Zum Inhalt springen

Thermische Sanierung als baukultureller Auftrag

Regierungsparteien schöpfen bei der Förderoffensive Innovationspotential nicht aus

Wien (OTS) - Die Plattform für Architekturpolitik und Baukultur begrüßt die Investitionsimpulse im Bereich Bauen, Wohnen und Energie, bedauert jedoch, dass in der gemeinsamen Enquete von SPÖ und ÖVP (03.02.2011) wesentliche Aspekte unberücksichtigt bleiben. Die Regierungsparteien bleiben auf dem Weg zu mehr Qualität und Energieeffizienz auf halber Strecke stehen: das große Potential für eine nachhaltige Gestaltung des Bauens wird nur zum Teil ausgeschöpft. Der größere Hebelsarm durch hochwertige Planung bleibt ungenutzt:

- Die Förderoffensive "Thermische Sanierung 2011" gibt keine Ziele sondern nur einzelne Maßnahmen vor. Diese geförderten Maßnahmen lassen wenig Spielraum für Innovation, die zu erreichenden Vorgaben sind wenig aussagekräftige Kennwerte von Einzelbauteilen. Wir fordern die Förderung von gesamtheitlichen Konzepten, die die Verbesserung der Wohnqualität in ökologischer, sozialer und baukultureller Hinsicht zum Ziel haben.

- Sanierung von Bausubstanz bedeutet eine Neuausrichtung des Gebauten auf die nächsten Jahrzehnte! Sie gehört mit dem gleichen hohen Anspruch geplant wie ein Neubau. Umfassende Gebäudesanierungen bieten die Chance, Probleme der Funktionalität, der Belichtung oder des wohnungseigenen Freiraumes zu beheben und neue soziale Qualitäten anzubieten. Doch die Anforderungen für die Vergabe der Fördermillionen bleiben hier völlig unambitioniert: So werden die geplanten Fördergelder auch für die Prolongierung von mangelhaft gewordenen Gebäudekonzepten auf etwas niedrigerem energetischen Niveau vergeben.

- Die Reduzierung auf einseitige Maßnahmen wie Fassadendämmungen kann kulturelles Erbe zerstörten. Zusätzlich zum energetischen Umweltschutz ist ein ästhetischer Umweltschutz zu fordern. Das reiche kulturelle Erbe Österreichs, manifest geworden in den Gebäuden und Ensembles unserer Städte und Dörfer, droht unter konzeptlosen Applikationen von Dämmplatten zu verschwinden. Nachhaltigkeit ist auch eine Frage von Schönheit - nur was gefällt, bleibt dauerhaft.

- Die Reduktion des CO2 Ausstoßes durch die Senkung des Raumwärmebedarfs wird durch zahlreiche rebound-Effekte wie den steigenden Wohnraumbedarf pro Person, den höheren Strombedarf oder die ständig steigende Mobilitätsenergie mehr als überkompensiert. Wenn wir glaubwürdig Klimaschutz betreiben wollen, brauchen wir ein dem Gemeinwohl verpflichtetes, nationales Gesamtkonzept, das eine funktionierende Raumordnung, verdichtete Siedlungsstrukturen mit fußläufig erreichbarer Nahversorgung, ein Konzept nachhaltiger Mobilität, kreislauffähige Baustoffe und baukulturell sinnvolle Vorbilder für neue Wohnträume mit einbezieht.

Die Sanierung von Gebäuden ist eine baukulturelle Aufgabe, und diese Kultur des Bauens schließt alle beteiligten Personen ein: von der Planung, über die Errichtung bis zum Gebrauch. Nur wenn Baukultur als umfassendes Anliegen wahrgenommen wird, können soziale, ökonomische, ökologische und kulturelle Rahmenbedingungen für eine lebenswerte Umwelt gesichert werden. Wir fordern daher die Koppelung der Vergabe der Fördermittel an umfassende Qualitätskriterien. Die dadurch entstehenden Innovationsimpulse befähigen die österreichische Wirtschaft, auch über die Förderperiode hinaus Wachstumsimpulse für den Wirtschaftsstandort Österreich zu geben.

Rückfragen & Kontakt:

Plattform für Architekturpolitik und Baukultur
Arch. DI Jakob Dunkl
Mobil: 0699- 100 888 81
kontakt@architekturpolitk.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NEF0002