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Bautraditionen im System der Politik
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Das Idealbild des Wohnens im Nationalsozialismus lieferte Goethes Gartenhaus in Weimar, so die Architekturhistorikerin Iris Meder.

27. Mai 2003 - Elke Krasny
Obwohl die Nationalsozialisten sich vorgeblich auf lokale Bautraditionen oder anonymes Bauen beriefen, sehen die in dieser Zeit errichteten Wohnhäuser von Danzig über Wien bis Hamburg alles gleich aus. Ein sogenannter bodenständiger Stil wurde überallhin verpflanzt, vorbildhaft wirkte die traditionalistische Stuttgarter Schule, die zum Standard im Häuserbau erklärt wurde.


Kasernen statt Wohnhäuser

Insgesamt haben die Nationalsozialisten, die mehr mit der Errichtung monumentaler Regierungsbauten beschäftigt waren, nur wenige Wohnbauten errichtet. In Wien wurde die Fasangarten-Siedlung, die im Gegensatz zur Maria-Theresien-Kaserne heute öffentlich zugänglich ist, für die Offiziere der Waffen-SS gebaut. Als Architekt ist nur das Bauamt der SS auszumachen, die Bauausführung der derzeit von Angehörigen des Bundesheers bewohnten Siedlung, lag bei Häftlingen aus Straflagern.

Mittelfristig soll dieses Beispiel nationalsozialistischer Architektur in Wien abgerissen werden und der Fasangarten nach Plänen von Roland Rainer Raum geben für ein Biotop, ein Gestüt sowie ein Thermalbad.


In die Nachkriegszeit

Mit großer finanzieller Hilfe aus Schweden wurde in den Jahren 1947 bis 1951 die Per-Albin-Hansson-Siedlung West realisiert. Wegen dieser großzügigen „Schwedenhilfe“ wurde die für 3.500 Bewohner konzipierte Siedlung nach dem damaligen Ministerpräsiedenten von Schweden benannt so wie auch die Straßen und Plätze der Siedlung wurden alle nach schwedischer Prominenz benannt worden sind.

In der Formensprache orientierten sich die Architekten Max Fellerer, Franz Schuster, Friedrich Pangratz, Stefan Simony und Eugen Wörle durchaus an den Traditionen der zwanziger Jahre. Im Gegensatz zur vielfach publizierten Per-Albin-Hansson-Siedlung wurde die Siedlung am Schöpfwerk von Franz Schuster aus den fünfziger Jahren mit ihrem stringenten Farbkonzept und den ebenerdig angelegten Wohnstätten für ältere Menschen kaum öffentlich wahrgenommen.

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