Bauwerk

Musée Guimet Renovierung
Henri Gaudin, Bruno Gaudin - Paris (F) - 2001

Ein „Louvre“ der Asiatica

Fünf Jahre nach seiner Schließung zeigt sich das vor über 100 Jahren gegründete Musée Guimet in neuem Gewand.

16. Januar 2001
„Das Guimet ist zu einem Vorzeigemuseum geworden,“ schwärmt Frankreichs Erziehungsminister Jack Lang. Er muss auch, ist doch unter seiner Verantwortung als Kulturminster 1992 die Renovierung des Museums beschlossen worden.

Aber auch der Direktor ist begeistert. „Endlich haben wir Platz, um unsere Kostbarkeiten zu zeigen,“ meint Jean-Francois Jarrige. Er hofft auf die selbe euphorische Reaktion des Publikums und gedenkt, die Besucherzahl verdoppeln zu können. „Unser Ziel: 400.000 im Jahr 2001.“


Neue Möglichkeiten

Bereits in dem halbrunden Eingangsbereich des fünfstöckigen Baus wird der Besucher von einer riesigen Skulptur aus dem Khmer-Reich empfangen. „Straße der Giganten“ heißt das Kunstwerk aus Stein, das aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stammt. Es stellt Buddha-ähnliche Figuren dar und war Teil einer Balustrade der hinduistischen und buddhistischen Residenz- und Tempelstadt Angkor in Kambodscha. Das letzte Mal wurde dieses Werk 1878 zur Weltausstellung präsentiert.

Die Werke des buddhistischen Chinas, früher in zwei Stockwerken zerstreut, sind nun auf einer Etage vereint. Sie gelten als die schönsten Stücke im Abendland.

„Vor den Renovierungsarbeiten haben wir über das alte Museum noch einen Film gedreht. Das war wirklich hässlich. Es war dunkel, staubig und eng“, bekennt Direktor Jean-Francois Jarrige. „Im Laufe der Jahre ist es zu einer Art Abstellkammer geworden. Wir haben die Werke nur noch dort hingestellt, wo Platz war. Die Sammlungen wurden ohne Logik präsentiert“.


Handelsübliche Transparenz

Oberstes Ziel der Umbaumaßnahmen war Helligkeit und Transparenz. Von der neuen Treppe aus kann man in jede Abteilung blicken. Die Ausstellungssäle sind alle um die Treppe herum angeordnet, jeder Saal kommuniziert mit den anderen. Die Nutzfläche wurde um 3000 Quadratmeter erweitert. Das „neue“ Asienmuseum am Platz d'Iena unweit des Trocadero kann dem Publikum jetzt 3.500 seiner 45.000 Werke großen Sammlung zeigen.

Mit rund 730 Millionen Schilling Umbaukosten ist an dem alten Haus die zweitgrößte Museumsrenovierung nach dem Louvre vollzogen worden. Die französischen Architekten Henri und Bruno Gaudin ließen Fassade und Kuppel des 1996 geschlossenen Prachtgebäudes aus dem 19. Jahrhundert unberührt, höhlten sein Inneres jedoch völlig aus. Sie durchbrachen Wände, schufen Lichthöfe und -schächte und erweiterten die Ausstellungsfläche von 10.000 auf 13.000 Quadratmeter.


Ehemalige Industriellensammlung

„Der Museumsgründer wäre von dem neuen Museum begeistert“, meint der Direktor. Emile Guimet (1836-1918), Sohn des Erfinders der chemischen Farbe Ultramarin und damaliger Direktor des Familienunternehmens Pechiney, war leidenschaftlicher Sammler religiöser Kunstwerke aus Ägypten, Japan, China und Indien. Im Jahr 1878 gründete er in Lyon das Museum für Religionen, das jedoch 1889 nach Paris zog und zeitgleich zur Weltausstellung eröffnet wurde. Mit dem wachsenden Interesse der damaligen Kunstliebhaber an Asien und durch zahlreiche Schenkungen wurde aus dem Museum der Religionen das Museum für asiatische Kunst.

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