Bauwerk

Akademisches Gymnasium Salzburg
Zinterl Architekten - Salzburg (A) - 2016
Akademisches Gymnasium Salzburg, Foto: Paul Ott
Akademisches Gymnasium Salzburg, Foto: Paul Ott

Akademisches Gymnasium Salzburg – Sanierung und Erweiterung

3. Februar 2023 - Initiative Architektur
Das älteste Gymnasium Salzburgs wurde 1617 unter Fürsterzbischof Markus Sittikus gegründet und war Vorläufer der wenige Jahre später gegründeten Universität. Bis zur Übersiedlung auf den heutigen Standort am Rainberg befand sich diese Bildungseinrichtung im alten Universitätsgebäude an der Hofstallgasse. Die Planung für diesen Schulneubau auf dem Areal eines aufgelassenen Steinbruchs stammt von dem damals in Salzburg viel beschäftigten Architekturbüro Kohlbacher, Liebl, Scheiber. Das Architektenteam konnte 1971 den Architektenwettbewerb für sich entschieden. Ausgeführt wurde das zweigeschossige Gebäude in den Jahren 1972-76 als Stahlbetonskelettbau mit vorgehängten, sehr hellen nahezu weißen Betonfertigteilen. Charakteristisch ist deren plastische Durchbildung mit stehenden Fensterformaten. Die geringe Höhenentwicklung mit lediglich zwei Geschossen war mit Rücksicht auf die landschaftliche Situation am Rainberg. Geschickt sind die PKW-Stellplätze unter die Eingangs- und Pausenplattform geschoben. Die stark gegliederte Anlage besitzt eine zweigeschossige Halle, die als Foyer und Veranstaltungsraum dient, von dem aus die einzelnen Funktionsbereichen mit eingeschossigen Hallen erschlossen sind. Beachtlich für den Entwurf ist nicht nur eine gewisse Großzügigkeit, sondern insbesondere die plastische Durchbildung des Baukörpers. Als besonders gelungen erscheint auch die Wegführung und die Höhenstaffelung der Anlage. Über eine sanfte Rampe gelangt man von der Sinnhubstraße auf eine Ankunftsfläche, von der eine breite Freitreppe mit Zwischenpodest zum Schulhof führt.

Diese mannigfaltigen Qualitäten des Bestandes zu erhalten und gleichzeitig die Behebung der vorhandenen Mängel hat den Entwurf für die Adaptierung geleitet. Aufgewertet wurde dabei die Atmosphäre in den Erschließungs- und Aufenthaltszonen, die ohne Bezug zum Landschaftsraum waren. Gleichzeitig wurden energietechnischen Schwächen des Baues aus den 1970er-Jahren behoben. Ohne auf jedes Detail des Umbaues einzugehen, zeigt sich vor allem die Qualität des Bestands darin, dass dessen räumliche und grundrissliche Disposition, die Anpassung und Weiterentwicklung zu einem zeitgemäßen Schulbau zugelassen hat. Ein Umstand, der von heutigen Bauten erst zu beweisen sein wird. Die Qualität des Entwurfs liegt darin, diese Möglichkeiten erkannt und auch feinsinnig interpretiert zu haben. So haben die Architekten der plastisch ausformulierten Betonfassade des Bestands eine ruhige ebenflächige aus glasfaserverstärktem Beton als vorgehängte Fassadenkonstruktion mit Hinterlüftung hinzugefügt und so die Charakteristik des Bestands gewahrt und auf zurückhaltende Weise das Neue differenziert ergänzt.

Mit gezielten Eingriffen wurden Schwächen des Bestands behoben – so wurden, um die natürliche Belichtung der Räume in den sehr tiefen Bestandsgrundrissen zu verbessern, Bestandselemente gezielt entfernt und der Innenraum zum attraktiven Landschaftsraum auf dem Rainberg hin geöffnet. Auf den verschiedenen Ebenen wurden Außenräume zu patioartigen Freiklassen, die bei entsprechender Witterung Erweiterungsmöglichkeiten zu den Lerninseln bilden. Dadurch wurde eine hierarchische Gliederung in einen zentralen, zenital belichteten Atriumsbereich und drei clusterartige Bauteile erreicht.

Die Erweiterungen beschränken sich auf Aufbauten im Bestandsbereich, wodurch aus dem einst zwei- ein dreigeschossiger Baukörper entstand, dessen Höhenentwicklung aus heutiger Sicht kein Verlust für die Wahrnehmung des Landschaftsraums darstellt. Dieser ist jetzt auch im Gebäude spürbar: So erlebt man nun, wenn man vom südlich gelegenen Vorplatz das Gebäude betritt, den Außenraum der im Norden des Hauses gelegenen Felswand. (Text: Roman Höllbacher)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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