Bauwerk

Gemeindehaus Nauders
gritsch.haslwanter architekten - Nauders (A) - 2020
Gemeindehaus Nauders, Foto: Günter Richard Wett
Gemeindehaus Nauders, Foto: Günter Richard Wett
Das in den 1950er-Jahren errichtete Gemeindehaus Nauders war Teil eines am süd-westlichen Ende des historischen Ortskerns liegenden Gebäudekonglomerats, in dem neben den Amtsräumen auch die Rot Kreuz Ortsstelle und zwei Arztpraxen in späteren Anbauten untergebracht waren. Aufgrund des desolaten Bauzustands entschied sich die Gemeinde für einen Abbruch dieses Bauteils und lobte in Zusammenarbeit mit der Abteilung Dorferneuerung des Landes Tirol einen geladenen Architekturwettbewerb für den Neubau eines Gemeindehauses inkl. Tiefgarage und Neugestaltung des Außenbereichs aus. Dabei sollte auch die unbefriedigende Nutzungsdurchmischung zwischen Amtsgebäude und Arztpraxen gelöst werden.

gritsch.haslwanter architekten konnten den Wettbewerb mit einem Konzept gewinnen, das dieses „öffentlichste“ Gebäude in Nauders auch als solches wahrnehmbar macht. Sie platzierten das Gemeindehaus als Solitär an die südliche Grundstücksgrenze und schufen so zwischen Bestand und Neubau einen einladenden, neuen Dorfplatz. Der kompakte, dreigeschoßige Sichtbetonkörper mit leichtem Satteldach gibt durch seine Form und Höhenentwicklung der Gemeinde die notwendige Präsenz in dem von mehreren großen Hotels gebildeten Umfeld. Mit seiner zum Platz hin relativ geschlossenen Fassade bildet er den räumlichen Abschluss des Gemeindeplatzes, zu dem hin der Eingangsbereich ausgerichtet ist.

Die geforderten Räume sind übersichtlich auf drei Geschoßen untergebracht. Im Erdgeschoß befinden sich mit einer offenen Servicezone sowie den Büros des Bürgermeisters und des Amtsleiters die Flächen mit dem größten Öffentlichkeitsbezug. Weitere Amtsräume sowie der Besprechungs- und Sozialraum sind im 1. Obergeschoß situiert, diese öffnen sich wie jene im Erdgeschoß über große Fensterflächen zur platzabgewandten Seite. Ganz oben liegen das Sitzungszimmer mit Foyer und eine Terrasse. Dieser Bereich kann bei Bedarf auch für andere Aktivitäten wie kleine Kulturveranstaltungen genutzt werden.

Die Umbauarbeiten am Bestandsgebäude wurden so gering wie möglich gehalten. Ein minimaler Zubau enthält die durch den Abbruch fehlende Erschließung der beiden Artzpraxen im Erd- und Obergeschoß, die damit auch direkt an die Tiefgarage angebunden wurden. Die zum Platz hin orientierten Fassaden wurden in diesem Bereich neu gestaltet und lassen mit ihren klaren Linien ein stimmiges Ensemble entstehen.

Der zwischen Alt und Neu aufgespannte Dorfplatz ist dem natürlichen Geländeverlauf angepasst, leicht geneigte Flächen in Kombination mit Stufen überwinden die Höhendifferenz und zonieren den Freibereich. Als Knotenpunkt soll er zur Durchwegung animieren und knüpft damit an die Situation im Dorfkern von Nauders an, die durch eine Abfolge von kleinen, durch Gassen und Wege verbundene Plätze charakterisiert ist. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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