Bauwerk

Gestaltung „Das jüdische Wien und Richard Wagner“
Bernhard Denkinger - Wien (A) - 2013
Gestaltung „Das jüdische Wien und Richard Wagner“, Foto: Andreas Buchberger
Gestaltung „Das jüdische Wien und Richard Wagner“, Foto: Andreas Buchberger
24. Januar 2014 - Az W
Die Ausstellung im Jüdischen Museum beginnt „Medias in res“ mit Wagners antisemitischer Schrift „Das Judenthum in der Musik“ und führt dann in einen textilen, mit Samtvorhängen ausgekleideten Raum zu Wagners Zeit in Wien. Der textile Charakter des Raumes ist von Daniel Spitzers Wagnerkarikatur „Briefe Richard Wagners an eine Putzmacherin“, aber auch von Filmsets von David Lynch inspiriert. Zeugnisse zu Wagners Zeit in Wien treten in schwebenden Vitrinen vor den Vorhang, wobei Teile der Vitrinenkörper hinter den Vorhängen verborgen bleiben. Die regelmäßige, halbkreisförmige Wellenfolge der Vorhänge wird durch ein speziell gefrästes Klemmprofil ermöglicht. In der Ausstellung wird eine Vielzahl persönlicher Erinnerungsstücke, wie z. B. Autographen, Postkarten, visitkartengroße Fotos präsentiert. Werbedrucke mit Opernmotiven zierten vor 100 Jahren Konservendosen. Hier werden sie als Einzelstücke in kleinen, flachen Vitrinen ausgestellt und gleichsam „erhöht“.

Eine geneigte, silber-metallische Ebene versammelt die kleinformatigen Objekte zu einer im Raum aufsteigenden Bewegung. Die schräge Ebene aufsteigend, führen sie zu Plakaten der ersten Aufführungen. Diese werden ungerahmt, in schwarzen Passepartouts und flachen Acrylhauben präsentiert. Es entsteht der Eindruck eines durchlaufenden, kontinuierlichen schwarzen Hintergrunds, vor dem sich die beigefarbigen Plakatobjekte abheben. Die „Bewegung“ endet in einem plastisch gestalteten, visuellen Höhepunkt: großformatige Bühnenbildentwürfe Alfred Rollers werden auf senkrechten Metallpaneelen präsentiert. Die zunächst ständig anwachsende und breiter werdende Bewegung kommt mit dem Ende der ersten Ausstellungshälfte zum Stillstand.

Der zweite Teil des Ausstellungsrundgangs beginnt mit einer Gegenüberstellung jüdischer und antisemitischer Wagnerianer. Rechterhand ragen antisemitische Thesen unterschiedlich weit in den Raum hinein. Linkerhand spannt sich ein großer Bogen visionärer Konzepte und kulturphilosophischer Werke. Die kleinformatigen Objekte werden über Konsolen den Besuchern gleichsam entgegengeführt, wobei die Wand als Fläche für Projektionen und Hintergrundbilder dient. Die Ausstellungsgestaltung lässt sich mit einem Musikstück vergleichen. Sie ist in Sequenzen gegliedert, steuert Höhepunkten entgegen, bietet Zäsuren, aber auch Übergänge. Die Vielzahl an Einzelexponaten – Noten gleich – werden dank Szenografie als Zusammenhang, gleich einer Melodie erlebt. (Text: Architekten, redaktionell überarbeitet und erweitert)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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