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11. September 2010 Der Standard

„Das Objekt hat keine Emissionen mehr“

Hangar-7-Architekt Volkmar Burgstaller hat eine Vorliebe für Autohäuser. Wie seine Glasarchitektur mit Umweltschutz und Energiesparen harmoniert, erklärt er im Gespräch mit Markus Peherstorfer.

Standard: Sie haben bereits öfter Projekte für Toyota Frey entworfen. Was fasziniert Sie daran?

Burgstaller: Ich habe vor 35 Jahren mein erstes Autohaus geplant. Autos verkörpern Bewegung und Dynamik. Diese Botschaft versuche ich über das Bauwerk zu transportieren. Ich mache eine Architektur der fließenden Linien.

Standard: Von Ihrem Atelier sehen Sie direkt auf das neue Autohaus. Warum wurde das Projekt gerade hier gebaut? Die Aigner Straße ist keine Haupteinfahrtsschneise.

Burgstaller: Dass das Projekt neben unserem Büro gelandet ist, ist Zufall. Was den Standort betrifft, war das eine lange Suche. In Salzburg einen so großen, gewerblich gewidmeten Bauplatz zu finden ist nicht gerade leicht. Will man dem Anspruch von Toyota und vor allem von Lexus gerecht werden, dann muss es auf jeden Fall ein städtischer Standort sein.

Standard: Sie haben Europas umweltfreundlichstes Autohaus entworfen. Ökologie einerseits, Automobilität als einer der Hauptverursacher des Klimawandels andererseits - wie verträgt sich das?

Burgstaller: (lacht) Die Autobranche sieht das ganz anders. Fakt ist: Wir sind eine Gesellschaft der Mobilität. Das Auto wird man nicht mehr abschaffen. Trotzdem kann man etwas für die Umwelt tun. Toyota hat das schon lange erkannt und hat die Parole „Zero Emission“ ausgegeben. Das gilt auch für die Händler. Hier in Salzburg ist diese Parole aufgegriffen worden.

Standard: Was ist so grün an diesem Gebäude?

Burgstaller: Es beginnt beim Platz. So ein Betrieb braucht viel Platz, aber wir haben versucht, die Flächen zu minimieren. Keine Frage, das ist ein Autohaus, und dieses Thema ist Bestandteil der Architektur. Doch das Objekt selbst hat keine Emissionen mehr.

Standard: Wie lässt sich Ihre Vorliebe für großflächige Glaskonstruktionen mit dem Energiespargedanken verbinden?

Burgstaller: Licht und Transparenz sind die Grundphilosophie meiner Architekturauffassung. Natürlich verbrauchen Glasbauten Energie. Allerdings: Wann heizt sich ein Glashaus auf? Wenn die Sonne scheint! Wir haben den Spieß umgedreht. Wir haben den Ansatz, mit der Sonne zu kühlen. Im Vorbetrieb hatten wir bereits Tagestemperaturen von 34 Grad Celsius. Es hat bestens funktioniert. Wir können bis zu 100 Prozent der Kühllast mit der Sonne abdecken.

11. September 2010 Der Standard

CO2-freies Wohnhaus für Automobile

Mitten in Salzburgs Nobelviertel Aigen steht seit kurzem Europas grünstes Autohaus. Der Prestigebau ist nicht nur nachhaltig im Betrieb, sondern war auch schon ressourcenschonend in der Errichtung.

Wenn ein Autohändler einen neuen Standort eröffnet, kommt die Chefetage des Konzerns eher selten zu Besuch. Bei der neuen Filiale von Toyota Frey in Salzburg ist das anders: Katsuaki Watanabe, Vizepräsident des weltgrößten Autoherstellers, kam im Juli 2009 persönlich vorbei, um die Baustelle zu inspizieren.

Für den Konzern hat das neue Gebäude in der Aigner Straße, mitten in einem ruhigen, noblen Wohnviertel, besondere Bedeutung. Es gilt als umweltfreundlichstes Autohaus Europas und ist Vorbild für 3000 weitere Toyota-Verkaufsstellen auf dem ganzen Kontinent. „Die Konzentration auf Nachhaltigkeit darf nicht bei der Autoproduktion enden“, sagt Watanabe.

Nach Auskunft des zuständigen Architekten Volkmar Burgstaller verursacht das Gebäude im Betrieb keinerlei Emissionen - weder Stickoxide noch Kohlendioxid. In die Dachlandschaft integrierte Wärmepumpen und Vakuumverdampfer erzeugen mit der Kraft der Sonne die gewünschte Raumtemperatur. Der dafür benötigte Strom kommt von 400 Quadratmeter Fotovoltaik-Elementen. Ein Anschluss an das Fernwärmenetz deckt im Winter die Spitzen ab.

Doch auch schon bei der Errichtung selbst wurde auf Umweltverträglichkeit geachtet: Die Stahlbauteile wurden zum Großteil mit der Bahn angeliefert. „Wäre die ÖBB flexibler gewesen, hätten wir in diesem Bereich noch mehr tun können“, meint Burgstaller. Alle verwendeten Baustoffe seien bezüglich Produktion, Transport und Entsorgung auf ihren ökologischen Fußabdruck hin überprüft worden. Der Zement, dessen Erzeugung große Mengen Kohlendioxid freisetzt, wurde im Beton weitgehend durch das Abfallprodukt Hüttensand ersetzt. Die Wiederverwendung von aufbereitetem Wasser - etwa bei der Toilettenspülung - und die Verwendung energiesparender LED-Leuchten gehören ebenfalls zum Umweltkonzept.

Neben den Baukosten in der Höhe von 13 Millionen Euro wurden weitere 1,5 Millionen für die grünen Extras in die Hand genommen. Fördermittel gab es keine. Nicht alle Maßnahmen würden sich eines Tages auch wirklich amortisieren, erklärt Burgstaller. Doch immerhin sollen die Betriebskosten bei rund 40 Prozent eines konventionellen Autohauses dieser Größe liegen.

Im Inneren trennt eine durchgehende Mauer die Schauräume von den Werkstätten. Einzig in der Toyota-Kundenlounge wird diese Wand durchbrochen. Interessierte können einen Blick in die Werkstatt werfen. Ein an seiner Außenseite begrünter Treppenturm bildet einen „vertikalen Garten“ und führt zur VIP-Lounge mit entsprechendem VIP-Blick auf die Festung Hohensalzburg.

Ein frei gespannter Steg durchquert den 1480 Quadratmeter großen Schauraum und verbindet die Lounge mit dem sogenannten Innovationsforum, in dem Konferenzen, Schulungen und Präsentationen abgehalten werden. Darüber wölbt sich eine facettierte Glaskuppel, die für ständig wechselnde Lichteffekte sorgt.

8. Mai 2008 Der Standard

An der Salzach geht's um die Grillwurst

Videoinstallation in der Altstadt, Kunstprojekte in den Ateliers

Salzburg - Paul Raspotnig von der Salzburger Initiative Architektur ist stolz: „Wir haben das dickste Programmheft neben Wien.“ Die Architekturtage werden sich auch im öffentlichen Raum der Mozartstadt bemerkbar machen - auf die Fassade der Neuen Residenz in der Altstadt werden zwei Tage lang Videos projiziert. Was genau dort zu sehen sein wird, wollte Raspotnig noch nicht verraten. Wichtig sei es jedenfalls, eine breite Öffentlichkeit anzusprechen. Das Vorurteil, die Salzburger seien skeptisch, was moderne Architektur betrifft, teilt Raspotnig nicht: „Die paar konservativen Leserbriefschreiber kommen eh nicht. Und die anderen haben gegen moderne Architektur nichts einzuwenden.“

In Salzburg heißt das Motto „Architektur anders erleben“. Besucher sollen Architektur nicht nur ansehen, sondern auch benutzen - etwa bei einem Grillfest: „Manche Architekturbüros ködern die Leute mit Erlebnissen der etwas anderen Art“, sagt Raspotnig: „Sie treffen sich beim Grillen und erzählen dann etwas über Architektur.“

Besonderen Wert lege man auf Kinder und Jugendliche. Es gibt geführte Stadtrundgänge für Schulklassen und Exkursionen, bei denen die Kids mit dem Kompass in der Hand Sonnen- und Schattenstunden in einer Wohnhausanlage erkunden können.

Für die Großen stehen in Stadt und Land offene Häuser, Wohnungen und Ateliers bereit, die man individuell, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in geführten Reisebustouren erkunden kann. Ausstellungen über das neue räumliche Entwicklungskonzept der Landeshauptstadt und über Kunst am Bau in Saalfelden runden das Programm ab. Das Abschlussfest findet in Salzburgs größter Passivhaus-Siedlung statt.