Diese Bauprojekte werden Zürich verändern

Die Zeiten, in denen der Prime Tower Zürich überragte, sind vorbei. In den kommenden Jahren werden mehrere Neubauten die Stadt nachhaltig verändern. Das sind die wichtigsten.

Angelika Hardegger
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Seit Anfang Jahr wird am Flughafen Zürich gebaut - und zwar gross. Auf der letzten grossen Baufläche auf dem Areal sollen für eine Milliarde Franken unter anderem ein Hotel, ein Kongresszentrum und Büros gebaut werden. Der «Circle at Zurich Airport» ist derzeit die grösste Baustelle der Schweiz, aber nicht das einzige Grossprojekt, das in Zürich ansteht. Das sind die wichtigsten Bauten, die das Gesicht der Stadt prägen werden:

Die Stadien

Es lebe der Sport, heisst es derzeit in der Limmatstadt. Gleich zwei neue Stadien sollen bis 2022 in Betrieb genommen werden. Die Grasshoppers und der FC Zürich wollen schon in vier Jahren ihre Heimspiele wieder auf dem Hardturm-Areal austragen. Private Investoren werden das Fussballstadion bauen und betreiben. Um es zu finanzieren, ziehen sie neben dem Stadion zwei Wohn- und Geschäftstürme hoch, die mit ihren 137 Metern Höhe den Prime Tower als höchstes Gebäude der Stadt ablösen werden.

Nachdem das städtische Stadionprojekt im September 2014 abgelehnt worden ist, sollen GC und der FCZ nun endlich ein richtiges Fussballstadion erhalten. (Visualisierung: @nightnurse images, Zürich)
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Auch zwei je 137 Meter hohe Wohn- und Geschäftstürme sollen entstehen. Sie werden den Prime Tower als höchstes Gebäude der Stadt ablösen. (Visualisierung: @nightnurse images, Zürich)
Das geplante Stadion bietet Platz für rund 18 000 Zuschauerinnen und Zuschauer (Sitz- und Stehplätze). (Visualisierung: @nightnurse images, Zürich)
Das Projekt beinhaltet ausserdem 174 gemeinnützige Wohnungen, die in Kooperation mit der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ) geplant werden. (Visualisierung: @nightnurse images, Zürich)
Die gesamten Investitionen für den gemeinnützigen Wohnungsbau, das Fussballstadion sowie die beiden Hochhäuser belaufen sich auf rund 570 Millionen Franken. (Visualisierung: @nightnurse images, Zürich)
Die Stadtregierung wird den Gestaltungsplan der Investorengruppe um die HRS voraussichtlich im Sommer 2018 dem Stadtparlament vorlegen. Stimmt dieses der Vorlage zu, wird das Stimmvolk voraussichtlich Ende 2018 entscheiden. (Visualisierung: @nightnurse images, Zürich)

Nachdem das städtische Stadionprojekt im September 2014 abgelehnt worden ist, sollen GC und der FCZ nun endlich ein richtiges Fussballstadion erhalten. (Visualisierung: @nightnurse images, Zürich)

«Ensemble» nennen die Investoren um die HRS ihr Zürcher Stadionprojekt. Es ist ein braver Name im Vergleich zu jenem, der für den geplanten Stadionneubau in Altstetten benutzt wird: Im «Temple of Dreams» soll im Jahr 2022 der erste Puck gespielt werden. Der 170-Millionen-Bau, den Klub und Stadt gemeinsam finanzieren, bietet 14 Logen für die reichen Fans und einen 12 000-Liter-Biertank für alle anderen.

Wer mit dem Zug nach Zürich Altstetten fährt, wird künftig diesen Anblick zu sehen bekommen. (Bild: ZSC Lions)
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Von der Hermetschloobrücke in Altstetten sieht man die Hut-Form des neuen ZSC-Stadions. (Bild: ZSC Lions)
Hier sieht man die Aussenansicht des Stadions mit der Terrasse, über welche die Fans ins Stadion gelangen. (Bild: ZSC Lions)
Und so soll die Terrasse aussehen. (Bild: ZSC Lions)
Von der Autobahn aus zeigt sich diese Ansicht auf die neue ZSC-Arena. (Bild: ZSC Lions)
Im Stadion drin sind ein Video-Würfel sowie ein LED-Ring geplant. (Bild: ZSC Lions)
Links im Bild befinden sich die 10 Logen, während die Stehplätze für die ZSC-Fans am anderen Ende des Eisfelds liegen. (Bild: ZSC Lions) Zum Artikel

Wer mit dem Zug nach Zürich Altstetten fährt, wird künftig diesen Anblick zu sehen bekommen. (Bild: ZSC Lions)

Bauten, die Zürich prägen werden

1
Swiss Re
2
Zürich Versicherungs-Gesellschaft
3
Dolder Waldhaus
4
Calatrava-Schiff Stadelhofen
5
Polizei- und Justizzentrum
6
Europaallee
7
Erweiterung Kunsthaus
8
Hochschulquartier
9
ZSC-Stadion
10
Fussballstadion

Das Calatrava-Schiff am Stadelhofen

Am «Haus zum Falken» am Stadelhofen nagt der Zahn der Zeit. Im August fielen Teile des Dachs aufs Trottoir. Höchste Zeit, sagen einige, dass das alte Haus einem neuen Bau Platz macht, denn geplant ist etwas Spektakuläres: Ein Schiff aus Stahl und Glas hat der Stararchitekt Santiago Calatrava für die Axa Winterthur, die Besitzerin des Grundstücks, entworfen. «Ein Haus wie eine Luxusjacht», so beschrieb Zürich-Redaktor Adi Kälin das Projekt. Und er findet: Dieser Bau tut Zürich gut. Der Baustart ist für 2018 geplant.

Visualisierung des Calatrava-Neubaus am Stadelhofen. (Bild: PD)

Visualisierung des Calatrava-Neubaus am Stadelhofen. (Bild: PD)

Das grösste Kunstmuseum der Schweiz

Ab 2020 wird Zürich das grösste Kunstmuseum der Schweiz haben. Dann nämlich soll der Erweiterungsbau des Kunsthauses am Pfauen fertiggestellt sein. Seit 2015 wird dort gebaut. Der Neubau, den David Chipperfield geplant hat, wird die Gesamtfläche des Kunsthauses fast verdoppeln. 206 Millionen Franken darf das Projekt kosten, je 88 Millionen zahlen die Stadt Zürich und die Zürcher Kunstgesellschaft, weitere 30 Millionen der Lotteriefonds des Kantons.

Läuft alles nach Plan, wird der Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses 2020 eröffnet. (Bild: Hochbaudepartement der Stadt Zürich)

Läuft alles nach Plan, wird der Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses 2020 eröffnet. (Bild: Hochbaudepartement der Stadt Zürich)

Das Polizei- und Justizzentrum (PJZ) in Zürich Aussersihl

In das PJZ werden ab 2021 die Kantonspolizei, die Strafverfolgungsbehörden und das Polizei- und Justizgefängnis einziehen. (Bild: Visualisierung)

In das PJZ werden ab 2021 die Kantonspolizei, die Strafverfolgungsbehörden und das Polizei- und Justizgefängnis einziehen. (Bild: Visualisierung)

Auf dem Areal des alten SBB-Güterbahnhofs hat im Juni der Bau des neuen Polizei- und Justizzentrums begonnen. Der 570-Millionen-Bau wird ein Volumen von rund 500 Einfamilienhäusern ausfüllen und neben 300 Polizei- oder Untersuchungshäftlingen 1800 Vertretern der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden Platz bieten. Das PJZ ist nach dem Flughafenprojekt «Circle» das grösste und wohl komplexeste Hochbauprojekt des Kantons. Ab 2021 werden die Untersuchungshäftlinge und Verwaltungsangestellten den Neubau in Etappen beziehen.

Das Hochschulquartier 2040

Im Zentrum Zürichs soll bis 2040 ein Hochschulcampus von Weltruf entstehen. Das Universitätsspital, die Universität und die ETH wollen sich in den kommenden zwei Jahrzehnten um ein Mehrfaches ausdehnen. Rund 4,5 Milliarden Franken sollen die Neu- und Ausbauten kosten. Gegenwärtig erarbeitet die kantonale Baudirektion die Grundlagen für die Lancierung von Projektwettbewerben.

Weil der Raum im Quartier begrenzt ist, wird tendenziell in die Höhe gebaut: In einer ersten Etappe soll die Universitätsklinik an der Gloriastrasse einen Neubau erhalten, der gemäss dem kürzlich festgesetzten Gestaltungsplan maximal 66 Meter hoch sein kann. Bei den Anwohnern stossen diese Höhen auf Kritik, konkrete Bauprojekte liegen aber noch keine vor.

Die Europaallee

Als Betonwüste und klinisch toter Architekturzombie wurde sie bezeichnet, als Paradebeispiel verfehlter Stadtplanung und als Quartier ohne Freude, Stimmung und Leben. Die Europaallee ist wahrscheinlich Zürichs umstrittenstes laufendes Bauprojekt. 15 000 Personen sollen hier pro Tag das Viertel beleben. Anfang Jahr bezog der Tech-Riese Google Büros im Quartier. Noch ist die Europaallee aber ein Provisorium: Erst 2020 soll sie fertiggestellt sein.

Noch wird gebaut, doch ein grosser Teil der Europaallee steht schon seit bald fünf Jahren. (Bild: Dominic Steinmann / NZZ)

Noch wird gebaut, doch ein grosser Teil der Europaallee steht schon seit bald fünf Jahren. (Bild: Dominic Steinmann / NZZ)

Die gläserne Seefront

Am westlichen Ufer des Zürcher Seebeckens herrscht Baufreude. Die Versicherungskonzerne Swiss Re und Zurich ersetzen oder ergänzen ihre klassizistischen Repräsentationsbauten mit neuer Architektur.

Im neuen Bürogebäude der Swiss Re am Mythenquai werden 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die exklusive Bürolandschaft benützen. Ihren Arbeitsplatz werden sie allerdings immer wieder wechseln müssen. – Die Fassade fällt durch die Wellen aus Glas auf. (Bild: Goran Basic / NZZ)
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In den loungeartigen Räumen gibt es da und dort Zonen für Besprechungen. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Das Haus ist siebzig Meter lang und fünfzig Meter breit. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Die blaue Farbe charakterisiert die oberste Etage mit den Kundenbereichen. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Blick auf See, Schiff und Berge. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Im Zweifel ist es Kunst . . . (Bild: Goran Basic / NZZ)
Landi-Stühle als Hommage an die Landesausstellung, die 1939 ganz in der Nähe stattgefunden hat. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Durchblick bei einem der zwei grossen Lichthöfe. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Die gewellte Glasfassade erzeugt überraschende Bilder. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Da war nicht der Flachmaler, sondern der Künstler am Werk. (Bild: Goran Basic / NZZ)
Alles verfliesst. (Bild: Goran Basic / NZZ) Zum Artikel

Im neuen Bürogebäude der Swiss Re am Mythenquai werden 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die exklusive Bürolandschaft benützen. Ihren Arbeitsplatz werden sie allerdings immer wieder wechseln müssen. – Die Fassade fällt durch die Wellen aus Glas auf. (Bild: Goran Basic / NZZ)

Der Rückversicherer Swiss Re zog Anfang Oktober in sein neues Bürogebäude mit der auffällig gewellten Glasfassade ein. Die Versicherung besitzt in der Umgebung noch weitere Gebäude, die sie nun in rascher Folge sanieren oder ersetzen wird: Am geplanten «Campus Mythenquai» sollen langfristig alle 3500 Schweizer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konzentriert werden. Dafür wird unter anderem das «Mythenschloss» abgebrochen und durch einen Neubau von Meili Peter Architekten ersetzt. Weil das Schloss eine Reproduktion aus den achtziger Jahren ist, befand das Verwaltungsgericht, dass es nicht schützenswert sei.

Visualisierung des erneuerten Zürich-Hauptsitzes. (Bild: pd)

Visualisierung des erneuerten Zürich-Hauptsitzes. (Bild: pd)

Auch die Zürich Versicherung räumte im Dezember 2016 die Büros für Umbauarbeiten. Zwar wird der Hauptsitz nur teilweise abgerissen, weil drei Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Aber ein auffälliger, u-förmiger Neubau mit ornamentaler Glasfassade wird die geschützten Bauten künftig ergänzen - und in der Höhe überragen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen im Jahr 2020 einziehen.

Das neue «Dolder Waldhaus»

Ein unbeliebter Betonbau aus den siebziger Jahren wird verschwinden: Das Hotel Dolder Waldhaus wird abgebrochen und durch einen Neubau von Meili & Peter ersetzt. Eine Privatperson bremst das Bauvorhaben mit einem Rekurs derzeit noch aus. Deshalb hat die Dolder Hotel AG den Baubeginn verschoben: Geplant war der Abbruch für den Frühling 2017. Nun werden die Bagger erst im Frühling 2018 auffahren. Bis dahin werden die Zimmer im trostlosen Hochbaukomplex von Studenten oder älteren Leuten zwischengenutzt. Das neue Vier-Sterne-Haus soll im Winter 2020 eröffnet werden. Neben 97 Hotelzimmern, Suiten und Apartmentsuiten will die Dolder Hotel AG eine Villa mit vier Mietwohnungen bauen.