Bauwerk

Umbau Pfarrhof und Neubau Pfarrheim Sandl
Leitner Pretterhofer Simbeni Architekten - Sandl (A) - 2006
Umbau Pfarrhof und Neubau Pfarrheim Sandl, Foto: Josef Pausch
Umbau Pfarrhof und Neubau Pfarrheim Sandl, Foto: Josef Pausch
15. November 2007 - afo
Eine Mauer formt das Haus

Gibt es eine bodenständigere Aufgabe als den Bau eines Pfarrheimes in einer kleinen Landgemeinde? Der Neubau des Pfarrheimes in Sandl zeigt, wie fortschrittlich und gleichzeitig angemessen man diese Bauaufgabe lösen kann.

Die Linzer Architekten Klaus Leitner, Peter Pretterhofer und Sonja Simbeni haben sich als Sieger des seitens der katholischen Kirche ausgeschriebenen Architektenwettbewerbes mit einem ebenso einfachen wie wirkungsvollen Gedanken aus den Zwängen frei gespielt, die ein dichter, historisch gewachsener Ortskern dem zeitgenössischen Bauen mitunter auferlegt: sie haben das alte und gänzlich unverdächtige Motiv der Mauer aufgegriffen um die neuen Räume - Innen- oder Außenräume – zu formen, ohne sich dabei auf die im Überfluss vorhandenen Bilder von „Haus“ einzulassen.

Und so schließt nun an das in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt restaurierte alte Pfarrhaus eine solche Mauer, fasst zunächst den Zugang und eine dem Pfarrheim vorbehaltene Wiese, verändert ihre Höhe, fährt die Kurve der Straße nach, spannt sich über breite Glasöffnungen oder schaut mit körperhaft eingesetzten Fenstern in die Welt, kurzum: die Mauer formt den Raum. Das Dach steht nicht zur Diskussion.

Das alte Pfarrhaus wurde weitgehend auf seine Substanz zurückgeführt. So ist etwa der Eingang wieder an seinem ursprünglichen Platz an der Nordseite des Hauses zu finden und im Zusammenhang mit dem anschließenden Neubau barrierefrei gestaltet. Ein Windfang erschließt nun Pfarrhaus und Pfarrheim und verbindet das etwas erhöhte Erdgeschossniveau des historischen Gebäudes mit dem eben ins Gelände gesetzten Neubau. An den Windfang schließt eine Foyerzone, die über eine großzügige Verglasung die Häuser des Dorfkernes im Westen des Pfarrheimes einbezieht. Ein kleiner, nach außen umfriedeter Gartenhof bringt Licht in die Tiefe des Gebäudes und stellt den nötigen Respektabstand zum Altbau her.

Der an das Foyer schließende zweigeschossige Pfarrsaal ist mit einer akustisch wirksamen Verkleidung aus subtil komponierten Holzwerkstoffplatten belegt und kann durch eine Schiebewand unter Beibehaltung angenehmer Proportionen geteilt werden. Der Saal und ein dahinter anschließender Gruppenraum schauen mit ihrer geschosshoch gläsernen Außenwand auf die eingangs erwähnte Wiese im Osten. Eine Flucht von Nebenräumen, ein Hintereingang mit anschließender Stiege an der Nordseite und zwei Jugendräume im Obergeschoss ergänzen das Raumangebot des Pfarrheimes.

Dieses wird von der ganzen Gemeinde mit all ihren Vereinen freudig angenommen und belebt. Das auf Alltagstauglichkeit, klare Weg- und angenehme Lichtführung konzentrierte Konzept und die ebenso sparsame wie gediegen wirkende Wahl der Farben, Materialien und Baudetails lassen den Nutzerinnen und Nutzern aller Alterstufen genügend Spielraum zur Entfaltung ohne den kulturellen Hintergrund des Hauses aus den Augen zu verlieren.
Romana Ring

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: afo architekturforum oberösterreich

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom@afo.atnextroom[at]afo.at