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Opfer des eigenen Erfolgs
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Am Horizont benachteiligter städtischer Viertel zeigt sich der Hoffnungsschimmer kultureller Nutzung.

9. Mai 2003 - Elke Krasny
Der Leerstand, Teil des städtischen Auf und Ab, Indikator für veränderte Produktions- und Lebensbedingungen, ist auch gefürchteter Gradmesser für die Öde und Verelendung von Vierteln. Zunehmend erwartet man sich von temporären kulturellen Bespielungen oder künstlerischen Nutzungen Aufschwung und neue Impulse.

Nicht immer sind die Begegnungen zwischen den verschiedenen Interessensgruppierungen und Nutzerwünschen frei von Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnissen. Auch ist das Temporäre nicht vor seiner eigenen Institutionalisierung gefeit.

Als Folgeprodukt des Symposions „tempo..rar“ soll ein Manual zur temporären Benutzung von leerstehenden Objekten entstehen, das zeigt, wie man Eigentümerinteressen und Nutzerziele durchaus in Einklang bringen kann.


Fallbeispiel Berlin Mitte

Im Zusammenhang mit „Urban Catalysts“ setzte sich der Initiator des Gesamtprojekts, Philipp Oswalt, an der TU Berlin in einem Entwurfsseminar mit der Berliner Temporärkultur auseinander. Das gewählte Fallbeispiel war Berlin Mitte. Hier etablierten sich in der Nach-Wende-Zeit eine Fülle kreativer Neunutzungen für den gegebenen Leerstand. Das größte Problem dieser temporären, subkulturellen Nutzungen und Bespielungen war ihr Erfolg.

Partyveranstalter, Kulturschaffende, Künstler, Kleinunternehmer nutzten das Potenzial leerstehender Räume in Berlin Mitte. Zuerst noch argwöhnisch beäugt, entwickelte sich dieses pulsierende Soziotop zum touristischen Anziehungspunkt und führte letztendlich zur Gentrifizierung. Die Zwischenräume wurden saniert und kommerziell verwertet. So willkommen die temporären Aktivitäten als Starthilfe für die Etablierung eines neuen Images waren, so wenig wurden ihre Aktivitäten in der „sanierten“ Struktur benötigt.

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