Bauwerk

imc im piaristenkollegium krems
lichtblauwagner architekten - Krems an der Donau (A) - 2003
imc im piaristenkollegium krems, Foto: Bruno Klomfar
25. Juli 2003 - ORTE
Diogenes hat sich zum Nachdenken in ein Fass zurückgezogen, Mönche suchen heute noch Kontemplation in der Klausur, jenem Bereich des Klosters, der nur den geistlichen Insassen zugänglich ist. Im ehemaligen Piaristenkolleg, das seit nunmehr acht Jahren die Fachhochschul-Studiengänge beherbergt, bieten seit kurzem drei, im Untergeschoß des historischen Gebäudes neu installierte Hörsäle einen idealen Hintergrund für konzentrierte Arbeitsatmosphäre.

Akute Raumnot hat die Verantwortlichen erfinderisch gemacht. Man besann sich des großen, weitgehend leeren Weinkellers mit dem schönen Kappengewölbe und beauftragte die Wiener Architekten Andreas Lichtblau und Susanna Wagner mit seiner Adaption. Die Umbaumaßnahmen zeigen Fingerspitzengefühl und Respekt vor dem historisch wertvollen Bestand, aber keine Scheu davor, neuesten technischen und funktionellen Ansprüchen einen zeitgemäßen Ausdruck zu geben.

Das Mischmauerwerk aus Ziegeln und Stein wurde gereinigt und in seiner rohen Erscheinung belassen. Es dominiert den langgestreckten zweiachsigen Raum mit den mächtigen Stützpfeilern, dessen Hauptachse in vier verschieden große Räume geteilt wurde, von denen drei zu Hörsälen addiert wurden. Der vierte bleibt offen und wird zum angemessenes Entree in Treppennähe. Ausbuchtungen zwischen den Pfeilern für die zurückgesetzten Saaleingänge und kleine Mauernischen in der Außenwand modulieren die Gangzone plastisch und werten sie auf zu einem Raum, der sich bestens als Galerie eignet.

Die Trennwände sind im Anschluss zu den Bögen verglast. Sie betonen die angestrebte Autonomie aller neuen Einbauten gegenüber alter Bausubstanz ebenso wie die Absicht, notwendige Raumabschlüsse leicht und transparent erscheinen zu lassen, um die Wirkung des Gesamtraums zu erhalten. Subtil unterstützt wird dieser Eindruck durch eine einheitliche indirekte Beleuchtung, welche die Gewölbe gleichmäßig ausleuchtet. Die Arbeitsplätze in den Hörsälen mit den sanft ansteigenden Sitzreihen sind zusätzlich mit integriertem Licht ausgestattet.

Reduktion auf das Notwendigste, bei sorgfältiger Materialwahl und gediegener handwerklicher Ausführung, unterstrichen durch ein dezentes Farbkonzept, ist dem Entwurf als Motto abzulesen. Mit Frischluft über Verteilung im Boden gut versorgt, lässt sich in diesen, auch formal geschlossenen Räumen tief durchatmen und - in bester Tradition des Hauses - konzentriert Kopfarbeit leisten. (Karin Tschavgova)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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Architektur

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