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Mathias Wirths – Vom Superschilf zum Fachwerkträger
Im Hinblick auf die Konstruktion nachhaltiger Gebäude denken viele an die Verwendung von Holz. Bei der Erforschung von Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen rücken aber auch andere Pflanzen immer mehr in den Fokus. An der Alanus-Hochschule bei Bonn forscht Mathias Wirths an neuen Baustoffen aus dem rasant nachwachsenden Schilfgewächs Miscanthus und dem Laubbaum Paulownia. Im Gespräch mit Christian Reinecke berichtet er vom aktuellen Stand.
15. März 2022 - Christian Reinecke
„Im Hinblick auf die Konstruktion nachhaltiger Gebäude denken viele an die Verwendung von Holz. Bei der Erforschung weiterer Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen rücken das Schilfgewächs Miscanthus und der Laubbaum Paulownia immer mehr in den Fokus.
An der Alanus-Hochschule bei Bonn erforschen wir die Anwendung neuer Baustoffe aus diesen Pflanzen. Miscanthus ist eine sehr vielseitige Pflanze, quasi ein Superschilf. Sie wächst in unseren Breitengraden etwa drei Meter pro Jahr und ergibt ungewöhnlich viel Biomasse pro Hektar. Die Faser des Miscanthus ist sehr stabil, etwa viermal so zugfest wie Holz. Das Innere des Halmes besitzt zudem sehr gute dämmende Eigenschaften.
Paulownia auf der anderen Seite ist ein äußerst schnell wachsender Laubbaum. Er ist dadurch sehr leicht, etwa halb so schwer wie eine Fichte, kann allerdings auch nur circa halb so viel tragen. Daher gilt es vernünftige Anwendungen zu finden. Viele Dachsparren werden heutzutage beispielsweise nicht mehr danach dimensioniert, wie viel sie tragen müssen, sondern nur noch, wie hoch die Dämmstärke sein muss. Durch sein geringes Gewicht besitzt Paulownia bereits sehr gute dämmende Eigenschaften und ist so besonders für leichte, hochdämmende Konstruktionen interessant. Gerade die Kombination aus beiden Pflanzen könnte verschiedene positive Eigenschaften verbinden.
Um diese Pflanzen in neuen Bauprodukten anwenden zu können, haben wir in Kooperation mit der Universität Bonn und Hochschule Bonn-Rhein-Sieg verschiedene Anwendungsbeispiele und Produkte erforscht. Studierende untersuchten beispielsweise Werkstoffplatten, Fachwerkträger und konstruierten ein kleines Gebäude zur Demonstration der neu entwickelten Baustoffe.
In der weiteren Forschung wollen wir Platten, Dämmstoffe und Materialien für den konstruktiven Holzbau entwickeln. Dabei geht es nicht darum, Holz als Baustoff zu ersetzen, sondern sinnvoll zu ergänzen. Dadurch stehen mehr Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen zur Verfügung, die mehr CO2 aus der Atmosphäre binden und in Gebäuden einspeichern können.“
Mathias Wirths ist Architekt und Professor für Bautechnologie an der Alanus-Hochschule bei Bonn. Im Rahmen des Forschungsprojekts zu biobasierten Produkten erforscht er zusammen mit Studierenden neue Baumaterialien aus nachwachsenden Pflanzen und entwickelt Anwendungsbeispiele. Das Projekt wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert und wurde vom Agrarwissenschaftler Ralf Pude von der Uni Bonn initiiert und koordiniert.
An der Alanus-Hochschule bei Bonn erforschen wir die Anwendung neuer Baustoffe aus diesen Pflanzen. Miscanthus ist eine sehr vielseitige Pflanze, quasi ein Superschilf. Sie wächst in unseren Breitengraden etwa drei Meter pro Jahr und ergibt ungewöhnlich viel Biomasse pro Hektar. Die Faser des Miscanthus ist sehr stabil, etwa viermal so zugfest wie Holz. Das Innere des Halmes besitzt zudem sehr gute dämmende Eigenschaften.
Paulownia auf der anderen Seite ist ein äußerst schnell wachsender Laubbaum. Er ist dadurch sehr leicht, etwa halb so schwer wie eine Fichte, kann allerdings auch nur circa halb so viel tragen. Daher gilt es vernünftige Anwendungen zu finden. Viele Dachsparren werden heutzutage beispielsweise nicht mehr danach dimensioniert, wie viel sie tragen müssen, sondern nur noch, wie hoch die Dämmstärke sein muss. Durch sein geringes Gewicht besitzt Paulownia bereits sehr gute dämmende Eigenschaften und ist so besonders für leichte, hochdämmende Konstruktionen interessant. Gerade die Kombination aus beiden Pflanzen könnte verschiedene positive Eigenschaften verbinden.
Um diese Pflanzen in neuen Bauprodukten anwenden zu können, haben wir in Kooperation mit der Universität Bonn und Hochschule Bonn-Rhein-Sieg verschiedene Anwendungsbeispiele und Produkte erforscht. Studierende untersuchten beispielsweise Werkstoffplatten, Fachwerkträger und konstruierten ein kleines Gebäude zur Demonstration der neu entwickelten Baustoffe.
In der weiteren Forschung wollen wir Platten, Dämmstoffe und Materialien für den konstruktiven Holzbau entwickeln. Dabei geht es nicht darum, Holz als Baustoff zu ersetzen, sondern sinnvoll zu ergänzen. Dadurch stehen mehr Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen zur Verfügung, die mehr CO2 aus der Atmosphäre binden und in Gebäuden einspeichern können.“
Mathias Wirths ist Architekt und Professor für Bautechnologie an der Alanus-Hochschule bei Bonn. Im Rahmen des Forschungsprojekts zu biobasierten Produkten erforscht er zusammen mit Studierenden neue Baumaterialien aus nachwachsenden Pflanzen und entwickelt Anwendungsbeispiele. Das Projekt wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert und wurde vom Agrarwissenschaftler Ralf Pude von der Uni Bonn initiiert und koordiniert.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.