Bauwerk

Feuerwehrgerätehaus in Lauffen am Neckar
bernd zimmermann_ architekten BDA - Lauffen am Neckar (D) - 2003
Feuerwehrgerätehaus in Lauffen am Neckar, Foto: Valentin Wormbs
Feuerwehrgerätehaus in Lauffen am Neckar, Foto: Valentin Wormbs
15. März 2006
Die alte Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr war bislang im Bereich der Altstadt funktional unzulänglich und in beengten Raumverhältnissen untergebracht. Eine ungehinderte Zu- und Abfahrt war nur unter erheblichen Einschränkungen möglich. Die Stadt entschloss sich daher zum Neubau einer Feuerwache an einem geeigneteren Standort und lobte einen Architektenwettbewerb aus, den das Büro Bernd Zimmermann Architekten für sich entscheiden konnte. Auf die Heterogenität des baulichen Umfeldes antwortet der Neubau mit prägnanten kubischen Formen und der klaren Struktur eines Gesamtensembles. Das Hauptgebäude, die den Hof umschließenden grünen Erdwälle und der weithin sichtbare Übungsturm bilden eine markante Komposition, die den Ortsrand prägt.

Das Grundstück liegt im hochwassergefährdeten Bereich von Zaber und Neckar. Die Alarmausfahrt, der Übungshof und das Gebäude wurden daher so platziert, dass sie sich über der Linie des Jahrhunderthochwassers befinden. Die Erdwälle vermitteln die Höhendifferenz zwischen dem bestehenden Gelände und dem Niveau der Anlage. Eine die Erdwälle abfangende Mauer bildet die räumliche Kante des Übungshofes. Der Übungsturm markiert den Zugangsbereich und hat eine Signalfunktion. Das Hauptgebäude setzt sich aus einem einfachen Kubus und einem einschneidenden Bügel zusammen, wobei der Bügel den Veranstaltungs- und Verwaltungsbereich und der Kubus die feuerwehrtechnischen Einrichtungen enthält. Durch Verwendung zweier unterschiedlicher Materialien – Ziegel und Beton – werden die Baukörper und damit die unterschiedlichen Nutzungen von außen ablesbar. Die ankommenden Privatfahrzeuge der Einsatzkräfte parken in der Nähe des Eingangsbereiches – durch ein Steinfeld vom Übungshof getrennt – außerhalb der eigentlichen Anlage. Der Parkplatz ist als Schotter-Rasenfläche gebaut und so gestaltet, dass auch ein ungeordnetes Parken im Alarmfall möglich ist. Besucher und Einsatzkräfte werden über einen geraden Steg entlang des Steinfeldes zum Haupteingang des Gebäudes geführt. Über ein kleines, zweigeschossiges Foyer werden beide Geschosse vertikal erschlossen.

Das Gebäude wird in beiden Geschossen über zentrale Flure erschlossen. Fluraufweitungen im Bereich der Umkleiden führen im Erdgeschoss in die Fahrzeughalle mit zehn Stellplätzen und einem separater Waschplatz. Hinter der Halle liegen die direkt zugänglichen Lagerflächen. Die Halle wird über verglaste Tore, sowie über einen Oberlichtstreifen im hinteren Bereich belichtet. Die Einsatzzentrale schwebt als ein in die Außenwand eingeschobener Glaskörper über dem Hallen- beziehungsweise Zugangsniveau und bietet die erforderliche Rundumsicht. Im Obergeschoss befinden sich Schulungs- und Versammlungsräume sowie die Verwaltung. Im Mehrzweckraum wird über ein Fensterband der Einblick in die Fahrzeughalle ermöglicht. Eine zusätzliche »Kurzschlusstreppe« führt vom Obergeschoss zum Eingang der Fahrzeughalle. Im Anschluss an den Mehrzweckraum befindet sich ein introvertierter, mit wenigen Elementen gestalteter Dachhof.

Bei der Farb- und Materialwahl wurde auf die Verwendung der Farbe Rot konsequent verzichtet, um banale Assoziationen bewusst zu vermeiden. Vielmehr erzeugen anthrazitfarbene Ziegel und Stahlflächen, Sichtbeton und Eichenholz eine ruhige und harmonische Atmosphäre. Mit der Verwendung von dunkelgrünen Linoleum- und Fliesenböden sowie grün eingefärbten Gläsern wird dem Rot der Fahrzeuge eine zurückhaltende, jedoch nicht in Konkurrenz tretende Komplementärfarbe hinzugefügt.

Die tragende Grundkonstruktion wurde als Stahlbeton-Massivbau erstellt, an der die Fassaden aus Ziegel und Betonfertigteilen mit Kerndämmung vorgehängt wurden. Die mit Glimmeranteilen versetzten Handformverblender wurden im Läuferverband mit einem betont groben Fugenverstrich vermauert, wobei die Lagerfugen stärker als die Stoßfugen ausgeführt wurden. Hierdurch wird der Mörtelanteil bewusst vergrößert und ein »Schwimmen« der Steine im Mörtel suggeriert. Durch diese ruppige, stark gegliederte Ausbildung der Ziegelfassade erhöht sich der spannungsreiche Kontrast zu den glatt geschalten, großflächigen Betonfertigteilen.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architektur + Wettbewerbe

Ansprechpartner:in für diese Seite: Arne Barthaw[at]kraemerverlag.com

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Stadt Lauffen am Neckar

Tragwerksplanung

Fotografie