Bauwerk

Franziskanerkloster Salzburg – Generalsanierung
wiesflecker-architekten - Salzburg (A) - 2022
Franziskanerkloster Salzburg – Generalsanierung, Foto: David Schreyer
Franziskanerkloster Salzburg – Generalsanierung, Foto: David Schreyer
9. Februar 2023 - Initiative Architektur
Die jüngste Sanierung des Franziskanerkloster in Salzburg hatte nicht zuletzt das Ziel, bauliche Beeinträchtigungen zu beheben, die der Gebäudekomplex durch rücksichtlose Nutzer im 20. Jahrhundert erlitt. 1938 konfiszierten die Nationalsozialisten das Kloster, das zwischen Stift St. Peter und dem Festspielbezirk inmitten der Altstadt von Salzburg liegt. Die Nazis missbrauchten das Gebäude als Sitz der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), die hier Menschen gefoltert und ermordet hat. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde das Objekt nicht einfach restituiert, sondern von der amerikanischen Besatzungsmacht die Sendergruppe Rot-Weiß-Rot einquartiert. Nach dem Abzug der Amerikaner übernahm der ORF die Räumlichkeiten und blieb bis zur Fertigstellung des neuen Rundfunkgebäudes 1973.

Vor allem im Erdgeschoss war das Kloster – räumlich wie inhaltlich – kaum mehr erlebbar. Mit der Generalsanierung ergab sich die Möglichkeit, das Bauwerk nicht nur auf seinen historischen Charakter zurückzuführen, sondern auch zu den von den Franziskanern aktualisierten inhaltlichen Grundgedanken für das Kloster – Raum haben und geben, Humilitas, Seelsorge, Sorge um die Armen – weiterzuentwickeln. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist auch die Sichtbarmachung des Lebens und Wirken der Klostergemeinschaft im Stadtgefüge.

Aus architektonischer Sicht ging es dabei um den Respekt vor dem historischen Gebäude, dessen Ursprung bis in die Romanik zurückreicht und seine über viele Jahrhunderte aufgebaute bauhistorische Aussage. Dabei zielte die bauliche Praxis auf eine Freilegung der Grundstrukturen, die in Kenntnis der komplexen bauhistorischen Genese, im stetigen Dialog mit der Denkmalpflege, konkret mit dem Landeskonservator Salzburg und der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung (SVK), entwickelt wurde. Abgesehen von jenen großen Gebäudeteilen, bei denen es vornehmlich um den sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz ging, bildeten neue Funktionsbereiche gestalterisch eine besondere Herausforderung. Solche Bereiche sind die neue Eingangssituation, neu geschaffene Vertikalerschließungen, der wiedergewonnene Kreuzgang sowie die Adaptierung des Stöcklgebäudes, für die Zwecke der Provinzleitung des Franziskanerordens. Dieser Bauteil, der aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts stammt, wurde durch den 1926 von Architekt Peter Behrens errichteten Neubau, der zum benachbarten Benediktinerkloster St. Peter gehört, in seiner Wirkung beträchtlich verändert. Dieser sog. „Behrensbau“ überragt das Stöckl nicht nur, sondern brachte es auch statisch in Bedrängnis. Der schlechte bauliche Zustand des Stöcklgebäudes, das ungewollt an der Wand des „Behrensbaus“ hängt, erforderte eine aufwendige statische Ertüchtigung.

Während der neu gestaltete Eingangsbereich mit einer gedeckten Pergola als Zugang die Öffnung zur Stadt signalisiert, stehen der Kreuzgang und die umliegenden historischen Raumsequenzen, die von vielen Überlagerungen befreit wurden, für die nach Innen gekehrte Seite des Klosterlebens. Im zuletzt genannten Bereich konnte durch das Absenken des Fußbodenniveaus die ursprüngliche Raumhöhe wieder hergestellt. Unbedingt notwendige Eingriffe in die historische Substanz, etwa aufgrund der gesetzlichen Vorgaben für die Barrierefreiheit und des Brandschutzes, sind klar als moderne Ergänzung definiert und materiell durch die Verwendung von Sichtbeton, Glas und (gewachstem Roh-)Stahl gekennzeichnet.

Der Klostergarten, der während der Bauphase gelitten hatte, wird durch seine Neugestaltung wesentlicher Bestandteil der gesamten Erdgeschosszone und dient als wichtige Außenraumergänzung für Veranstaltungen.

Für die Generalsanierung des Klosters erhielt der planende Architekt 2022 den Architekturpreis des Landes Salzburg. Die Jury hat dabei nicht zuletzt das Zusammenspiel von Planer und Klostergemeinschaft als Bauherren besonders gewürdigt: „Es erweist sich heute als besonderer Glücksfall, dass Johannes Wiesflecker 2014 mit den Arbeiten betraut wurde. Er hat gezeigt, dass er die nötige Beharrlichkeit und Ausdauer besitzt, um ein so forderndes Projekt zu realisieren. Ein besonderes Lob gilt auch der Weitsicht der Bauherren und deren Bereitschaft, den aufwendigen Prozess mitzugehen.“ (Text: Roman Höllbacher)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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