Bauwerk

Verwaltungsbau
GWJ Architekten AG - Ittigen (CH) - 2000

Haus des Lichts

Ein Verwaltungsneubau von GWJ Architekten in Ittigen

7. April 2000 - Roderick Hönig
Eigentlich hätten im Neubau in Ittigen Arbeitsplätze für den ehemaligen Schweizerischen Bankverein Platz finden sollen. Doch Einsprachen verzögerten den Baubeginn, und während dieser Zeit überdachte die Bank ihren Raumbedarf in Bern und Umgebung neu. Das Geldinstitut kam dabei zum Schluss, dass es für das Gebäude zwischen Bahndamm und Worblentalstrasse gar keinen Bedarf mehr hatte. Trotzdem liess die Pensionskasse des Bankvereins den Bau mit 400 Arbeitsplätzen erstellen und fand im Bund einen interessierten Mieter.

Doch vor Baubeginn musste das auf die Bedürfnisse einer Bank gemünzte Siegerprojekt des Architekturwettbewerbes aus dem Jahre 1991 in einen eidgenössischen Verwaltungsbau mit Büros für die Bundesämter Buwal und Astra verwandelt werden. Im Klartext hiess das: Das Team um die Architekten Nick Gartenmann, Mark Werren und Andreas Jöhri (GWJ) sollte die luftigen Grossraumbüros auf eine dem Bundesraster von 1,25 Metern entsprechende Zellenstruktur zurückstutzen. Doch wie das Haus heute zeigt, ist gute Architektur geduldig. Denn auch mit langen Korridoren anstatt loftartigen Grossraumbüros ist der rechteckige Bau ein Haus des Lichts geblieben: Eine hohe gläserne Eingangshalle, ein schmaler Lichtschlitz und ein offener Innenhof bleiben die Eckpunkte des Entwurfs. Diese drei Lichtkamine lassen Helligkeit ins Innere dringen, akzentuieren einzelne Bereiche im Haus und helfen den Benützern zudem bei der Orientierung.

Man betritt den Bau durch den etwas kleinlichen, als geschlossene Betonkiste ins verglaste Erdgeschoss hineingeschobenen Windfang. Ist man erst einmal in der Eingangshalle, so ist die Überraschung gross, denn von aussen lässt nichts auf den luftigen Innenraum schliessen: Das viergeschossige Atrium ist Herzstück und Drehscheibe des Gebäudes. Es zieht den Blick der Besucher unweigerlich nach oben. Die Aufzüge, die Nasszellen sowie die Putz- und Nebenräume sind seitlich in einem leuchtend roten Baukörper zusammengefasst. Im Erdgeschoss befinden sich Konferenzräume, eine Cafeteria und - etwas tiefer - ein Restaurant. In den oberen Geschossen reihen sich die einzelnen Büros entlang weitläufiger Korridore. Diese Gänge führen bald der inneren Glasfassade, bald langen Tür- und Schrankreihen, bald einem schmalen Lichtschlitz entlang um den grossen Innenhof. Der Rundkurs endet in der offenen Galerie, die um die Halle herumführt. Die Bewegung durch das Haus wird dabei belebt durch wechselnde Blicke auf die Landschaft oder in die anderen Geschosse.

Der Neubau der GWJ Architekten ist aber nicht nur ein sorgfältig geplantes Bürohaus, das seine Flexibilität in der Grundrissanordnung unter Beweis stellt, sondern auch ein städtebauliches Zeichen für die Berner Vorortsgemeinde: In Ittigen befinden sich nun rund 1000 der mehr als 15 000 Arbeitsplätze des Bundes. Dienstleistungsbetriebe und die Bundesverwaltung haben in den vergangenen Jahren die kleineren Industrie- und Gewerbebetriebe entlang der Worblen abgelöst und rücken den Ort damit noch näher zur Hauptstadt.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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