich dieser Logik des Bestands anpasst. Investoren oder Privatpersonen können hier Baugelände erwerben und beplanen. So stehen bereits vereinzelte, in sich geschlossene Siedlungen in der Wüste östlich des heutigen Stadtgebietes.
Die Ausstellung der ifa-Galerie in der Reihe Stadtansichten zeigt die verschiedenen Bilder Kairos, ohne zu differenzieren. Kurze Texte charakterisieren die Stadtteile, gleichformatige Fotos zeigen dazu die oftmals sehenswerte Architektur. Nur Ausschnitte werden hier vermittelt, zu klein und auch zu allgemein, um nachhaltig zu beeindrucken. Der internationale Wettbewerb zum großen ägyptischen Museum, das dicht bei den Pyramiden gebaut wird, wirkt wie eine Randerscheinung. Gut, dass die Projekte mit Beteiligung der Bevölkerung räumlich im Mittelpunkt stehen. Schade, dass die Ausstellungsmacher nicht deutlicher Schwerpunkte gesetzt haben, um die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken.