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Profil

Studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien - Institut für Kunst und Architektur (MArch 2020). Er interessiert sich für die Parameter der räumlichen Verteilung, die verborgenen politischen und finanziellen Prozesse der Architekturproduktion und alternative Ansätze dazu. Er arbeitet ua. in den Bereichen: Architekturtheorie, Architekturkonzeption, Dokumentation, raumgreifende Performances/Installationen und Stadtforschung. Beschäftigt sich mit den Themen Raum, Grenzen und Territorien in urbanen Feldern und Stadträumen, sowie der Idee der Prozessarchitektur und unfertigen mit den Benutzer:innen wachsenden Strukturen.

Publikationen

Text in dérive - Zeitschrift für Stadtforschung:
N° 84: Wildes Kombinieren (July 2021)
N° 84: Eine übersehene Alternative? (July 2021)
N° 82: Plurale Stadterinnerung in Belgrad (Jan. 2021)
N° 77: FPÖ-Positionen zur Wohnungsfrage (Oct. 2019).
N° 76: Zukunftsproduzent:innen (July 2019).
N° 74: Bildnis einer vergletscherten Gesellschaft (Jan. 2019).
N° 74: Individuelle Adaption als natürliche Form des Stadtwachstums (Jan. 2019).
N° 73: Die verlorene kritische Sicht (Oct. 2018).
N° 71: Beweismittel Architektur (Apr. 2018).
N° 69: Selbstgemacht und glücklich (Oct. 2017).
N° 68: Ganz Wien (July 2017).

Text in Blank Magazine N° 01:
Architecture as an Ephemeral Routine? Towards a Diferent Rhythm of Production! (May 2019).

Veranstaltungen

Jan. 2020
Europan 15 Exhibition [exhibited group project] at Haus der Architektur, Graz.

Nov. 2019
Claiming*Spaces - International Conference [co-lecture and panel guest] at Technical University Vienna.

May 2019
Bilder der Stadt Kartieren [exhibited project] at Vienna Main Library building.

Jan. 2019 - June 2019
Vienna Rossa: der Zauberberg des Austromarxismus [co-curated] at Az W - Architekturzentrum Wien.

Mar. 2019
Transforming Practice. The Architect is Dead - Long live the Architect [co-curated] international 2-day Symposium at Academy of Fine Arts Vienna.

Sept. 2018 - June 2019
Happy Birthday Karl Marx! 200 Jahre Karl Marx [co-curated] at Az W - Architekturzentrum Wien.

June 2018
Graduierten Colloquium Bauhaus Dessau [co-lecture and open discussion] at Bauhaus Dessau.

June 2016 - Oct. 2016
Chapeau! Eine Sozialgeschichte des bedekten Kopfes [exhibited creation] at Wien Museum Karlsplatz.

Auszeichnungen

2020
Arbeitsstipendium [Research fellowship for a full year] distributed by the Federal Ministry of Austria - Education, Science and Research to prolong the web-based research project Architects in the Age of Neoliberalism.

2019
„Special Mention“ at Europan 15 competition - Site: Villach For a co-produced project by the Colligere collective with the title The prosperity of a non-efcient neighbourhood.

2019
Fellowship for remarkable thesis proposals distributed by the Academy of Fine Arts Vienna.

2013
1st place at Austria’s Young Fashion Designer of the Year Award.

Artikel

24. Oktober 2019 dérive

FPÖ-Positionen zur Wohnungsfrage

In den letzten Jahren ist leistbares Wohnen als Thema zumindest medial stark in den Fokus der FPÖ gerückt. Wurde bereits bei der Wiener Gemeinderatswahl 2015 der Kampf um den Gemeindebau ausgerufen, so stellt sich die FPÖ mittlerweile (2018/19) auf Bundesebene wie auch in Niederösterreich, Vorarlberg, der Steiermark und Wien als Schützerin der ÖsterreicherInnen gegen Spekulation und Mieterhöhungen dar.

»Wir wollen zudem einen gebührenden Zugang zum gemeinnützigen Wohnbau für die österreichische Bevölkerung sichern. Wir schützen außerdem hunderttausende Genossenschaftswohnungen und ihre Bewohner vor spekulativen Attacken. Denn leistbares Wohnen ist eine Säule der Daseinsvorsorge und kein Spekulationsobjekt.«
(FPÖ Nationalratswahlprogramm, 2019)

Das Thema Wohnen wird hierbei, wie auch von der AfD in Deutschland, mit einer vermeintlichen Migrationskrise verwoben und in den fremdenfeindlichen Parteikanon integriert.

»Die Stadtregierung muss unverzüglich damit aufhören, muslimische Migranten mit Gemeindewohnungen zu versorgen, in der Hoffnung, dass diese sich mit ihrer Wählerstimme bedanken, sobald sie in Wien dazu berechtigt sind.«
(Dominik Nepp, Vizebürgermeister und nicht amtsführender Stadtrat in Wien, 14.11.2018 – oe24.at)

Die zweite Kernforderung der freiheitlichen Wohnpolitik und völlig diametral zur sozialprotektionistischen Darstellung oberhalb, ist die Erhöhung individuellen Wohneigentums. In der Tradition der Right-to-buy-Kampagne einer Margaret Thatcher wird hier ein wesentlich markt-(neo)liberalerer Ansatz verfolgt. FPÖ und AfD verhalten sich in diesem Punkt beinahe deckungsgleich.

»Langfristig ist Eigentum die leistbarste Form des Wohnens und daher haben wir uns zur Aufgabe gemacht, dass eben Eigentum auch wieder leistbar wird. Mit einem Miet-Kaufmodell zum Beispiel (...).«
Philipp Schrangl (Nationalratsabgeordneter FPÖ und Bereichssprecher Bauten und Wohnen – im Zuge der Debatte zum Mietrechtsgesetz und Wohnungseigentumsgesetz – Nationalrat, 31.01.2018.)

Unter anderem wird auch die Klimadiskussion herangezogen, um die politische Konkurrenz in der Wohnungsfrage zu kritisieren.

»Unsere Landsleute brauchen keine sündteuren Ökopaläste, sondern leistbaren Wohnraum.«
(FPÖ NÖ Sechs-Punkte Offensive für leistbares Wohnen in Niederösterreich: 20. Februar 2019)

Eine einheitliche Partei- und Kommunikationslinie ist nicht zu erkennen, stichhaltige Konzepte zur Wohnungsfrage gibt es praktisch keine. Es wird vieles versprochen, um der (Kern)-Wählerschaft zu gefallen, in den Gremien schwenkt die FPÖ dann meist auf die ÖVP-Linie ein. Wie etwa bei der Novelle des Wohngemeinnützigkeitsgesetzes (WGG-Novelle), die im Juli 2019 vom Nationalrat verabschiedet wurde.

8. Juli 2019 dérive

ZukunftsproduzentInnen / Buchbesprechung

We understood that the act of picturing alternative worlds is no longer enough. We should start a journey of constructing them instead. (STEALTH.unlimited)

Ausgehend von der Finanzkrise 2008 beschreibt das Buch Upscaling, Training, Commoning. Constructing a Future That is Yet to Be die folgende zehnjährige Schaffensperiode der multidisziplinären Praxis von STEALTH.unlimited (Ana Dzˇokic ́ und Marc Neelen).

Frei zwischen den Feldern Kunst und Architektur wechselnd, werden dabei das bewusste Sehen, das entschlossene Entdecken, die Neuinterpretation, das Ver- handeln urbaner Räume und das Austesten gesetzlicher Graubereiche zu zentralen Arbeitsmethoden. Die dadurch aktivierten Orte definieren ein breites Handlungsfeld zwischen umkämpftem Stadtraum, urbaner Nische, Galerien und Biennalen sowie dem nicht-physischen Dialog kollektiven Zusammenlebens.

In den letzten Jahren war zu beobachten, wie AkteurInnen alternativer Stadt- und Architekturproduktion vermehrt ins Rampenlicht getreten sind, auch STEALTH. unlimited sind Teil dieser Bewegung. Doch während sich dieser Diskurs oftmals noch im Theoretischen, Akademischen befindet, sich dort verfängt, sind Dzˇokic ́ und Neelen schon einen Schritt weiter. In dem selbst-editierten Buch zeigen sie uns Projekte, die sich mit den gewandelten Umständen und den dadurch neu entstandenen Problemfeldern nicht nur beschäftigen, sondern diese auch kontinuierlich als Anlass nehmen, die eigene Praxis zu hinterfragen und neu zu definieren.

Unterstützung für die Reflexion holen sich Dzˇokic und Neelen bei KomplizInnen mit den unterschiedlichsten Expertisen – sinnbildlich für die Arbeitsweise von STEALTH.unlimited, die Vielschichtigkeit urbaner Räume und die daraus resultierende Notwendigkeit interdisziplinärer Produktion.

Neben einer ausführlichen Einleitung finden wir fünf thematische Schwerpunkte. Besonders der letzte Abschnitt, ein fiktiver Blick in die Zukunft, geschrieben von Paul Currion zeigt, dass dieses Buch keine endgültige Position präsentieren will. Mithilfe der dargestellten Projekte werden Themen wie Ökonomien der Ausdauer, Trainingsplätze für ein anderes Leben, das Umgestalten des Wohnungswesens und die Neuonstituierung von Machtgefügen besprochen. Das vorliegende Buch ist alles andere als ein Werkbericht, sondern vielmehr die Möglichkeit, die beiden HauptakteurInnen auf ihren Stationen zu begleiten und die Transformation ihrer Praxis detailreich nachzuvollziehen. Insofern offenbart sich die Konzeption des Buches in Form eines Travelogs (Reiseberichts) als wahrer Kunstgriff.

Einerseits wird man zum Mitreisenden und andererseits erhält man einen angenehm niederschwelligen Zugang in die Welt von STEALTH.unlimited. Mittendrin statt nur dabei, verlässt man die passive Position des Architekturbetrachters und begibt sich von Bordeaux über Stockholm, Konjic, Belgrad, Wien bis nach Rotterdam und an viele Orte mehr.

Und was finden wir in dieser Welt? Definitiv keine Hochglanz-Architektur oder monumentale Prestigebauten. Es sind provisorische, improvisierte Installationen und Aktionen, die direkt an Ort und Stelle entstehen. In bester DIY-Manier ist es dieser kollektive Ansatz, der alle Beteiligten Selbstermächtigung erfahren lässt.

How it could work? fragen sich Dzˇokic ́ und Neelen, eine eindeutige Antwort haben sie selbst nicht. Das Buch allerdings zeigt Ansätze, wie wir als mutige, selbst-organisierte Gemeinschaft einer Beantwortung dieser Frage näher kommen können und vielleicht eine Zukunft (abseits der Ausbeutungslogik) erreichen, die noch unvorstellbar ist. Besonders die beiden Langzeitprojekte Stad in the Maak (city in the making – Rotterdam) und Ko Gradi Grad (Who builds the city – Belgrad) sollte man sich diesbezüglich und aufgrund ihrer Dimension und Möglichkeiten genauer ansehen.

Die beinahe intimen Bilder und Alltagsfotografien sind ganz im Sinne des Travelogs die richtige Erzählform, um die prozess- orientierten Projekte greifbar zu machen – ein guter Ansatz, um der schwierigen Darstellbarkeit kreativer Prozesse entgegenzutreten. Ob es jedoch notwendig ist, die DIY-Ästhetik auch in grafischen Belangen zu übernehmen, stelle ich in Frage, eine reduzierte und klare Gestaltung hätte dem Buch in punkto Lesbarkeit nicht geschadet und auch den Inhalt besser transportiert.

Toll an diesem Buch ist jedenfalls, dass STEALTH.unlimited in den Texten und Projekten ihre eigene Praxis ständig hinterfragen, offenlegen und uns an der Transformation teilhaben lassen. Es geht nicht darum, erfolgreich abgeschlossene Projekte zu zeigen, sondern die Entstehung mit all ihren Problemstellungen, Entdeckungen, Kompromissen und ortsspezifischen Eigenheiten begreiflich zu machen. Ein How-to-book für all jene, die ihre Umwelt mit eigenen Händen gestalten wollen, STEALTH.unlimited auf dieser inspirierenden Reise zu begleiten wird wärmstens empfohlen.