Bauwerk

Haus Walde
Gogl Architekten - Tirol - 2012
Haus Walde, Foto: Mario Webhofer
Haus Walde, Foto: Mario Webhofer

Gebaute Beispiele verschiedener Epochen

Auf einem beengten Grundstück in schwieriger Hanglage, das zudem in der östlichen Hälfte von einem denkmalgeschützten Gebäude – dem vom Tiroler Maler, Plakatkünstler und Architekt Alfons Walde in den späten 1930er Jahren geplanten „Haus Walde“ – besetzt wird, wünschte sich die junge Generation einen Neubau mit offenen und lichtdurchfluteten Räumen. Die größte Herausforderung bestand für die Architektin Monika Gogl in der Positionierung des Neubaus. Unter maximaler Ausnutzung der baurechtlichen Vorschriften setzt sie einen ins Gelände eingebetteten Baukörper an die nord-westliche Grundstücksecke, der in seiner Höhenentwicklung sowohl an die Topographie angepasst ist, als auch Bezug zum Bestandsgebäude nimmt.

Der Grundidee von zwei, als gebaute Beispiele unterschiedlicher Epochen nebeneinander stehenden Gebäuden folgend, konzipierte die Architektin einen selbstbewussten und eigenständigen Neubau, der einen zeitgemäßen Kontrapunkt zum „altehrwürdigen“ Bestandshaus bildet. Flachdächer mit zum Teil weit auskragenden Vordächern unterstreichen dessen scheibenhafte Struktur, eine vielschichtig strukturierte Fassade und verschachtelte Räume lassen ein komplexes Raumerlebnis entstehen.

Im Süden wurde entlang der Zufahrtsstraße ein Carport errichtet, dessen begrüntes Dach Teil des Gartens ist. Ein langer, von oben belichteter Erschließungsgang – er dient zugleich als Raum für die Sammlung der Bauherren – führt von der Straße bzw. dem Carport ins Untergeschoß. Der nördliche Teil dient als Keller, der südliche wurde als Wohn- und Arbeitsbereich ausgebaut, der vom Süden her optimal belichtet wird. Das Erdgeschoß dient komplett als Wohnebene mit einem Wohnraum im Norden und dem Koch-Ess-Bereich im Süden, die Schlafebene befindet sich in dem im nördlichen Bereich aufgestockten Obergeschoß. Auf allen drei Ebenen schafft ein dem Gelände angepasster Niveausprung differenzierte Zonen in einem sonst offenen Raumgefüge.

An der Hangseite gibt eine Natursteinwand den Bewohnern „Rückhalt“, die restlichen Fassaden öffnen sich mit großflächigen Verglasungen Richtung Garten und Talseite und bieten vielfältige Ausblicke auf die Kitzbühler Alpen. Schwellenlos vorgelagerte Freibereiche erweitern auf allen Ebenen den Wohnraum nach Außen, u. a. wird mittels einer an der westlichen Grundstücksgrenze über dem dort entlang verlaufenden Bach auskragenden Terrasse der begrenzte Raum optimal ausgenutzt. Verschiebbare Fassadenelemente aus Holz sorgen dafür, das trotz der großen Fensterflächen eine entsprechende Privatheit gewährleistet ist.

Die ineinander greifenden Räume, deren Innenausstattung ebenfalls von Monika Gogl gestaltet wurde, prägt die Reduktion auf wenige, hochwertige Materialien und eine sehr klare Formensprache. Im Kontrast zu Naturstein und Holz wurden die Decken im Erdgeschoß in Sichtbeton ausgeführt, im Schlafbereich kam sowohl am Boden als auch an den Decken Eichenholz zum Einsatz. Zentrales Element der Wohnebene ist ein offener Kamin, der zusätzlich zur Erdwärmepumpe für Behaglichkeit sorgt. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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