Bauwerk

Studio B/F
Irmgard Frank - Jennersdorf (A) - 2013
Studio B/F, Foto: Susanne Schmall
Studio B/F, Foto: Irmgard Frank
22. Januar 2015 - ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
Eine Landstraße am Kamm eines Höhenrückens, links und rechts das Gelände mit Feldern und Obstbaumwiesen abfallend, in Gegenhängen wieder ansteigend; intakte Dreiseithöfe strukturieren das Hügelland; kleinere Wohnhäuser dazwischen. Der Blick schweift frei und weit nach Slowenien südwärts, zur 16km entfernten Riegersburg im Westen, nach Osten in Richtung Ungarn/Szentgotthard. Die alte Streusiedlung gehört zur Gemeinde Jennersdorf, die Population ist hier stabil. Nach Graz kommt man per Bahn in 50 Minuten, im PKW nach Wien dauert es doch länger. In der bukolisch-alltäglichen Szene zeigt sich was Neues, mit Abstand und schlicht zwischen Bestandsbauten eingefügt. Zur Straße weiß verputzte Mauern; zwei klare, breite Öffnungen in erhöhter Lage; ein geschotterter Vorplatz zum Parken; ein geflochtenes Holzpaneel als Sichtschutz zum hinter der Tür gelegenen Hof, von da die gedeckte Treppe nach oben, umrahmt von auskragender, die Hauskante fassender Mauerblende. Vom gegenüberliegenden Hang aus sieht man noch weniger „Architektur“ – nur zwei verschieden hohe Wandstreifen. Innen überrascht ein weitläufiger Grundriss, der sich im Winkel mit Glas- und Schiebewänden zu einem Gartenhof öffnet, den geschilderten Ausblick nach Süden und Westen zelebriert. Wenige Materialien sind pur, ungemein sorgfältig verwendet: Holz an Böden, Fenstern, Schiebeläden und Pergolen; Ziegelmauern mit lichtem Putz; etwas feiner Sichtbeton; reichlich Buch-Regale und integrierte Schränke. Hausform und Raumzonierung benutzen den Typ der dreiseitigen Hakenhöfe rundum, gut abgestimmt auf die herrschenden Windverhältnisse. Die souveräne, zeitgemäße Nutzung einfacher Mittel verwandelte den Bauplatz zur Symbiose von Haus, Garten und Landschaft, zum natur-räumlichen Milieu. Es wird dem hauptsächlich in Wien werkenden Grafiker und der hauptsächlich in Graz tätigen Architekturprofessorin nicht nur an Wochenenden als Arbeits- und Wohnort dienen. Sie hatten seit Jahren in der Gegend ein Grundstück gesucht – und das durch Zufall gefunden. Das Ergebnis ist eine stimmige Antwort auf Landschaft, Kontext, Atmosphäre: ein quantitativ kleiner, qualitativ substanzieller Zuwachs für die Bau- und Lebenskultur der Region.

Jurykommentar Otto Kapfinger

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nikolaus Gartnerng[at]raumburgenland.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Walter Bohatsch

Tragwerksplanung