Details
- Adresse
- Albertinaplatz 1, 1010 Wien, Österreich
- Architektur
- Hans Hollein
- Bauherrschaft
- Albertina
- Fotografie
- Angelo Kaunat
- Funktion
- Sonderbauten
- Planung
- 2001
- Fertigstellung
- 2003
Publikationen
Archfoto
Presseschau
Ein Messer in Wiens Himmel
Hans Holleins Albertina-Flugdach
Bedroht scheint der vergangenheitsselige Friede zwischen Hofburg, Oper und Hotel Sacher. Wie die Schneide eines Messers ragt das neue Wahrzeichen der Wiener Albertina in den Platz. Weil die prunkvoll renovierte und vor einem Dreivierteljahr wiedereröffnete Graphische Sammlung Albertina aussen ein markantes Signal bekommen sollte, wurde 2001 ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Wiener Architekt Hans Hollein gewann. Sein Entwurf eines Flugdachs, das zum Eingang der Albertina weist und über die alte Rampe des Museums ragt, versprach edles Titan und schwebende Leichtigkeit. Was jetzt nach langer Bauverzögerung vor dem Museum steht, ist aus eloxiertem Aluminium gefertigt und einigermassen plump. Wenn die neue Architektur unverwechselbare Wahrzeichen ins dicht bebaute Stadtgebiet stellt, dann hat Hans Hollein seine eigene Signatur gefunden. Das Flugdach, vom Wiener Haas-Haus der achtziger Jahre bis zu neuesten Bürohausprojekten immer wieder als krönender Abschluss auf Holleins Bauten placiert, ist zum Markenzeichen sich selbst beglaubigender Modernität geworden. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder rühmt den bleiern wirkenden Flügel vor seinem Haus jetzt als «Symbol der Geschwindigkeit und der Zukunft».
Das historische und in seiner heutigen Form aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammende Palais der Albertina sieht hinter dieser grob gebauten Zukunftsbeschwörung ziemlich verloren aus. Und auch im Symbolischen ist die Wirkung des 53 Meter langen und bis zu 12 Meter breiten Flugdachs fatal. Wohl wahr, dass Holleins Metallkörper, wie Schröder anerkennend sagt, «ein messerscharfer Schnitt» im Himmel ist. Doch diese martialische Geste steht in schwerem Konflikt mit dem darunter liegenden Mahnmal Alfred Hrdlickas gegen Faschismus und Krieg. Holleins Flugdach, das die bauliche Ergänzung einer auf die Rampe führenden Rolltreppe ist, hat im Wettbewerb über Entwürfe von Zaha Hadid, Coop Himmelb(l)au und Wilhelm Holzbauer gesiegt. Jetzt scheitert der massive Metallflügel an der Situation eines architektonisch heiklen Ortes. In seiner aggressiven Präsenz ist Holleins Dach auch verräterisch. Das neue Museumsmanagement der Albertina ist jeweils nicht leise, wenn es darum geht, für das eigene Angebot zu werben. Und auch die edlen Spender des Albertina-Flugdaches sind es nicht. «Soravia-Wing» steht deutlich lesbar und etwas vulgär an der Kante des Daches. Die Brüder Hanno und Erwin Soravia, Bau- und Immobilienunternehmer in Wien, haben wohl Millionen von Euro gegeben (ein genauer Betrag wird nicht genannt), um den 300 Quadratmeter grossen Metallflügel zu finanzieren. Es ist ein Mäzenatentum neuer Form. Denn das Dach repräsentiert nichts anderes als sich selbst.
Albertina: das Ding mit dem Wing
Plötzlich war es da, das Wing-Ding, das „Soravia Wing“ heißt und aussieht, als wäre es unter aller Anstrengung in das so luftige Ambiente über der Albertinabastei mit hineingestopft worden. Dabei bedeutet Wing „Flügel“. Aber „Soravia-Flügel“ klingt nicht so gut wie „Soravia Wing“.
Mit dem durch einen Namen ergänzten Wort „Wing“ werden in Museen oder auf Universitäten in Amerika und Großbritannien jene Gebäude bezeichnet, deren Errichtung von einem freigibigen Sponsor finanziert wurde. Es entsteht also der Eindruck, die Bauunternehmer Erwin und Hanno Soravia hätten den Umbau (mit)bezahlt, wenn nicht gar die ganze Albertina errichtet. Die überaus kostspieligen Bauarbeiten aber wurden zur Gänze vom Staat getragen. „Steuerzahler Wing“ wäre also treffender gewesen. Die Brüder Soravia haben lediglich das Wing-Ding bezahlt; angeblich hat es zwei Millionen Euro gekostet. Jetzt verdeckt es die triste Tatsache, dass all die wunderbaren neuen technischen und wissenschaftlichen Räume in der Albertina leer stehen, weil für ihren Betrieb das Geld fehlt.
Das Wing-Ding sieht aus, als hätte es ein minderbegabter Statiker ohne einen Architekten oder ein minderbegabter Architekt ohne einen Statiker gebastelt. Versprochen war ein überaus dünnes Ding aus Titan, das feinfühlig im empfindlichen Stadtbild zwischen Staatsoper und der Albertina schweben sollte. Die etwas naiv agierende Jury unter der Leitung von Carl Pruscha hatte den hübschen Computerbildern aus dem Atelier Hollein nicht widerstehen können. Versagt aber haben die ex-sowjetischen Raumfahrtingenieure, denen es, so wird erzählt, nicht gelungen sei, die hübschen Hollein-Images in die konstruktive Wirklichkeit eines eleganten Flugdaches umzusetzen. Wie auch immer. Das Ding ist da, unübersehbar. Und steht für den tragischen Fall eines hochbegabten Wiener Architekten.
Bei der Eröffnung des Wing-Dings zitierte Klaus Albrecht Schröder Hans Hollein, der irgendwann in den Achtzigerjahren gemeint hatte, er dürfe zwar viel zum Ansehen Wiens beitragen, aber nichts zum Aussehen. Der Ausspruch müsste heute genau andersrum lauten. Nach der Demolierung des Michaelerplatzes durch das archäologische Ruinenloch hat Hollein nun den Albertinaplatz endgültig ruiniert. Davor war an dieser Stelle der Bildhauer Alfred Hrdlicka tätig geworden. Hrdlickas Denkmal und das Schröder-Gehrer-Soravia-Hollein-Mahnmal passen, obwohl formal gegensätzlich, gut zusammen: Der Albertinaplatz ist zu einer Deponie für Staatskitsch geworden.
Man kann den Fall natürlich auch positiv sehen: Erstens symbolisiert der Soravia Wing überaus anschaulich, welcher Art die Beiträge der durch die Regierung Schüssel durchgesetzten Sponsoring-Kultur sein werden; und zweitens symbolisiert das Ding die gänzliche Entmachtung des Bundesdenkmalamtes, das nun von der sparsamen Regierung vernünftigerweise gleich aufgelöst werden müsste. Drittens erinnert das Ding eindringlich daran, dass Hans Hollein als Vorsitzender des Gestaltungsbeirats - der ebenfalls aufgelöst gehörte - gänzlich versagt hat. Hätte er seine Funktion ernst genommen, hätte er sein ganzes Renommee einsetzen müssen, um die Aufstellung der Rolltreppenüberdachung von Hollein zu verhindern.
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Bitte warten
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Ein Signal aus Titan
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Titan-Flugdach für Albertina-Rampe
Albertina neu: Der Haupteingang wird durch eine Rolltreppe erschlossen, die Eröffnung ist für März 2003 geplant.
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