Bauwerk

Anwaltskanzlei
PSLA Architekten - Wien (A) - 2008
Anwaltskanzlei, Foto: Hertha Hurnaus
Anwaltskanzlei, Foto: Hertha Hurnaus
3. Mai 2009 - Az W
Die Erweiterung der Räumlichkeiten einer Rechtsanwaltskanzlei, für die Coop Himmelb(l)au 1988 einen spektakulären Dachausbau realisierte (siehe gesonderten Eintrag), ging mit der Anforderung der Bauherren einher, an die bestehende interne vertikale Büroerschließung anzuschließen und die infrastrukturelle Operabilität der 230 m² um 58 m² Bürroräume und 70 m² Konferenzräume zu erweitern. Durch die gegebene Maximalbreite von 2,80 m und einer Gesamtlänge von 18 m (10% der gesamten Bürofläche) konnte bei dem Projekt nicht mehr von einem reinen Flur / Eingangs-Empfangsbereich ausgegangen werden; im Kern der operativen Büroräumlichkeiten der Kanzlei gelegen, vermittelt das Projekt zwischen den funktionalen Limitationen eines makromassstäblichen Verkehrsraums und der Implementation einer Serie sanfter mikromassstäblicher Funktionen / Mikroversammlungs-Orte. Das Projekt instrumentalisiert die Wand als das ursprünglichste territoriale Element architektonischer Negotiation unterschiedlichster Raumkonditionierungen. Die parallelverlaufenden Wände wurden über eine Höhe von 2,80 m, eine Tiefe von 60 cm und eine Länge von jeweils 15 m dermaßen zueinander verschraubt, dass ein gestalterisch differenzielles „Raumklima“ den angrenzenden Raumfunktionen entsprechend hergestellt werden konnte. „Vororte“ für Verhandlungen, eine Bar als Versammlungsmöglichkeit nach Besprechungen, Wartebereiche für Büros und Sekreteriat vermengen sich mit dem alltäglichen Durchqueren.

Nachdem der länglich zusammenhängende Raum quer an 4 Stellen als Durchgangsmöglichkeit unterbrochen wird, sind die Schraubflächen in ebenen vertikalen Längsschnitten von insgesamt 543 voneinander verschiedenen CNC-gefrästen Einzelteilen aufgegliedert worden, die durch 1270 Dübeln und 2550 vorgefrästen Bohrungen miteinander in räumlichem Verbund montiert und reißverschluss-ähnlich vernäht wurden; durch eine selbstpositionierende Schuppung / Schichtung der verdübelten Wandelemente wurde jeglicher Materialverschnitt vermieden, was dazuführte, dass hochwertige mineralische Baustoffe und Edelholzfurniere zum Einsatz kommen, sich die Montagepräzision auf 2mm erhöhen und die Montagezeit wegen laufender Bürotätigkeiten der Kanzlei radikal verkürzen konnte. Um die Materialität der Wände als strategisches Instrument zu verstärken, wurden einander entgegengesetzte Materialien und Oberflächeneffekte und Glanzgrade eingesetzt. Das sich aus der Machbarkeit ergebenden Reliefmuster der Wände betont die damit verbundenen Affekte eines übergreifenden, resonierenden „funktionellen Ornaments“. Jede Kodierung von Beleuchtungsquelle wurde durch eine nahtlose 31 m² grosse Lichtdecke eliminiert, entsprechend den einzelnen Funktionssegmenten lässt sich die Lichtdecke in einzelnen Feldern entkoppelt programmieren. Ein durchfärbter geölter Gussboden auf Quarzsandbasis verzahnt die Nebenadern der Büroverkehrswege; alle angrenzenden Türen sind farblich auf den Bodenbelag abgestimmt , alle unterstützenden Nebengeräte / Schränke / Abstellnischen wurden in der hohlen Wandstärke integriert. (Text: Architektinnen)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Schuppich Sporn & Winischhofer Rechtsanwälte

Fotografie