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15. Dezember 2021 Der Standard

Hoffmanns Erklärungen

Das Wiener Museum für angewandte Kunst zeigt die bisher umfassendste Retrospektive des Designers, Architekten und Geschmacksstifters Josef Hoffmann. Eine sinnlich-strenge Schau der Superlative, für die man sich Zeit nehmen sollte.

Hand aufs Herz. Die meisten Zeitgenossen kennen Josef Hoffman eher vom Hörensagen. Wenn überhaupt. Manch einer hat von ihm gehört als Mitbegründer der Wiener Secession oder der Wiener Werkstätte, als Freund Gustav Klimts. Als Strebender nach dem Gesamtkunstwerk, Wegbereiter der Moderne, der wie seine Konsorten Adolf Loos, Otto Wagner und andere die Welt von gestern in eine Welt von morgen führte, so unterschiedlich diese Protagonisten unter dem Deckmäntelchen der Moderne auch werken mochten. Das hat nicht nur Kaiser Franz Joseph I. wenig gefreut, denn ihre Entwürfe standen für eine Revolution, provozierten und hatten das Zeug dazu, den Staub des schwülstigen Historismus hinfortzublasen.

Doch wo fängt diese Moderne an, wo hört sie auf? Der Kunsthistoriker Christian Witt-Dörring, auch Gastkurator der soeben eröffneten Hoffmann-Retrospektive Fortschritt durch Schönheit im Mak, meinte einmal: „Das zentrale Thema der Moderne war, dem Individuum eine Stimme zu geben, und zwar indem man Schönheit und Lebensstil über Kunsthandwerk und Industrialisierung erstmals einer breiten Masse zugänglich gemacht hat. Geschichte und Ästhetik – das ist in der Moderne nicht nur ein elitärer Herrschaftsanspruch, sondern ein breites Mittel für den mündigen Konsumenten.“

Gebrauch ohne Schranken

Auf die Frage, wie breit dieses Mittel daherkommt und wie mündig Josef Hoffmann, dieser Geschmacks- und Identitätsstifter, seine Zeitgenossen einschätzte, gibt es nun eine ganze Menge Antworten im Wiener Museum für angewandte Kunst, das unter dem Titel Josef Hoffmann. Fortschritt durch Schönheit die bisher umfassendste Hoffmann-Retrospektive überhaupt zeigt.

Kurator und Mak-Kustode Rainald Franz sowie die Gastkuratoren Matthias Boeckl und Christian Witt-Dörring zeigen über 1000 Exponate, die in 20 Kapitel gegliedert sind, die sich mit dem Schaffen Hoffmanns beschäftigen, der 1870 in Brtnice, im heutigen Tschechien, geboren wurde und u. a. bei Otto Wagner und Carl Hasenauer an der Akademie der bildenden Künste studierte. Der 1956 gestorbene Hoffmann gestaltete während seines 60-jährigen Schaffens unzählige Gebrauchsgegenstände wie Möbel, Besteck, Services, Glas, Schmuck, Ausstellungsarchitekturen, Inneneinrichtungen und herausragende Bauten, darunter das zum Unesco-Welterbe zählende Palais Stoclet in Brüssel, das Sanatorium Westend in Purkersdorf, seinen Beitrag zur Werkbundsiedlung oder Österreichs Pavillon für die Biennale in Venedig aus dem Jahr 1934.

Die Mak-Schau, in der Hoffmann die Besucher mit gezwirbeltem Schnurrbart von einem Foto heruntergrüßt, hat vieles drauf. Sie ist, da kann man Mak-Direktorin Lilli Hollein nur recht geben, eine der „Superlative“. Die geometrisch gestreuten Exponate, all die Plakate, Zeichnungen und Objekte haben mannigfaltige Auftritte. Viele von ihnen sind in Vitrinen versammelt, die einen in Reih und Glied stehend erwarten. Die gelungene Atmosphäre könnte als streng mit einem kleinen Schuss Gemütlichkeit beschrieben werden, auch als sinnlich, aber strukturiert. Im Zentrum, sozusagen dem Herzstück der Ausstellung, sticht ein großer Kubus heraus, in dem eine Rekonstruktion des Boudoir für einen großen Star aus dem Jahre 1937 zu sehen ist. Der Raum besticht durch Glas, Silber, eine Chaiselongue, einen Fauteuil und spärlich rankendes Ornament. In der Tat kann man sich hier Marlene Dietrich in Erwartung eines Schäferstündchens vorstellen.

Fortschritt durch Schönheit also, durch etwas, das Hoffmann nicht länger als ein Privileg der Reichen sehen wollte. „Nichts auf der Welt kann das Kunstwerk verdrängen, und nur das kann von wertvoller Dauer sein, das nach Vollendung und ewiger Schönheit strebt“, sagte Josef Hoffmann. Nun liegt Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters, und das verändert sich im Laufe eines Jahrhunderts. Betrachtet man die Objekte heute, macht es sich also bezahlt, eine reflektierte Zeitreise zuzulassen, in jene Epoche, in der sie entstanden sind. Was die Aktualität dieser Welt von gestern betrifft, meint Designer und Architekt Gregor Eichinger, der für die Ausstellungsarchitektur verantwortlich zeichnet: Josef Hoffmanns Œuvre sei ein sehr emotionales, das daher auch in der Zukunft von Bedeutung sein werde.

Und Ex-Mak-Direktor Christoph Thun-Hohenstein sagte anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums des Hauses vor sieben Jahren: „Das Thema der Moderne, als es erstmals gelungen war, neue, bürgerlichere Käuferschichten zu erschließen, ist aktueller denn je.“

„Josef Hoffmann. Fortschritt durch Schönheit“, Mak, bis 19. Juni 2022

21. April 2020 Der Standard

Künstler Lois Weinberger gestorben

Der zweifache Documenta-Teilnehmer und Forscher ist in der Nacht auf Dienstag 72-jährig in Wien verstorben

Die Natur ist schwer zu fassen, sagte Lois Weinberger. Der Mann versuchte es trotzdem. Er war ihr auf der Spur wie kein anderer Künstler. Die Natur war ihm Medium, Neugiersland, Forschungsgebiet und künstlerisches Feld, das er zweimal auf der Documenta, auf der Biennale in Venedig und im Rahmen unzähliger Ausstellungen auf der ganzen Welt in Szene setzte, ohne ihr zu Nahe zu rücken. Kunstwelt-weltbekannt wurde er unter anderem mit seiner Installation auf der Documenta X 1997.

Weinberger bepflanzte ein stillgelegtes Eisenbahngleis auf einer Länge von 100 Metern mit allerlei Neophyten, also „eingewanderten“ Pflanzen, aus Süd- und Osteuropa. Damit schuf der 1947 im Tiroler Stams geborene Künstler bereits lange vor den Einwanderungswellen eine Installation, die zur international beachteten Metapher für die Migrationsprozesse unserer Zeit wurde und mit ethnopoetischen Bezügen weit darüber hinausführt.

Die Natur ist schwer zu fassen, sagte Lois Weinberger. Der Mann versuchte es trotzdem. Er war ihr auf der Spur wie kein anderer Künstler. Die Natur war ihm Medium, Neugiersland, Forschungsgebiet und künstlerisches Feld, das er zweimal auf der Documenta, auf der Biennale in Venedig und im Rahmen unzähliger Ausstellungen auf der ganzen Welt in Szene setzte, ohne ihr zu Nahe zu rücken. Kunstwelt-weltbekannt wurde er unter anderem mit seiner Installation auf der Documenta X 1997.

Weinberger bepflanzte ein stillgelegtes Eisenbahngleis auf einer Länge von 100 Metern mit allerlei Neophyten, also „eingewanderten“ Pflanzen, aus Süd- und Osteuropa. Damit schuf der 1947 im Tiroler Stams geborene Künstler bereits lange vor den Einwanderungswellen eine Installation, die zur international beachteten Metapher für die Migrationsprozesse unserer Zeit wurde und mit ethnopoetischen Bezügen weit darüber hinausführt.

Neugier war sein immer auf Hochtouren laufender Motor, betankt mit einer in ihm wohnenden Kraft, Dinge zu sehen und einzuordnen, wie sie einzigartig war. Weinberger war ein scheuer Mensch, und doch reflektierte er seine Sichtweisen aus der Natur auf das Verhalten der Gesellschaft vom Wirtshaus bis zum Parlament. Sein politisch-poetisches Vorgehen legte sich über 35 Jahre wie ein Netz über Randzonen aller Art. Es ging ihm um die Bedeutung von Veränderungen, die weder mit Profanem wie dem „Garten Eden“ zusammenhängen, noch auf ästhetische oder örtliche Kriterien festzulegen sind. Weinberger wurde zu einem Empfänger, Sender und Wanderer auf Wegen, die neue Maßstäbe und Blickwinkel ins Bewusstsein der Betrachter seiner Arbeit pflanzte.

Damit hat er die Welt der Kunst nachhaltig verändert. Nicht wenige sahen und sehen ihn als Visionär. Was das heißt? Er erkannte Dinge, die andere nicht sahen, und sei es nur eine „illegal eingewanderte“ Pflanze, die er in ein Objekt verwandelte. Seine Sichtweise auf die Dinge, die er in Zeichnungen, Skulpturen, Kunst im öffentlichen Raum, Notizen und Fotografien übersetzte, wird bleiben. Was mehr kann sich ein Visionär wünschen?

Lois Weinberger, der auch als Schauspieler in Christian Bergers Spielfilm „Raffl“ in der Hauptrolle zu sehen war, ist in der Nacht auf Dienstag (nicht an Covid) überraschend verstorben. Er lebte mit seiner Frau Franziska Weinberger in Wien, Gars am Kamp und Innsbruck. Wer sich auch akustisch an ihn erinnern mag, soll sich einen Song von John Prine anhören, der ihm vor gut zwei Wochen ins Elysium der Visionäre vorausging. Noch vor kurzem verriet der Künstler, wie sehr er ihn mochte. Mögen die beiden eine gute Zeit haben. Wie heißt ein Song von Prine? „Caravan of Fools“. Möge es doch mehr solcher wunderbarer Narren geben. Man möge diesen pathetischen Ausflug verzeihen. Lois Weinberger hätte er gefallen. Der Tod dieses Künstlers ist schwer zu fassen. So wie die Natur.

16. Dezember 2015 Der Standard

Der ganz nor­ma­le Wohn­sinn

Das Mu­se­um für an­ge­wand­te Kunst in Wien (Mak) er­öff­ne­te am Diens­tag­abend ei­ne Aus­stel­lung zum Werk von Jo­sef Frank. Sie schafft es, den Be­su­cher in die Ge­dan­ken­welt des gro­ßen Ar­chi­tek­ten, De­sig­ners und Vi­sio­närs ein­tau­chen zu las­sen.

Der Ti­tel der Schau mag auf den er­sten Blick be­fremd­lich er­schei­nen. Aber nur auf den er­sten. Against De­sign bringt auf den Punkt, was Jo­sef Frank von vie­len an­de­ren Ent­wer­fern un­ter­schei­det und ihn un­glau­blich zeit­ge­mäß macht. Al­lein sei­ne Aus­sa­ge „Die Woh­nung ist kein Kunst­werk, des­halb hat sie nicht die Ver­pflich­tung, auf­re­gend zu wir­ken“ ver­dient mehr Be­ach­tung denn je. Der 1885 in Ba­den ge­bo­re­ne und 1967 in Stock­holm ver­stor­be­ne Frank ver­stand Woh­nen als et­was Or­ga­ni­sches, Le­ben­di­ges. Star­res war ihm ver­hasst, es ging ihm da­rum, Sen­ti­men­ta­les zu­zu­las­sen. Eben­so hat­ten Tri­via­les, Kitsch und ge­leb­te All­tags­kul­tur bei Frank kein Haus­ver­bot. Auch der Zu­fall soll­te beim Ein­rich­ten hel­fen. In all dem un­ter­schied sich Frank von dog­ma­tisch-er­zieh­eri­schen Ten­den­zen di­ver­ser Be­we­gun­gen sei­ner Zeit.

Der Ge­stal­ter ver­stand das Haus als ei­ne ab­wech­slungs­rei­che „Stadt im Klei­nen“ mit all ih­ren über­ra­schen­den E­cken und En­den. Stahl­rohr­mö­bel sah Frank als ei­ne Be­dro­hung für die Mensch­heit an, ein­far­bi­ge Flä­chen wirk­ten sei­ner Mei­nung nach be­un­ru­hi­gend auf den Be­trach­ter. Frei­lich be­scher­te ihm dies so man­che Kri­tik. Die Ver­tre­ter der Neu­en Sach­lich­keit ta­ten sich mit die­sem un­be­fan­ge­nen Zu­gang schwer – ih­re Vor­wür­fe reich­ten vom „Wie­ner Gschnas“ bis zum „Bor­dell Frank“.

Der Weg der im Mu­se­um für an­ge­wand­te Kunst ge­zeig­ten Ent­wür­fe führ­te über vie­le Um­we­ge. Frank ent­stamm­te ei­ner jü­di­schen Fa­mi­lie und stu­dier­te Ar­chi­tek­tur an der k. k. Tech­ni­schen Hoch­schu­le in Wien. 1925 grün­de­te er das Wie­ner Ein­rich­tungs­un­ter­neh­men „Haus & Gar­ten“. Die po­li­ti­sche Si­tua­ti­on ließ ihn be­reits 1933 nach Schwe­den aus­wan­dern. In den fol­gen­den Jah­ren ar­beit­ete er als Chef­de­sig­ner eng mit dem re­nom­mier­ten Ein­rich­tungs­haus Svenskt Tenn in Stock­holm zu­sam­men. Ins­ge­samt be­fin­den sich über 2000 Mö­bel­ent­wür­fe und 160 Tex­til­mus­ter Franks in den Ar­chi­ven des Mö­bel­hau­ses. Trotz der schwe­di­schen Staats­bür­ger­schaft leb­te Frank von 1942 bis 1946 in den USA, wo der als Pio­nier ei­ner auf­klä­re­risch ver­stand­enen Post­mo­der­ne gel­ten­de Frank an der be­kann­ten New Yor­ker New School of So­ci­al Re­se­arch un­ter­rich­te­te. Sein Wunsch, als Ar­chi­tekt zu re­üs­sie­ren und als Stadt­pla­ner en­ga­giert zu wer­den, wur­de je­doch nicht er­füllt.

Pa­ra­dies­gär­ten

Die Ma­cher der Aus­stel­lung, Mak-Kus­to­de Se­bas­ti­an Ha­cken­schmidt und Ar­chi­tekt Her­mann Czech, span­nen ei­nen wun­der­ba­ren Bo­gen von Franks Ar­chi­tek­tur­pro­jek­ten über sei­ne De­sign- und In­ter­ieu­rent­wür­fe bis hin zu theo­re­ti­schen Po­si­tio­nen. Die­se wer­den An­sät­zen an­de­rer Ge­stal­ter ge­gen­über­ge­stellt und die­nen als hilf­rei­ches Werk­zeug für die in­ter­na­tio­na­le Ein­ord­nung von Franks Be­deu­tung. Die Na­men rei­chen vom Re­nais­san­ce-Ar­chi­tek­ten Leon Bat­tis­ta Al­ber­ti, des­sen Ar­beit Frank als Dis­ser­ta­ti­ons­the­ma wähl­te, über Adolf Loos und Le Cor­bu­sier bis hin zu Rem Ko­ol­haas. Franks Ar­bei­ten zeich­nen sich in die­sem Kos­mos durch ei­ne eben­so so­zi­al wie kul­tur­kri­tisch mo­ti­vier­te Zweck­dien­lich­keit aus, was sich un­ter an­de­rem auch in den Ent­wür­fen für die Werk­bund­sied­lung aus dem Jah­re 1932 im 13. Be­zirk nie­der­schlug.

Kenn­zeich­nend für die Per­so­na­le ist, dass sie nicht als Par­cours ge­stal­tet ist, dem es zu fol­gen gilt. Ganz im Sin­ne Franks spült es den Be­su­cher hier­hin und dort­hin. Die Schau kommt an­ge­nehm un­mu­se­al her­über, wird zu ei­nem Wim­mel­buch ei­ner Ge­stal­ter-Ära. Aus­ge­wählt wur­den cir­ca 70 Mö­bel, über 100 Zeich­nun­gen und Aqua­rel­le, Ar­chi­tek­turm­odel­le, un­zäh­li­ge Fo­tos und opu­len­te Stoff­ent­wür­fe, die ei­nem gleich Pa­ra­dies­gär­ten ins Ge­sicht sprin­gen. Frank da­bei sti­li­stisch zu fas­sen oder gar in ei­ne Schub­la­de zu ste­cken scheint kaum mög­lich. Se­bas­ti­an Ha­cken­schmidt: „Frank ging die Din­ge un­glau­blich kul­tur­kri­tisch an, auf die­sem Weg fand er zu sei­nen Lö­sun­gen. Im Den­ken und Tun ist er an­ti­for­ma­lis­tisch, Vor­ga­ben, die ihn ein­schränk­ten, ak­zep­tier­te er nicht.“

Czech und Ha­cken­schmidt ist ei­ne Aus­stel­lung ge­lun­gen, in der man in Franks Ge­dan­ken­welt ab­tau­chen kann. Die­se führt den Mak-Be­su­cher eben­so in ei­ne an­de­re Ga­la­xie wie die Star Wars -Aus­stel­lung ei­nen Stock tie­fer – mit dem Un­ter­schied, dass je­ne von Frank tat­säch­lich exis­tiert.

16. September 2010 zuschnitt

Was vom Sommertage übrig blieb

Das Eisstäbchen ist eines der einfachsten Alltagsobjekte der Welt. Weniger bekannt ist, dass ohne eine Frostnacht des Jahres 1905 so manch eine sommerliche Situation zu einer äußerst pickigen und umständlichen Angelegenheit geworden wäre.

Sagen wir Staberl zu ihm. Oder nein, doch lieber Stäbchen. Oder noch besser: Eisstäbchen. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein an Einfachheit kaum zu überbietendes Alltagsobjekt. In dieser Disziplin kann es locker mit seinem nahen Verwandten, dem Zahnstocher mithalten. Man könnte auch sagen, das Eisstäbchen ist so einfach wie unentbehrlich. Der Versuch, sich ein Brickerl ohne Eisstäbchen auf der Zunge zergehen zu lassen: zum Scheitern verurteilt. Das Knabbern an der Schokokappe eines Jolly ohne Stäbchen: äußerst unelegant. Das ohnehin nicht einfache Unterfangen, ein Twinni brüderlich zu teilen: Was für eine pickige Angelegenheit! Kurz: Das Eisstäbchen gehört zum Eis wie ebendieses zum Sommer. Das Stäbchen macht diese Schleckerei erst möglich, es ist sozusagen das Fundament des Eisschleckens, das Instrument, das – zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt – das Eis seiner Bestimmung zuführt. Ist das Eis geschleckt, zerbissen oder zwischen den Lippen geschmolzen und schon auf dem weiteren Weg alles Irdischen, bleibt das Eisstäbchen übrig.

Manch einer zuzelt dann noch in Biber-Manier an dem hölzernen Ding – nun ohne Trägerfunktion –, bis es seine fasrige Struktur offenbart. Auch hier zeigen sich die verwandtschaftlichen Bande zum Zahnstocher. Ein anderer findet Vergnügen daran, es zu brechen und zu knicken. Der Nächste verwendet es als Anzündhilfe fürs Lagerfeuer und als Tischbeinkeilchen. Auf www.recyclingbasteln.de versammeln sich die Jünger des Eisstäbchens und zeigen ihre gebastelten Meisterleistungen: Vom einfachen Christbaumschmuck in Sternform über Eierbecher und Lesezeichen bis hin zu Flamenco-Fächern und Strickleitern für Osterhasen reichen die Ergüsse aus einem Werkstoff, der die Konkurrenz von Kastanien-Getier mit Streichholzbeinen nicht fürchten muss.

Allein in Deutschland wird der mit Ceresin-Wachs beschichtete Eisstiel aus Buchenholz jährlich 1,2 Milliarden Mal verbraucht. Angeblich geht die Geschichte vom Eis am Stiel auf den Amerikaner Frank Epperson und das Jahr 1905 in Kalifornien zurück. Der damals Elfjährige braute sich eine Limo und ließ diese samt Rührstab auf der Veranda stehen. Irgendwann in der darauf folgenden, frostigen Nacht schlug die Geburtsstunde des Eis am Stiel. Doch erst Jahre später, im Jahre 1923, erinnerte sich Frank Epperson an sein glückliches Missgeschick und ließ sich seine gefrorene Stiel-Limo patentieren. In der Patentanmeldung hieß es: »Gefrorenes Eis am Stiel ist die fortschrittliche Methode, gefrorene Süßware in attraktiver Form und angebrachter Weise verzehren zu können, ohne sie dabei durch Kontakt mit Hand, Teller oder Gabel zu beschmutzen.«

Dass aus dem Stiel ein Holzstiel wurde, ist weit weniger zufällig als die Geschichte des Stieleises. Fragt man bei Professor Alfred Teischinger vom Institut für Holzforschung der Wiener Universität für Bodenkultur nach, weiß dieser zu berichten:

»Es gibt wohl mehrere Gründe, warum Holz damals wie heute die beste Lösung für das Eisstaberl ist. Holz ist nicht wärmeleitend. Es wirkt eher als Isolator. An einem Plastikstaberl würde das Eis viel schneller in der Hand schmelzen und man hätte an einem heißen Sommertag die Malaise. Außerdem ist Buchenholz eine wenig dauerhafte Holzart, einmal unachtsam weggeworfen, zersetzt sich das Eisstaberl im Gras ohne schädliche Rückstände. Das Holzstäbchen erfüllt also kurzfristig seinen Zweck ganz einwandfrei und verschwindet von selbst.« Teischinger kennt aber noch mehr Vorteile, die im Prinzip in und auf der Hand liegen, so bietet die hölzerne Oberfläche den Fingern ausreichend Grip und ist geschmacksneutral. Und schließlich wäre da noch die Sache mit der Hygiene: Nicht umsonst kommt die breitere Variante des Eisstäbchens während des »Ahhhh«-Sagens beim Onkel Doktor zum Einsatz. Das kann doch nur gesund sein!

15. September 2009 zuschnitt

Hüttenzauber in einer Herberge namens »berge«

Nils Holger Moormann, Möbelverleger und Designer, gilt als Querkopf, Protagonist des »Neuen Deutschen Designs« und Pate großer Designtalente. Jetzt ist er auch noch unter die Hoteliers gegangen.

Man könnte Nils Holger Moormann als den Jacques Tati des Designs bezeichnen. Die einen nennen ihn Spaßvogel, die anderen die Nummer eins des beherzten Möbelhandels. Seit mehr als zwanzig Jahren produziert und vertreibt der 1953 in Stuttgart Geborene Entwürfe meist junger, weniger bekannter Designer. Zu diesen zählte u. a. Konstantin Grcic, heute ein Stargestalter. Die Arbeit Moormanns verkörpert den reziproken Wert von Design als Verhübschungsschnickschnack, ganz sicher ist er ein Kämpfer für mehr Polarisierung in Sachen Gestaltung, ein Musenküsser und einer, der stolz ist auf die Authentizität von Handwerk. Jetzt ist Moormann auch noch zum Herbergsvater geworden.

In Aschau im Chiemgau hat er ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, das schon als Bäckerei, russisches Restaurant und Schülerferienheim herhalten musste, zur Herberge namens »berge« umgebaut – als Tüftler, Bauherr, Ausführender und Hotelier. 13 verschiedene Appartements zählt die Bleibe, sie heißen »Bergbude« oder »Sommerloch« und sind so ungewöhnlich und fesch wie die vielen Möbel aus dem Hause Moormann. Als Motto oder Hoteliersphilosophie hält ein Zitat des französischen Bergsteigers Jean-Christophe Lafaille her: »Wer die Berge liebt, akzeptiert auch, dass sie Bedingungen stellen.« »berge« ist, man kann es schon ahnen, kein gewöhnliches Hotel. Wie die Moormann-Objekte besticht die Herberge durch Leichtigkeit und Strenge, wobei Letztere immer der Schalk im Formgeber-Nacken sitzt.

Weiters ist über »berge« in einem 17 Punkte umfassenden Katalog zu erfahren: »In berge gibt es kein wlan. Dafür müssen Sie keinem erzählen, wie gut es Ihnen geht!« Oder: »berge bietet keinen Wellness-Bereich. Dafür sehr kleine, urige Bäder.«

Einen Eröffnungstermin gab es für das Hotel nicht wirklich. »Eigentlich war das Hotel schon im Übernahmezustand eröffnet. Ich sehe das Haus als Work in Progress. Zu Beginn konnte man darin für einen Euro übernachten, da gab es noch gar keine Böden. Das Projekt ist ja nicht aus einem Management-Plan entstanden. Ungewöhnlich ist an berge vor allem, dass sich da ein Unternehmen wie das unsere im Sinne von Learning by Doing fortbewegt. So etwas würde wahrscheinlich sonst niemand tun, es war ein ständiges Vor, Zurück, Vor, Zurück«, sagt Moormann über sein Hotel. Von einem fixen Plan und Fertigungstermin wollte er nichts wissen. Jedes Detail wurde, wie Moormann es nennt, in einer »Gnadenlosigkeit, die ihresgleichen sucht«, durchgeplant. Moormann kann nicht anders, er ist ein Getriebener, egal ob er einen Schemel entwirft oder ein ganzes Hotel baut. »berge« sei wie ein »Traum von jemandem, der es sich leisten will, ein Schiff zu bauen, und der sich dann wundert, dass das Schiff auch schwimmt«. Die Doppelrolle als Bauherr und Ausführender bezeichnet Moormann als Problem, einen Architekten aber hätte er wahrscheinlich ins Irrenhaus gebracht: »So war es einfach spannender, und mittlerweile weiß ich auch, wie ein Abfluss funktioniert.«

Das Konzept selbst bestand für den gebürtigen Schwaben zuerst einmal in der Findung der Seele dieses alten Hauses. Moormann brauchte lange, um die Raumentwicklung voranzutreiben, alles sei völlig verbaut gewesen. Damals nannte der Designer sein Projekt noch »Grand Hotel Aussichtslos«. Erst später wurde das Thema Gästehaus entwickelt, und daraus wurde wiederum »berge«. Der Name habe ihm sehr dabei geholfen, nicht zu sehr in die Design- oder Art-Hotel-Schiene zu rutschen. Wie im Design ist es Moormann wichtig, ein Projekt in einem Satz beschreiben zu können.

Wo alte Strukturen in dem Haus, das an einer Bundesstraße liegt, vorhanden waren, werden diese auch gezeigt. Mit Oberflächen geht Moormann radikal um. Zu sehen sind ungestrichene Lehmwände und Böden aus unbehandelter Hochgebirgsfichte.

»Das ist eine Sauarbeit, die wieder sauberzuschrubben, aber das gibt dann halt die richtige Patina«, so Moormann. Die Einbauten in »berge« variieren. Meistens sind sie aus schwarzem Furniersperrholz, auf das der frischgebackene Hotelier abfährt, das aber, wie er erzählt, Putzfrauen hassen. Neues Wandmaterial aus natürlichen Baumaterialien fügt sich passend in den Bestand ein. Moormann ist vor allem der Kontrast wichtig, das Interieur soll nicht »alpenländisch jodeln«. Baulich findet sich der Kontrast zwischen den lebendigen Böden und frischem Kalkputz oder zwischen welligen Steinmauern und aalglatten Fichtenbrettern der hinzugefügten Einbauten. Zwei andere Pole bilden die straßenseitigen Kastenfenster aus Holz und die rückseitig gelegenen französischen Fenster aus gertenschlanken Stahlprofilen und hölzernen Fensterläden zum Auf- und Zuschieben. Natürlich gibt es auch eine große Stube, die sich vor allem für Tagungen anbietet. Als Möbel kamen – versteht sich – größtenteils Stücke aus der Moormannkollektion zum Einsatz, es finden sich aber auch Klassiker wie z. B. der Plastic Side Chair von Charles und Ray Eames. Zu finden sind ferner einige Einzelanfertigungen wie die Schlafstätten, die zu nestartigen Bettnischen im Gemäuer werden.

Ausgerechnet die Auswahl der richtigen Möbel empfand Moormann als besonders schwierig und langwierig, schließlich seien sie die »Schauspieler für diese Bühne«. Eine Produktdesignerin stand dem Chef bei der Suche nach den richtigen Stücken zur Seite – ein Prozess, den Moormann übrigens noch lange nicht als abgeschlossen ansieht. Der Herbergsvater meint, man müsse schon einen »an der Birne haben«, um sich an ein solches Projekt heranzuwagen, kommerziell würde sich das Ganze nie wirklich rechnen. Aber das war wohl auch kaum der Plan. »Ich möchte, dass sich hier Menschen aus der Design- und Architekturszene wohlfühlen, miteinander kommunizieren und ein Netzwerk entsteht«, sagt Moormann. Aufs Haustierreich umgemünzt spricht er von »berge« als einem Ort, an dem sich Katze oder Hund sofort hinlegen würden, um zu entspannen.

28. Oktober 2005 Der Standard

„Nine-to-five gehört überholt“

Neue Konzepte für den Arbeitsplatz Büro gibt es zur Genüge. Wie es um die Realisierung der neuen Arbeitswelten steht, fragte RONDO den Architekten Dustin A. Tusnovics

der Standard: Mobiles Büro, Desksharing, Thinktanks, Recreationzones usw. - seit Jahren füttern uns Architekten und Büromöbelhersteller mit derlei zukunftsträchtigen Begriffen in Sachen Arbeitswelt. Was von alldem wird eigentlich realisiert? Und wo?
Dustin A. Tusnovics: Alles existiert heute, es wird nur nicht immer alles konsequent umgesetzt bzw. genutzt. Die Tendenz, Flächen intelligent zu nutzen, betrifft fast jeden. Aber es geht nicht nur um effizienteren Nutzen, sondern um Konzepte, Ideen und Möglichkeiten. Da bewegt sich schon einiges. Ich war vor Kurzem in London, und dort ist es wirklich so, dass ich als Unternehmer bei einer sehr geringen Arbeitslosenrate schauen muss, meine Mitarbeiter zu halten. Gutes Gehalt ist eine Sache, für ein gutes Unternehmen zu arbeiten, auch. Damit mir ein guter Mitarbeiter auf einem lebhaften Arbeitsmarkt bleibt, muss ich ihm mehr bieten. Dazu gehört auch die Umgebung, das so genannte Arbeitsumfeld. Die großen Büros in England haben alle ihre Thinktanks, dort übrigens „60 minute office“ genannt. Auch viele andere neue Ideen werden dort gelebt.

Abgesehen vom Arbeitsmarkt, wie schaut die Entwicklung bei uns aus?
Tusnovics: Das große Problem ist, dass heute alle sparen wollen, und das an der falschen Stelle. Es gibt ja eine alte Rechung, die folgendermaßen lautet: Wenn ich ein Haus baue, kostet das ein Prozent von xy, die Betriebskosten machen zehn Prozent aus, und die Mitarbeiter kosten dann hundertmal so viel wie die eigentliche Investition. Wenn ich sage, ich steigere die Produktivität der Mitarbeiter um zwei, drei Prozent, dann habe ich die Investitionskosten schon wieder herinnen. Nun wird aber versucht, selbst bei diesem einen Prozent zu sparen.

Das heißt, die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre ist verantwortlich dafür, dass all die prophezeiten Veränderungen für die Bürowelten nur spärlich umgesetzt werden.
Tusnovics: Ich glaube schon. Und doch, die Bereitschaft ist da, das Nachdenken findet statt. Es haben sich in den vergangenen Jahren ja auch viele Büroconsulter etablieren können.

Und wie geht's weiter?
Tusnovics: Man muss ein wenig unterscheiden. Früher haben wir geglaubt, dass jeder dieses oder jenes Büro haben will. Das heißt: Non-Territorial oder Kombi oder Zelle. Ich rede heute nur noch von Bürolandschaften, es geht um eine Kombination aus allen Typen. Eine Bestätigung dieser Entwicklung findet man ja auch durch die Büromöbelbranche. Zum Beispiel das neue Vitra-Konzept von Werner Aisslinger. Da geht's um Lounge, Sitzen, Arbeiten, Wohnen, aber auch Touch-down und so weiter. Viele Büros gehen in diese Richtung. Vielleicht nicht so sehr in Wien, weil viele Immobilien das gar nicht mit sich machen lassen. Das ist natürlich auch noch ein Problem. In Deutschland oder England denkt man in Sachen Trakttiefe nicht mehr an acht bis zwölf Meter, sondern an 15 bis 18 Meter. Da können dann echte Bürolandschaften entstehen. Auch bei uns will jeder gern in einem Loftbüro arbeiten.

Apropos „was jeder will“. Was möchte denn der Otto Normalbüroverbraucher? Sollten Mitarbeiter nicht auf diese Entwicklungen vorbereitet werden?
Tusnovics: Darüber haben wir viel diskutiert. Natürlich empfinden es Mitarbeiter so, dass das Alte nie so gut ist wie in dem Moment, in dem es verändert werden soll. Das Übersiedeln basiert ja auf einer Entscheidung, die der Mitarbeiter in der Regel nicht beeinflussen kann. Er wird zwangsbeglückt. Bei unseren Projekten versuchen wir sehr stark, die Mitarbeiter miteinzubeziehen. Wir zeigen und erklären ihnen, was wir tun, warum zum Beispiel die Arbeitsfläche anscheinend kleiner wird, was wir mit der gewonnen Fläche Neues schaffen etc. Das kann auch bei 5000 Leuten funktionieren. Man muss halt die richtigen Ansprechpartner finden.

Ist es nicht immer noch so, dass jeder sein eigenes Reich will - mit Pinnwand, Postkarten - und nicht jeden Tag anderswo und neben jemand anderem arbeiten möchte?
Tusnovics: In Deutschland erscheinen Artikel unter dem Titel „Hoch lebe das Zellenbüro“. Dieses wird auch sehr gut angenommen. Natürlich will jeder sein eigenes Reich haben und Chef sein. Wenn aber auch der Chef kein Reich hat, sondern einen Schreibtisch wie seine Mitarbeiter und das System also mitträgt, geht das auch auf. Der Chef ist ja nicht Chef, weil er ein großes Büro hat. Das Ganze muss also auf den Verantwortungsebenen durchgesetzt werden. Die Beratung von außen ist zu wenig. Es bedarf der Akzeptanz von innen. Man muss lernen, mit den neuen Verhältnissen umzugehen. Und das funktioniert. Viele Bürokonzepte entwickeln sich heute, wie gesagt, nicht mehr auf der Basis, dieses oder jenes Model einsetzen zu wollen, sondern aus der Mischung unterschiedlicher Elemente, die komponiert werden müssen.
Schaut man sich heute in vielen Büros um, stehen die Computer völlig falsch, die Leute krabbeln unterm Schreibtisch herum, um einen USB-Stick anzustecken, oder wackeln auf Bürostühlen aus dem Jahre Schnee herum. Kann der Einzelne etwas tun, um in den Genuss dieser neuen Projekte zu kommen?
Tusnovics: Solche Dinge sind zu thematisieren. Man muss gut sitzen, auch wenn man nur drei Stunden im Büro ist. Auch die Mitarbeiter tragen Verantwortung mitzudenken und mitzufordern. Es geht diesbezüglich darum, kreative Diskussionen aufzubauen, mit Abteilungsleitern, Chefs etc. Das Thema muss weitergebracht werden.

Stichwort Motivation. Begriffe wie Burn-out, Mobbing etc. sind heute in aller Munde. Sind die neuen Bürokonzepte in der Lage, diesen Entwicklungen gegenzusteuern?
Tusnovics: Mobbing passiert in dunklen, stillen Gängen. In einem transparenten Büro, in dem Transparenz auch im Kopf funktioniert, akzeptiere ich den anderen. Alles wird gemeinschaftlicher, teamorientierter. Ich denke, auch das Burn-out kann teilweise eliminiert werden, wenn ich die Motivationskurve steigern kann.

Und wie stellt der Architekt das an?
Tusnovics: Ach, da gibt's Supermöglichkeiten. Farben, Oberflächen, taktile Qualitäten, Möbel, die nach einer Idee angeordnet werden. Diese muss man halt entwickeln.

Man liest immer wieder, dass noch nie so viel Papier verbraucht wurde wie jetzt, in Zeiten des Internets. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Tusnovics: Wir realisierten ein Büroprojekt, bei dem die Anforderungen an den Stauraum viermal höher als von uns eingeplant waren. Heute braucht dieses Büro nicht einmal den Raum, an den wir dachten. Ein digitales Archiv wurde durchgeboxt, alle offiziellen Dokumente sind im Keller in einem Archiv. Auch das kann man lernen. Wir reden ja von Zukunftswelten. Manche Unternehmen sind halt weiter, andere weniger. Meine Studenten wissen heute gerade noch, dass es so etwas wie ein Fax gibt. Sie selbst aber scannen etwas ein und schicken eine E-Mail. Da muss einfach noch ein großer Lernprozess durchwandert werden.

Ein gewagter Blick in die Designerkristallkugel. Welches Büro kommt auf die nächste Generation zu?
Tusnovics: Ein anderes. Der Weg ist bereits vorgegeben. Neue Bürowelten und Bürolandschaften sind die Zukunft, das ist klar. Wir selbst sind nicht so weit, besonders im deutschsprachigen Raum. Die neue Qualität, die neue Freiheit, zum Beispiel Handy und Laptop statt eines fixen Schreibtisches, muss noch gelernt werden. Vielleicht wird das Büro überhaupt eliminiert - arbeiten kann ich heute von überall.

Haben nicht vor allem viele Autoritäten, also die Entscheidungsträger, Probleme, ihre Mitarbeiter, wenn sie nicht permanenten Zugriff auf diese haben, hart formuliert, nicht überwachen zu können?
Tusnovics: Natürlich gibt's solche realen Probleme: Geschäftsführer, Bosse, Chefs, die eben keine Autoritäten sind und ihre Autorität halt nur auf diesem Weg bekommen. Ich denke, dass dieses Nine-to-five-Thema eines ist, das endlich überholt werden muss.

9. September 2005 Andreas Tölke
Der Standard

Schichtweise Design

Dreizehn Spitzen- gestalter legten Hand an das von Kopf bis Fuß durchgestylte Hotel Puerta América in Madrid. Andreas Tölke besuchte die zwölf Stockwerke und das Dach

Eigentlich ist er Kunsthändler. In Sachen Alte Meister. In London. Michael Rich ist der klassische britische Gentleman: hervorragendes Benehmen, leicht verschroben. Seine Kleidung verrät Understatement. Wie kommt so ein Mann dazu, 13 der besten Designer und Architekten für ein Projekt zusammenzutrommeln? „Das ist ja alles eine Szene. Man lernt sich auf Vernissagen kennen, oder es kommt jemand auf Empfehlung in die Galerie“, drückt er sich vorsichtig wie der Pressesprecher der Queen um eine konkrete Antwort. Ein Mann, der als Macher gerne im Hintergrund bleibt.

Der diplomatische Macher wurde vor vier Jahren von Antón Iráculis, dem CEO der spanischen Hotelgruppe Silken, angeheuert, um die „Besten der Besten“ in einem Projekt zu vereinen. "Zwölf Stockwerke, 342 Zimmer (inklusive Suiten), ein Restaurant, eine Bar und natürlich die Lobby, außerdem das Parkdeck, die Außenanlage, das Dachgeschoß mit Pool und Fitnessstudio - jeder Stock, jeder Bereich in der Hand von einem anderen Gestalter.

„Keiner wusste bis zum Zeitpunkt der Enthüllung, was die Konkurrenz so treibt“, erklärt der Chef der Kette. Und dann der Vergleich. Niemals zuvor konnte mit einem Knopfdruck im Lift von einer Designwelt in die andere gewechselt werden. Kein Wunder, dass schon einen Tag vor dem offiziellen Opening Ron Arad auftauchte, um mit einer Digicam bewaffnet die kreativen Ergüsse der Konkurrenz in Augenschein zu nehmen. Dabei musste sich Arad, der für fast alle Topmöbel- und -designfirmen der Welt arbeitet, mit seinem siebenten Stock nicht verstecken.

Das tut auch die Hülle von Jean Nouvel nicht. Von Orange bis Rot leuchten seine „Segel“. Vor jedem Zimmer ist eine dieser Markisen zu finden, und sie bedecken, so sie geschlossen sind, die ganze Fensterfront des jeweiligen Raums. Von vorn - mit einer wenig charmanten Sicht zur Autobahn - flammende Farben, die Rückseite kühl in Blautönen. In den sechs Weltsprachen ist in Schreibschrift ein Gedicht des Surrealisten Paul Éluard auf einigen der Sonnen- segel zu lesen: „Auf die überquellenden Plätze schreibe ich deinen Namen: Freiheit.“ Das programmatische Ansinnen des Lyrikers wird von den Designern prompt als Auftrag verstanden und umgesetzt. Der „Culturclash“ der Freiheiten beginnt in der Lobby.

John Pawson hat die Visitenkarte des Hauses gestaltet. Pawson verdankt seine Bekanntheit dem Design der Calvin-Klein-Stores. Wer mit einem furiosen Auftakt gerechnet hat, wird enttäuscht. In der Halle herrscht der Geist des Zen. „Hinschauen, den Brunnen, der mit fast acht Metern einmal durch die Lobby plätschert, genießen und sich in den dunklen Holzsesseln von den Strapazen der Anreise erholen“, dazu will der Macher den Neuankömmling ein-

laden. Schrill, schräg, bunt und ungewöhnlich wird es noch früh genug, hier in hellem Holz und Travertin gibt es keine optischen Störer. Der Brite teilt sich das Erdgeschoß-Revier mit Marc Newson und Christian Liagre.

Liagre, der diverse Hotelerfahrungen in seinem Portfolio lagert, zeichnet für das Restaurant verantwortlich. Zuvor hat er Luxusherbergen wie das Mercer in New York und das Montalembert in Paris gestaltet. Hier, im Puerta América, mixt er Moderne mit spanischer Folklore. Üppige Ornamente in der Bar bilden tolle Kontraste zur puristischen Bestuhlung. Auf der anderen Seite der Halle hat sich wie erwähnt Marc Newson ausgelassen. „Er und Jean Nouvel sind die Einzigen, die mehrfach ihr Können unter Beweis stellen durften. Jean Nouvel mit der Fassade, der Dachterrasse und dem zwölften Stock, der noch dazu nur aus Suiten besteht und Marc Newson mit der Bar und der sechsten Etage“, erklärt der Zeremonienmeister Michael Rich.

Die Bar, mit B&B-Italia-Sesseln bestückt, hat das sichere Zeug zum Szenetreff Madrids. Eine bodentiefe Glasfront zur Terrasse, die Rückwand aus Alu-Elementen, die über die Decke reichen, und eine sechs Meter lange Marmorbar - alles in allem eine ästhetischer Treffer. Während das Erdgeschoß geschmacklich verbindet, wird im ersten Stock kontroverses Design geboten. Zaha Hadid entführt in eine wahrlich spacige Welt. Ähnlich wie bei ihren Gebäuden sind ihre Interieurs organische Welten, die fließen und Bewegung vortäuschen. Sie gibt der Architektur ein organisches Gesicht. So zukunftsweisend das Gedankenspiel hinter der Umsetzung, so beeindruckend ihr Stockwerk. Die Zimmer aus einem Guss - Bett, Wände, Trennung zum Bad, Wanne und Waschbecken - nirgends ist eine Naht zu entdecken. Dahinter steckt eine neue Technologie aus deutschen Landen: LG Hi-Macs heißt der Zauberstoff von Rosskopf und Partner.

Ein Stockwerk darüber hat der Kuppelkönig des Reichstags, Sir Norman Foster, seine Spuren hinterlassen und besonders ausgereifte Räume beigesteuert. Und doch wirken - verglichen mit der sonst anzutreffenden Formensprache - seine weißen Korridore aus sandgestrahltem Glas und den lederbespannten Wänden fast betulich.

Im dritten Stock faltet sich David Chipperfield seine Welt. Der Professor der Stuttgarter Akademie der Künste arbeitet mit schwarzen, von Hand gearbeiteten Terrakottafliesen auf dem Boden, weißem Marmor an den Wänden und Wildseide als Material für die Bettbespannung. Seine Raumaufteilung fällt klassisch aus: Entree, rechts das Bad und dann die Öffnung zum Schlafbereich.

Im vierten Stock traut man sich mehr. Eva Castro und Holger Kehne sind „Plasma Studio“. Das auch private Doppel, bestehend aus puerto-ricanischer Power und deutschem Technikverständnis, ist wohl die heißeste Newcomer-Erscheinung des Projekts. „Wir haben fünf interessante neue Büros zu Entwürfen eingeladen, und Plasma hat uns überzeugt“, erläutert Michael Rich das Prozedere. Das Stockwerk der beiden schockiert: eine Grotte aus Stahl. Die einzelnen dreieckigen Elemente wirken wie gefaltet, die Kanten nicht auf Stoß, sondern mit Spiel für LED-Leuchtkörper. Der unwirklichste, aber bewegendste Flur von einem Team, das Zukunft baut und hat. Darüber der einzige Fehltritt im Gefüge. Victorio und Lucchino, Modeschöpfer und Lokalmatadore, haben ein Stockwerk für heimatlose Schlagerstars geschaffen. Kitsch as Kitsch can mit wüsten Bildern, und davon zu viele, Marmorsphingen im Entree. Aber schon einen Knopfdruck entfernt ist Eleganz trumpf. Marc Newsons rot gelackter Korridor ist ein Kreuzfahrttraum und die Zimmer mit variabler Trennwand zum Bad so sexy, wie es nur geht.

Ron Arad im siebten Stock entdeckt die Siebziger wieder: runde Betten - aber in der Gegenwart gelandet. Sie sind Teil eines Raumkörpers, der aus einem Stück besteht und den der Gast mittig umkreisen kann. Inklusive Garderobe, Schrank, Waschbecken, Toilette und Bad. Seine selbst gewählte Aufgabenstellung hat er erfüllt: „Ich will weder mich noch sonst jemanden langweilen“, sagt er zu dem Entwurf.

Das ist auch Kathryn Findlay und Jason Bruges gelungen. Die interaktiven Beleuchtungskörper ihrer Lobby bremsen beim Ankommen den Drang, das Hotelzimmer zu beziehen, denn im Vorbeigehen wird der Gast zum Reflektor und verändert so die jeweilige Lichtstimmung. Der weiße Korridor mit den wellenförmig zulaufenden Lichtern ist noch ein Highlight. Das Hotelzimmer ist eine offenherzige Angelegenheit: Die Badewanne ist nur durch einen Vorhang separiert.

Der neunte Stock darüber ist ein bewohnbares Museum. Richard Gluckman, amerikanischer Architekt, ist für seine Musentempel bekannt. Unter anderem trägt das Picasso Museum in Málaga seine Handschrift. Im Puerta América hat er mit der „Abwesenheit von Kunst“, wie es Guide Michael Rich ausdrückt, gespielt. Leere Nischen, von innen beleuchtet, sind Einladungen für Exponate. Leider durch Unmengen Plastik und fiese Vorhänge ein eher überflüssiges Werk. Doch dann geht die Sonne auf. Im zehnten Stock ist Japan Trumpf, und der international ausgezeichnete Architekt Arata Isozaki macht die Gäste zu Shogun und Geisha. Quadratische Holzbadewanne, kostbare handgestickte Kimonos als Wandschmuck und bespannte Holzspaliere vor den Fenstern sorgen dafür.

Im elften Stock ist das Gegenteil des japanischen Purismus Trumpf. Javier Mariscal lässt Farben auftreten und schon im Entree wird der Besucher von einer Skulptur begrüßt. Ein fröhlich gesprenkelter, stilisierter Hase. Die Zimmer haben bemalte Glastüren vor den Schränken, farbige Kacheln auf den Böden und bunt gemusterte Tagesdecken.

Im finalen Stockwerk von Jean Nouvel geht es etwas gesitteter zu. Auch wenn der japanische Fotokünstler Araki mit am Werk ist. Das System von Nouvels Suiten: vier Wände, die überkreuz laufen und in sich verschiebbar sind. Manövriermasse für Gäste mit Bewegungsdrang. Auf zwei gegenüberliegenden Wänden sind Arakis Arbeiten zu sehen: eine Japanerin im Kimono und eine Blume. Schiebt man - kommt es zu einer psychodelischen Doppelbelichtung. Nach der Tour de Force in modernem Design ist das Finale der Blick über Madrid. Vom Dach mit Pool, Bar und Fitnessstudio - das ebenfalls von Nouvel gestaltet wurde, schweift der Blick in die Ferne. Zu Füßen liegt der Ausblick in eine ästhetische Zukunft.

4. Mai 2005 Der Standard

Nur neue Architektur schafft altes Erbe

Wird der zeitgenössischen Architektur in Wien derselbe Stellenwert eingeräumt wie der historischen? Ein STANDARD-Montagsgespräch
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Neue Architektur und altes Erbe - „wenn man sich die Stadt Wien anschaut, betrifft das so gut wie jeden Quadratzentimeter“, leitete die Moderatorin und Standard-Architekturkritikerin Ute Woltron die Diskussion ein. Auch die Situation des 20er Hauses, die Frage nach Architektur-Landmarks sowie das Pro und Kontra zum Thema Investorenarchitektur waren Gesprächsstoff im Wiener Haus der Musik.

Eingeladen, ihre Meinung kundzutun, waren der Wiener Planungsstadtrat Rudolf Schicker, die Architektin Bettina Götz, Thomas Jakoubek, unter anderem Vorstand der Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum AG, und Architekt Carl Pruscha.

Beer fehlte

Am Tischchen, das ursprünglich für Burghauptmann Wolfgang Beer reserviert war, saß Architekt Adolf Krischanitz. Beer hatte seine Teilnahme an der Runde wenige Stunden zuvor abgesagt. Begründung: Er wolle nicht nur über das 20er Haus diskutieren.

Schicker meinte gleich zu Beginn des Abends, Aufgabe der Architektur sei es nicht, um jeden Preis zu provozieren oder eine Stadt radikal zu verändern, sondern eine Auseinandersetzung mit modernen Lebens- und Wirtschaftsformen zu ermöglichen. Bettina Götz sah diesbezüglich in der sehr intakten Altbausubstanz Wiens einen Umstand, der die „Sache nicht unbedingt vereinfacht.

Immerhin ist das K47-Gebäude der Architekten Henke und Schreieck der erste Neubau im 1. Bezirk seit Hans Holleins Haas Haus aus dem Jahre 1985.“ Das ist Götz zu wenig für eine Stadt. "Wien kann als Stadt, genauso wie jede andere, nur dann interessant sein, wenn das Alte mit dem Neuen eine Symbiose eingeht, wenn die Entscheidung nicht lautet‚ Denkmalschutz oder neue Architektur, sondern wenn Neu und Alt auf derselben Stufe bestehen." Qualität müsse dabei im Gegensatz zu den wirtschaftlichen Interessen der Investorenarchitektur im Vordergrund stehen.

Dialog ist wichtig

Thomas Jakoubek zum oft sehr negativen Image so genannter Investorenarchitektur: „Viele meinen, die Architektur beschränke sich letztendlich auf den einen oder anderen Gag. Ich bin der Meinung, dass für gute Architektur primär nicht das Budget, sondern der Dialog mit dem Architekten ausschlaggebend ist. Das ist eine Frage des Ansatzes, und dabei geht es um eine ästhetische Reflexion auf die technologischen und sozialen Anforderungen.“

Carl Pruscha, Architekt, Exrektor der Akademie der bildenden Künste und für seinen besonders behutsamen Umgang mit historischer Bausubstanz (Beispiel Semperdepot) bekannt, gibt seiner jungen Kollegin Bettina Götz Recht, wenn er meint, das Neue und das Alte gehörten auf dieselbe Stufe. „Das ist der einzig richtige Weg“, so Pruscha. Der Architekt glaubt fest daran, dass man sich auf moderne Weise alter Bausubstanz nähern kann und dass darin viele Chancen liegen.

„Vieles möglich“ in Wien

Gerade auf dem Weg dieser Annäherung an ältere Substanz werden dem Architekten Adolf Krischanitz im Rahmen der Neugestaltung des 20er Hauses (Baujahr 1958) finanzielle Hindernisse in den Weg gelegt: Adolf Krischanitz, Gewinner des Wettbewerbs zur Sanierung dieses Wiener Architekturmeilensteins, darauf angesprochen: „Wien ist an sich eine Stadt, in der vieles möglich ist.

Andererseits tauchen immer rechtzeitig gewisse Hindernisse auf. Wirklich herausragende Qualität ist sehr selten.“ Krischanitz fragt: „Warum ist Wien so? Warum funktioniert es immer nur bis zu einem gewissen Grad?“ Krischanitz spricht von einer Art „Angst vor einer wirklichen Qualität“. Oft werde diese Qualität dann durch etwas ersetzt, „das so aussieht, als ob“.

Was nun die Zukunft des 20er Hauses betrifft, hegt Krischanitz den Verdacht, dass man offensichtlich noch nicht so weit sei, im Gegensatz zu älteren Bauten das Erbe der Moderne als denkmalwürdig einzustufen. Der Zuhörer mag an dieser Stelle freilich meinen, dass man zu dieser traurigen Einsicht schon vor Ausschreibung eines Wettbewerbs hätte kommen können.

3. Juli 2004 Der Standard

Eine Weiterentwicklung des Lagerfeuers

Das Architektenteam von Coop Himmelb(l)au kooperiert seit 30 Jahren mit den Küchenhersteller Ewe. Ein Gespräch mit Architekt Wolf D. Prix anlässlich des auf der Eurocucina in Mailand präsentierten Remake der Küche „soft mobil“

der Standard:Wann haben Sie zum letzten Mal gekocht?
Wolf D. Prix: Vor zwei Tagen. Nein, stimmt gar nicht, das war gestern, für meine Tochter.

Und was gab's ?
Prix: Spaghetti al burro, ganz was Simples.

Kochen Sie öfters?
Prix: Nein, sehr, sehr selten.

Wer kocht dann für Sie?
Prix: Ich gehe essen. Leider hab ich's selbst nie gelernt und jetzt habe ich die Geduld nicht mehr, mich intensiv damit zu beschäftigen. Ich würde es aber gern tun.

Trotzdem haben Sie eine Küche. Wie sieht die aus?
Prix: Das ist eine Küche aus Metall. Ein einfacher Tisch, der in den Wohnbereich integriert ist.

Was macht eine gute Küche aus?
Prix: Die Küche ist ein sehr wichtiger Ort der Gemeinsamkeit in einer Wohnung. Sie ist die Weiterentwicklung des Lagerfeuers. In diesem Sinne sollte eine Küche auch gestaltet sein. Die Form und das Material spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Die Aufteilung des Raumes ist entscheidend. Es muss Platz für Essen und Gespräche sein, ein öffentlicher Raum im Wohnraum. Wenn es Individualbereiche gibt, gehört die Küche zum Gemeinschaftsbereich. Mehr als das so genannte Wohnzimmer. Das wird leider oft übersehen.

Sie arbeiten seit 30 Jahren mit dem Küchenhersteller Ewe zusammen. Welche Idee lag der ersten Küche namens Soft zugrunde?
Prix: Der Name softmobil beschreibt das Konzept, das seiner Zeit weit voraus war. Wir entwarfen damals eine individuell zusammensetzbare Küche. Küchenteile auf Rädern konnten verschieden kombiniert und an verschiedensten Orten in der Wohnung aufgestellt werden.

Welche Trends sehen Sie in der Küche kommen?
Prix: Ich denke, dass sich, abgesehen von der Materialwahl, die ja Mode-abhängig ist, die Verschmelzung von Küche und Wohnraum durchsetzen wird. Die Küchenmöbel werden also zu Wohnzimmermöbeln.

Was halten Sie von Kochshows à la Jamie Oliver?
Prix: Das finde ich lustig.

Glauben Sie, dass solche Sendungen Auswirkungen auf das Aussehen von Küchen haben?
Prix: Das hoffe ich sehr. Die Kulinarik der Gemeinsamkeit in einer Küche, die nicht jeden Tag blitzblank sauber sein muss, ist das, was mich fasziniert. Übertriebene Sauberkeit ist ja tödlich, und wir entwerfen für lebendige Menschen. So denke ich, dass auch Lebendigkeit in der Küche eine zunehmend wichtigere Rolle spielen wird.

Und Leute wie Jamie Oliver bringen mehr Lebendigkeit ins Kochen?
Prix: Ja, je wüster das Kochen wird, desto wüster werden die Küchenmöbel hoffentlich aussehen.

Inwieweit sehen Sie den Namen Coop Himmelb(l)au als verkaufsfördernd für die Küchen von Ewe?
Prix: Ich werde oft von Leuten angesprochen, die ganz stolz erklären, dass sie eine Signatur von uns in der Küche haben. Ich denke, das beantwortet die Frage.

7. März 2003 Der Standard

Lichtzeichen

Architekturstudenten der TU-Wien zeigen leuchtende Ideen aus Papier in einer Ausstellung, die zu einem feinen, kleinen Lichtermeer ausufert

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8. November 2002 Der Standard

Zwischen allen Stühlen

Gemeinsam mit dem Wiener Friedrich Kiesler-Zentrum realisieren die Wittmann Möbelwerkstätten eine Re-Edition zweier Möbelstücke des Architekten, Designers, Theoretikers und Bühnenbildners Friedrich Kiesler

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18. Juni 1999 Der Standard

Hoffen wir das Beste!

Daß Möbel vom Staatspreis für Design ausgenommen sind, war nur ein Grund für die Geburtsstunde der AUSWAHL - Österreichs beste Möbel. Der Wettbewerb findet heuer zum dritten Mal statt

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4. Juni 1999 Der Standard

„Design ist etwas, was man tut“

Das Zitat von Charles Eames aus dem Jahre 1941 erklärt viel, viel über Design und noch mehr über Eames. Einen Ausschnitt von dem, was die Eheleute Eames alles taten, gibt es ab 11. Juni in Linz zu sehen

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31. Oktober 1998 Der Standard

Des Kaisers alte Sessel

Im Jahre 1747 gründete Kaiserin Maria Theresia das Hofmobiliendepot. Jetzt wurde daraus eines der weltweit größten Museen für Wohnkultur. Ein Rundgang durch ein gewaltiges Stück Möbelgeschichte mit Peter Parenzan, dem wissenschaftlichen Leiter des Hauses

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Publikationen

2012

Zum Beispiel Wohnen
80 ungewöhnliche Hausbesuche

Wohnen ist eine zutiefst persönliche Sache. Kein Raum in unserem Leben steht uns so nahe wie unsere eigene Wohnung, wie unser eigenes Haus. Die beiden Autoren Wojciech Czaja und Michael Hausenblas reisen quer durch Österreich und sind zu Besuch bei Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Wirtschaft. Die
Autor: Michael Hausenblas, Wojciech Czaja
Verlag: Verlag Anton Pustet